29. Kapitel

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POV Colin

Es ist einige Zeit vergangen, seit ich nach Köln gezogen bin. Das Praktikum ist mittlerweile schon zur Hälfte um. Ich konnte bis jetzt schon so viele neue Sachen lernen, die ich später in meinem Beruf gut gebrauchen kann.

Ich habe auch neue Freunde gefunden, aber mit Alex verstehe ich mich immer noch am besten. Seit unserer ersten Begegnung, können wir uns immer aufeinander verlassen und wir arbeiten super als Team zusammen.

Der heutige Kurs ist vorbei, ich will gerade meine Tasche nehmen und gehen, als Alex auf mich zu kommt. "Hi, hast du Lust was Essen zu gehen? Ich war die letzten Tage zu faul einkaufen zu gehen, also habe ich jetzt nichts mehr im Kühlschrank", er lächelt mich schüchtern an. "Klar, Essen geht immer", antworte ich und grinse.

Ich denke mir nichts dabei. In den letzten Wochen haben wir uns öfter außerhalb der Uni und unserer Gruppe nur zu zweit getroffen und er ist zu einem guten Freund geworden, bei dem auch mal meine Gedanken an Noah leiser werden, auch wenn sie nie ganz verschwinden.

"Ich will mich vorher aber noch umziehen", sage ich, während ich eine Armbewegung an meinem Outfit entlang mache. Da ich heute morgen etwas Zeitdruck hatte, habe ich einfach das erst beste was ich finden konnte angezogen.
"Ja, mach das mal, ich habe auch eher an heute Abend gedacht, wenn das bei dir auch passt?"
"Ja, das passt auch. Wollen wir uns gegen 18 Uhr am Eingang zum Studentenwohnheim treffen?" "Mhm, bis dann", meint Alex noch und ist im nächsten Moment schon fast aus dem Raum verschwunden. Kopfschüttelnd sehe ich ihm nach, dieser Chaot ist immer im Stress.

Langsam mache ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Ich sollte die Zeit bis zum Treffen sinnvoll nutzen um ein wenig meine Notizen zu sortieren. Leider ist meine Motivation nicht wirklich vorhanden. Immer wieder lasse ich mich durch mein Handy ablenken. Noah hat mir gestern wieder geschrieben und es wird von mal zu mal schwieriger seine Nachrichten zu ignorieren.

Er hat damit angefangen mir regelmäßige Updates zu schicken, was am Einstein so los ist. Dass ich nicht antworte, hält ihn nicht davon ab mir die neuesten Geschichten zu erzählen. Irgendwie finde ich es süß, dass er mich daran teilnehmen lassen will, aber so funktioniert das mit dem Vergessen leider nicht.

Bei einem weiteren Blick auf mein Handy wird mir klar, dass ich mich langsam fertig machen sollte, wenn ich nicht zu spät kommen möchte. Also gehe ich duschen, suche mir ein Outfit raus und versuche meine Haare irgendwie unter Kontrolle zu bringen.

Um 17:55 Uhr komme ich am Treffpunkt an und Alex ist schon da. "Hey", begrüße ich ihn, obwohl wir uns ja vorhin schon gesehen haben. Er kommt allerdings auf mich zu und umarmt mich. Das ist neu. Es ist zwar nur eine kurze Umarmung, aber es reicht um mich aus dem Konzept zu bringen.

"Sorry...", murmelt er, doch dann spricht er einfach normal weiter. Das Thema scheint für ihn wohl erledigt zu sein, also verhalte ich mich auch normal. "Ich habe einen Tisch in einer Pizzeria reserviert, ich hoffe das ist okay für dich. Wenn nicht, können wir auch wo anders hin", meint er. "Pizza klingt super", antworte ich, während wir los laufen.

Auf dem Weg unterhalten wir uns über eher belanglose Dinge. Er erzählt von seiner Familie und ich vom Leben auf dem Internat und wie sehr ich es vermisse dort zu sein. Er scheint recht interessiert zu sein, denn auch während des Essens kommen wir immer wieder auf das Thema. Ich finde es schön mit ihm darüber zu sprechen, weil mir das Einstein wirklich etwas fehlt, aber es erinnert mich auch immer wieder an Noah, den ich ja eigentlich vergessen möchte.

Als wir wieder auf dem Weg zurück zum Campus sind, spüre ich Alex' Finger an meiner Hand. Bei der ersten Berührung denke ich noch es ist ein Versehen, doch dann merke ich, wie er nach meiner Hand greift.

Ich ziehe meine Hand weg und werde langsamer, bis ich schließlich stehen bleibe. Er sieht mich aus traurigen Augen an: "Tut mir leid, ich dachte, dass du das gleiche fühlst wie ich."

"Alex, das tut mir leid, aber ich bin in jemand anderes verliebt. Und auch wenn es mit ihm nicht so gut läuft, kann ich mir aktuell mit niemand anderem eine Beziehung vorstellen", erkläre ich. Er sieht betroffen zu Boden. "Oh... na immerhin hatte ich die richtige Annahme, dass du auch auf Jungs stehst." Wir müssen beide lachen, doch dann wird er wieder ernst: "Ich denke ich brauche erst mal ein bisschen Abstand, ich habe mir einfach mehr gewünscht. Ich hoffe, dass du das verstehen kannst." "Okay, das ist total verständlich. Aber der Abend war trotzdem schön." Mit diesen Worten trennen sich unsere Wege. Ich gehe alleine zum Campus zurück und fühle mich schrecklich, weil ich ihn zurückweisen musste.

||Nolin|| Ich brauch' dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt