||Nolin|| Ich brauch' dich

8. Kapitel

POV Colin

Während ich mit Noah an unserem Referat arbeite, stelle ich mir immer wieder die Frage, warum er jetzt wieder mit dem Thema anfängt. Er hat mich die ganzen Ferien ignoriert, sich kein einziges Mal nach mir erkundigt und meinen Instagram Post hat er auch komplett ignoriert, obwohl mir das Bild so viel bedeutet. Es scheint ihn doch gar nicht mehr zu interessieren, was ich mache oder wie es mir geht. Warum muss er also wieder damit anfangen, obwohl es ihm doch egal ist, wie es mir geht?

Nach über einer Stunde, in der ich Noah selbst grundlegende Fakten noch einmal erklären musste, ist selbst bei mir die Luft raus, deshalb schlage ich vor es für heute gut sein zu lassen. Noah stimmt mir mit einem Kopfnicken zu und beginnt seine Sachen einzupacken.

Ich tue es ihm gleich. Anschließend verlasse den Raum, ohne Noah noch einmal anzusehen, und mache mich auf den Weg zu unserem Zimmer. Dort angekommen öffne ich vorsichtig die Tür, um Joel nicht zu stören. Er soll so schnell wie möglich wieder fit werden, damit ich nicht noch mal in Situationen komme, in denen ich neben Noah sitzen muss.

Zu meiner Überraschung sitzt Joel am Schreibtisch und löffelt Suppe. Scheinbar geht es ihm schon wieder besser als heute morgen. "Hat Annika mir gemacht", sagt er, als er sich zu mir umdreht und auf den Teller vor sich deutet. Wie lieb von Annika, dass sie sich so um ihn sorgt, sie scheint ihn gern zu haben.

"Wo warst du noch so lange?", ist das nächste, was ich von ihm höre. "Ich muss mit Noah ein Referat vorbereiten. Du musst so schnell wie möglich wieder gesund werden, damit so was nicht noch mal passieren kann.", beantworte ich seine Frage, während ich meinen Rucksack in die Ecke stelle und mich dann auf mein Bett fallen lasse. "Danke, dass du dich um meine Gesundheit sorgst". Das Augenrollen kann ich nicht sehen, aber deutlich aus seiner Stimme heraus hören. "Sorry, ich bin einfach frustriert", gebe ich ehrlich zu.

"Wie lief's denn?", will der Brillenträger nun wissen. Seine Stimme klingt vorsichtig, so als wolle er sichergehen, dass die Frage nicht zu viel für mich ist. "Es war ganz merkwürdig. Wir haben krampfhaft versucht nur über Chemie zu reden, ansonsten haben wir uns angeschwiegen. Am Anfang hat er versucht sich zu entschuldigen, keine Ahnung was das sollte, nachdem es ihn fast zwei Monate nicht interessiert hat, was bei mir los ist und wie es mir geht. Da hätte ich am liebsten angefangen zu heulen. Ich will einfach nicht mehr daran denken, es hat mir schon genug die Stimmung versaut. Und, dass er immer noch nicht auf mein Bild reagiert hat, macht es auch nicht besser. Der Moment bedeutet mir so viel und ich dachte ihm ginge es genau so".

"Er hat nichts dazu gesagt, es auch nicht geliket?". Joel sieht mich ungläubig an. Scheinbar kann er sich auch nur vorstellen, dass er es mit absicht ignoriert hat.

"Nein, deshalb bin ich ja so sicher, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will, aber die angefangene Entschuldigung macht dann wiederum keinen Sinn. Warum spricht er es dann wieder an?".

"Vielleicht sprichst du noch mal mit ihm? Es scheint euch beiden nicht gut zu gehen damit. Du denkst gefühlt an nichts anderes mehr und Noah schläft nachts nicht, wobei es nur eine Vermutung ist, dass das an eurer Situation liegt". Ich schaue Joel fragend an. "Ich war heute Nacht mehrfach wach, wegen dem Fieber konnte ich nicht gut schlafen. Noah war noch bis drei Uhr an seinem Handy und ich glaube das war nicht das erste mal, so oft wie er in den letzten Tagen zu spät zum Unterricht gekommen ist", beantwortet er meine unausgesprochene Frage.

Ich denke ein Weile über Joels Vermutung nach. Könnte es wirklich sein, dass er meinetwegen nicht schlafen kann? Eigentlich will ich mich nicht zu sehr darauf verlassen, damit ich mir nicht wieder zu viel Hoffnung mache, also wechsle ich das Thema.

"Wie geht's dir denn?", frage ich ehrlich interessiert. "Schon besser, das Fieber ist weg, aber ich hab immer noch Kopfschmerzen. Morgen bleib ich noch im Bett, auch wenn dir das nicht gefällt".