10. Kapitel

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POV Colin

Ein paar Tage nachdem Noah mich auf das Bild angesprochen hat, will ich mal wieder mit Julia telefonieren. Wir hatten nicht wirklich viel Kontakt, seit die Schule wieder angefangen hat. Zum einen lag das daran, dass sie sich erst einmal an die neue Schule gewöhnen musste, zum anderen daran, dass ich sie, zusätzlich zu ihrem Stress, nicht noch mit meinen Problemen, die Noah betreffen, nerven wollte. Sie ist eh schon kein Fan von ihm, das muss ich nicht noch schlimmer machen.

Nach kurzem Klingeln geht sie dran. "Collliiin", ruft sie und ich folge dem Impuls mein Handy weiter vom Ohr wegzuhalten. "Ich freu' mich auch, mal wieder mit dir zu reden, wenn ich nach deiner Begrüßung überhaupt noch hören kann", gebe ich halb im Spaß von mir und reibe mein Ohr, aua.

"Wie läuft's an der Schauspielschule?", frage ich, nachdem ich mich von meinem Schock erholt habe. "Gut, es ist echt spannend und die Leute hier sind auch alle ziemlich cool. Ist echt schön mal Menschen zu treffen, die das gleiche Interesse haben. Aber ich vermiss' dich Colin."

Ich muss grinsen. "Ich vermiss' dich auch. Hier ist es irgendwie komisch ohne dich." "Komisch? Du meinst wohl eher laaaangweilig", antwortet sie lachend. "Ja, das auf jeden Fall." Anders als bei ihr ist meine Stimmung grade ganz weit nach unten gesunken. Meine Stimme klingt belegt, weil ich wieder an die vergangenen Wochen denken muss. Julia scheint auch zu bemerken, dass meine Laune nicht ganz so fröhlich ist. "Colin, was ist los? Ist es wieder wegen Noah? Ich bring den Typen um, wenn er dich nicht in Ruhe lässt!"

"Julia hör auf, das bringt doch nichts", versuche ich sie zu beruhigen. "Wir haben uns nach den Sommerferien, wegen eines Missverständnisses, erst mal nur angeschwiegen, wobei wir beide sehr verletzt darüber waren. Das hat sich vor ein paar Tagen zum Glück endlich geklärt. Jetzt sind wir immerhin nicht mehr sauer aufeinander, aber so wirklich reden, tun wir auch nicht im Moment. Da steht einfach noch zu viel zwischen uns und ich weiß nicht, wie wir das klären können, weil wir verschiedene Dinge wollen", beende ich meinen Monolog.

"Vielleicht wäre es besser, wenn du ein bisschen Abstand bekommst? Du kannst keine Gefühle bei ihm erzwingen, also entweder du schaffst es über ihn hinweg zu kommen oder du musst den Kontakt abbrechen."

"Ich weiß, aber ich kann ihn einfach nicht verlieren. Er ist mir so wichtig, auch als Freund und die letzten Wochen waren schon schlimm genug", gebe ich verzweifelt von mir. "Dann wirst du wohl die Option wählen müssen, in der du über ihn hinweg kommst", meint Julia daraufhin nur trocken. Ich glaube sie ist so genervt, sich immer wieder das gleiche anhören zu müssen, um so froher bin ich darüber, dass sie mir immer noch zuhört. Niedergeschlagen nicke ich um ihr zuzustimmen, bis mir auffällt, dass sie das gar nicht sehen kann. "Ja, wahrscheinlich hast du recht."

"Wie geht's denn Ava? Hab schon länger nichts mehr von ihr gehört", will Julia dann wissen. "Ich hab' momentan auch nicht so viel mit ihr zu tun, aber sie hat sich scheinbar mit einer neuen, Elly heißt sie, ganz gut angefreundet, die beiden sieht man öfter zusammen. Aber jetzt wo du es ansprichst, ich könnte wirklich mal wieder was mit ihr unternehmen." "Ja, mach das mal", versucht Julia mich zu ermutigen. "Vielleicht kann ich euch ja auch bald mal besuchen kommen?" "Das wäre richtig cool." Und schon ist meine Stimmung wieder etwas besser. "Ich muss jetzt auflegen, ich geh noch mit ein paar Freunden ins Kino. Bis bald Colin." "Klingt mega, viel Spaß und bis bald." Mit diesen Worten lege ich auf. Ich fühle mich viel leichter, jetzt wo ich ihr von allem erzählt habe, was die letzten Wochen so los war. Trotzdem sitze ich noch lange regungslos da und grübele, wie das mit Noah und mir weitergehen soll.

||Nolin|| Ich brauch' dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt