31. Kapitel

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POV Noah

Joel hat recht, ich muss es endlich schaffen mit Colin über meine Gefühle zu sprechen, aber es fällt mir verdammt schwer. Nicht nur die Angst ihn zu verlieren hindert mich daran, sondern auch, dass ich nicht mehr weiß, wie ich an ihn ran kommen soll, weil er auf keine meiner Nachrichten antworte.

In den letzten Wochen bin ich dazu übergegangen ihm nicht nur Standartnachrichten, in denen ich mich nach ihm erkundige und ihm sage wie sehr ich ihn vermisse, zu schreiben, sondern erzähle ihm regelmäßig was hier am Internat los ist. Für mich ist er immer noch der einzige Teil des Internats, weshalb ich gerne hier bin. Dass er gerade weg ist, macht es für mich fast unerträglich hier zu sein. Ich möchte, dass er weiß, wie sehr er hier fehlt.

Aber auch auf meine Tagesberichte antwortet er nicht. Trotzdem sehe ich, dass er sie immer wieder liest. Das macht zumindest ein wenig Hoffnung darauf, dass noch nicht alles verloren ist. Auch dass er mich noch nicht blockiert hat zeigt, dass es mich nicht ganz vergessen kann.

Die Wochen ziehen so unendlich langsam an mir vorbei. Ich zähle die Tage bis er wieder bei mir ist. Es sind noch genau 30.

Auch wenn ich ihm zeigen will, wie viel er mir bedeutet, schaffe ich es nicht meine Gefühle in eine WhatsApp Nachricht zu tippen. Es fühlt sich einfach falsch an, viel zu unpersönlich.

Trotzdem überlege ich, wie ich meine Gedanken am besten sortieren kann. Mir kommt die Idee einen Brief an Colin zu schreiben. So kann ich ihm alles erklären, was in meinem Kopf vor sich geht und ich finde es persönlicher als eine Nachricht auf dem Handy-Bildschirm.

Es dauert eine Weile, bis ich weiß wie ich anfangen möchte und zwischendurch muss ich immer wider pausieren, weil es mich sehr aufwühlt alles gedanklich noch einmal zu durchleben, was mich über die letzten Monate hinweg so sehr belastet hat.

Irgendwann schaffe ich es tatsächlich zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, aber es fühlt sich dennoch falsch an den Brief abzuschicken. Ich möchte Colins Gesicht sehen, wenn er ihn liest und seine ersten Gedanken, die ihm beim Lesen einfallen, hören. In diesem Brief steckt so viel Leid und gleichzeitig so viel Liebe, dass ich ihn nicht einfach mit der Post verschicken kann, ohne zu wissen, ob Colin ihn überhaupt liest.

Also verstaue ich ihn vorsichtig in meiner Nachttischschublade. Ich werde ihm den Brief geben, wenn er wieder kommt. Ich muss es nur noch einen Monat aushalten, das schaffe ich.

Ich greife nach meinem Handy um auf die Uhr zu sehen. Dabei fällt mein Blick auf den Namen, der mir auf dem Sperrbildschirm angezeigt wird und mir somit ankündigt, dass ich eine neue Nachricht erhalten habe: Colin. Colin hat mir geschrieben. Mein Herz setzt für einen Schlag aus, nur um gleich danach in doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen.

Ich setzte mich auf mein Bett und öffne den Chat: "Hey"
Mehr steht dort nicht, aber allein diese drei Buchstaben bedeuten mir schon so wahnsinnig viel. Mit zittrigen Fingern tippe ich eine Antwort: "Hey, deine Nachricht bedeutet mir viel"

Es ist die Wahrheit und wenn ich ihm schon nicht sagen kann, was ich für ihn empfinde, möchte ich zumindest zeigen, dass er mir wichtig ist.

In den nächsten Tagen haben wir wieder mehr Kontakt. Ich schreibe ihm weiterhin, was am Internat los ist und auch er berichtet mir von seinen Tagen an der Uni. Es tut so gut mit ihm zu schreiben. Endlich kann ich wieder lächeln. Ich kann es kaum erwarten, bis er wieder hier ist.

||Nolin|| Ich brauch' dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt