||Nolin|| Ich brauch' dich

17. Kapitel

POV Colin

Eine Woche nach dem Picknick von Annika und Joel sind die beiden im Kino verabredet. Sie haben in den letzten Tagen fast jede freie Minute miteinander verbracht, also wird es endlich Zeit, dass sie mal etwas zusammen unternehmen, was außerhalb des Internats stattfindet.
Auch Noah und ich haben beschlossen einen Film zu schauen, um die Zeit zu überbrücken, bis sie wieder zurück sind, allerdings nur auf Noahs Laptop.

Jetzt sitze ich also neben ihm auf seinem Bett und mir wird immer bewusster, was für einer Qual ich mich ausgesetzt habe. Zu gerne würde ich ihn berühren, aber ich darf es nicht. Noch dazu schauen wir einen Horrorfilm. Ich gebe wirklich mein bestes, mich nicht zu erschrecken, aber jedes Mal, wenn ich nur leicht zusammenzucke, fängt Noah an zu lachen. Und dieses Lachen ist noch mehr Qual für mich, weil es sich so wunderschön anhört. Am liebsten würde ich ihn sofort küssen, wenn er seine Lippen zu einem Grinsen verzieht oder wenigstens seine Hand, die den Laptop hält, in meine nehmen. Was würde ich dafür geben mich jetzt an ihn kuscheln zu können, seinen Körper an meinem zu spüren.

Doch ich tue nichts von dem, was ich mir so sehr wünsche, weil ich genau weiß wie es ausgehen würde. Stattdessen hoffe ich, dass der Film so schnell wie möglich endet. Immer wieder vergewissere ich mich, dass noch genügend Abstand zwischen uns ist.

Irgendwann endet der Film tatsächlich. Sofort mache ich mich auf den Weg in mein eigenes Bett. Ich muss so schnell wie möglich Abstand zwischen uns bringen, bevor ich noch etwas tue, was wieder mit einer Enttäuschung endet. Als ich an meinem Bett ankomme, atme ich tief durch und erst da wird mir bewusst, wie angespannt ich während des Films tatsächlich war.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, fange ich an über den Film zu sprechen. Ein Wunder, dass ich überhaupt mitbekommen habe, um was es ging. "Schon gruselig diese Puppen", sage ich und schüttele mich, "vielleicht sollten wir doch lieber bei Zombies bleiben, damit komm' ich besser klar." Noah fällt erst mal nichts besseres ein, als wieder zu lachen, ich werd' hier noch wahnsinnig. "Zombies sind so wie so viel cooler. Als nächstes fangen wir 'The Walking Dead' an", antwortet er dann und grinst. Na super, das wird bestimmt witzig... für Noah. Für mich wird es wohl weiterhin eine Qual bleiben und das liegt definitiv nicht nur am Genre.

Irgendwann während unseres Gesprächs, kommt Joel zur Tür rein und grinst noch breiter als Noah vorhin. "Und, wie war's?", frage ich sofort neugierig. "Gut", antwortet der Junge mit der Brille. Es klingt eher so, als hätte ich ihn gefragt, wie ihm das Abendessen geschmeckt hat. Das scheint wohl auch Noah so zu sehen: "Wow, bei deiner Erzählung hat man ja direkt das Gefühl dabei gewesen zu sein", kommentiert er sofort ironisch und verdreht die Augen. Auch wenn Joel es nicht witzig findet und es vielleicht auch ein bisschen fies war, muss ich lachen. Die Aussage trifft zumindest sehr gut, was ich grade gedacht habe.
Jetzt ist Joel derjenige, der die Augen rollt, trotzdem erzählt er weiter: "Der Film war, glaub ich, ganz gut. Ich hab' allerdings nicht viel davon mitbekommen, weil ich damit beschäftigt war zu überlegen, ob ich Annikas Hand nehmen soll." Kommt mir bekannt vor, ich hoffe bei ihm lief es besser als bei mir.
"Hab' ich dann auch irgendwann gemacht und ab da an haben wir dann beide nicht mehr richtig aufgepasst, sondern uns nur noch angesehen und irgendwann haben wir uns geküsst", berichtet Joel jetzt sehr verlegen. Auch wenn ich es im Licht meiner Nachttischlampe nicht gut erkennen kann, glaube ich, dass er rot geworden ist, schon irgendwie süß.
"Ich freu' mich so für euch", sage ich grinsend, während Joel nur noch mehr rot wird und ein verlegenes "Danke" nuschelt.
"Seid ihr jetzt zusammen?", frage ich dann hoffnungsvoll. "Wir haben gar nicht mehr darüber geredet, aber ich denke schon?" Jetzt klingt er sehr unsicher. "Ich sollte sie fragen." Mit diesen Worten ist er auch schon wieder aus dem Zimmer verschwunden.