12. Kapitel

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POV Colin

Am nächsten Tag kommt Nesrin vor Freude strahlend in unser Zimmer. Ihre Miene hellt sich noch weiter auf, als sie sieht, dass niemand außer mir da ist. "Colin! Ich wollte was mit dir besprechen." Verwundert schaue ich sie an. Was will sie denn mit mir besprechen, so eng befreundet sind wir eigentlich nicht? "Du hast doch auch bemerkt, dass Annika und Joel in letzter Zeit ziemlich aneinander hängen. Wir müssen rausfinden, ob Joel auf Annika steht. Besser gesagt, du musst das rausfinden." Aha, jetzt weiß ich was los ist. Trotzdem fühle ich mich etwas hilflos. "Wie soll ich das denn bitte anstellen?" "Keine Ahnung, lass dir was einfallen." Nesrin zuckt mit den Schultern. Das hat sie sich ja super überlegt. Sie will die beiden zusammen bringen, aber ich darf die Arbeit machen.

"Was soll das denn überhaupt bringen, weißt du denn ob Annika auf Joel steht?" Unweigerlich muss ich an die Situation zwischen Noah und mir denken. Meine Gefühle für ihn haben letztendlich unsere Freundschaft zerstört, weil er sie nicht erwidern konnte. Was, wenn es bei ihnen genau so ist und dann sind wir daran Schuld. Das möchte ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß wie blöd es sich anfühlt, wenn Gefühle nicht erwidert werden. "Ich halte das, um ehrlich zu sein, für keine gute Idee. Ich will mich da lieber nicht einmischen", füge ich noch an.

"Ich hab mit Annika geredet. Sie meinte, dass sie ihn schon ganz gut findet. Wir müssen einfach rausfinden, ob er auch auf sie steht." So ganz überzeugt bin ich immer noch nicht, das verrät auch mein skeptischer Gesichtsausdruck. "Komm schon Colin, mit dir wird er eher darüber reden, als mit mir", versucht sie mich zu überzeugen. "Wir machen ja auch nichts schlimmes, wir geben nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung." Sie scheint wirklich überzeugt von ihrer Idee zu sein.

"Na gut", sage ich schließlich, "Ich mach's. Aber wehe das geht nach hinten los, dann mach ich dich dafür verantwortlich." "Damit kann ich leben", sagt sie und schon ist sie wieder verschwunden.

Wie soll ich das denn jetzt anstellen? Ich kann ihn ja wohl kaum einfach darauf ansprechen, so wird er mir bestimmt nichts verraten.

Um ein bisschen den Kopf frei zu bekommen, verlasse ich nun ebenfalls das Zimmer. Das Wetter ist immer noch sehr sonnig und heiß, weshalb ich kurzerhand beschließe Richtung Wald zu gehen. Die Bäume spenden Schatten, weswegen es angenehm kühl ist.

Eine Weile laufe ich, ohne wirklich zu wissen wohin. Bis mir plötzlich auffällt, dass ich unbewusst zur Hütte, in der Noah letztes Jahr Freddy versteckt hat, gelaufen bin. Allerdings wird mir das erst so richtig klar, als ich fast in Noah rein laufe.

"Was machst du denn hier?", fragt mich der Blonde auch sofort, als er erkennt, wer ihn da grade fast angerempelt hätte. "Sorry... Ich weiß auch nicht so wirklich. Ich wollte nur ein bisschen den Kopf frei kriegen", stammele ich vor mich hin. Noah fängt an zu grinsen. "Was?", frage ich etwas irritiert. Er schüttelt nur den Kopf und wendet den Blick ab.

Eine Weile laufen wir schweigend nebeneinander her. "Bist du eigentlich immer alleine hier unterwegs?", will ich dann doch wissen. "Ich bin nicht alleine, Freddy ist bei mir", entgegnet er nur. "Du weißt wie ich das meine." Er schweigt wieder.

"Ich bin es einfach nicht gewohnt unter vielen Menschen zu sein. Gestern das war cool, aber irgendwie auch anstrengend. Ich brauch ab und zu einfach meine Ruhe." Seine Offenheit verwundert mich, aber ich freue mich, dass er mal etwas über sich erzählt. "Aber ist das nicht langweilig?" "Nö, ich hab ja Unterhaltung." Er zeigt auf Freddy, der grade versucht einen Ast aus dem Gestrüpp zu befreien, aber kläglich dabei scheitert. Wir müssen beide lachen, er sieht einfach zu lustig dabei aus. "Okay, ist vielleicht doch nicht so langweilig", gebe ich zu.

||Nolin|| Ich brauch' dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt