POV Colin
Am Abend ist Noah noch mal mit Freddy unterwegs. Ich will mich ihm nicht aufdrängen, weshalb ich mich in unser Zimmer verkrieche. Joel ist auch da. Zuerst habe ich gar nicht vor, ihn auf Annika anzusprechen, doch plötzlich kommt mir der Gedanke und lässt mich nicht mehr los.
"Heute gar nicht bei Annika?", frage ich. Hoffentlich klingt es nicht so anklagend, wie es sich gerade in meinem Kopf anhört. "Was soll das denn heißen? Ich bin nicht mit ihr verschmolzen." Da hat er wohl Recht.
"Ich dachte nur, du verbringst doch gerne Zeit mit ihr oder?" "Ja, und?" Joel sieht wirklich etwas verwirrt aus. Ich werfe alle Überlegungen der letzten Tage über Bord und frage ihn jetzt doch direkt: "Stehst du auf sie?" Jetzt ist er noch verwirrter, armer Kerl. Er zieht die Augenbrauen nach oben und es scheint ihm die Stimme verschlagen zu haben. "Nein?!", bringt er dann doch noch raus, aber so ganz überzeugt klingt es nicht. Trotzdem beschließe ich es dabei zu belassen, er scheint wirklich nicht darüber sprechen zu wollen. "Sorry", murmele ich und wende mich ab. Eine ganze Weile spüre ich noch Joels verwirrten Blick auf mir.
Am Wochenende wollen wir mit der Gruppe, also Nesrin, Annika, Joel, Ava, Elly, Noah und ich, ins Kino. Die Idee kam natürlich von Nesrin. Sie scheint sehr entschlossen zu sein, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
Wir kommen an, holen uns Snacks und suchen anschließend unsere Plätze. Ich beobachte wie Joel offensichtlich darauf achtet, in Annikas Nähe zu sein, um den Platz neben ihr zu bekommen. Um das ganze etwas besser beobachten zu können, setze ich mich auf den anderen Platz neben ihm. Noch ist die Leinwand schwarz und wir unterhalten uns, als allerdings die Werbung anfängt, berichtet Ava, dass sie noch mal aufs Klo müsse. Daraufhin fällt auch den anderen Mädchen auf, dass sie vor dem Film nochmal auf Toilette gehen wollten. Sie stehen fast zeitgleich auf und verlassen gemeinsam den Kinosaal. Noah, der bis eben schweigsam an seinem Getränk geschlürft hat, hält den nun leeren Becher in die Höhe und berichtet Joel und mir, dass er sich schnell Nachschub holen würde. So bleiben nur noch Joel und ich übrig.
Ich sammele meinen Mut zusammen und versuche Joel erneut auf Annika anzusprechen: "Joel ich will nicht aufdringlich sein, ich bin echt einfach nur neugierig. Ich hab das Gefühl, dass du mehr für Annika empfindest, als nur Freundschaft." Der Brillenträger verdreht mal wieder die Augen. Irgendwie tut er das recht häufig, wenn er mit mir spricht. "Ich weiß wirklich nicht wie du darauf kommst", auch diesmal klingt seine Antwort nicht überzeugend. "Du scheinst sehr gerne Zeit mit ihr zu verbringen. Beim Eisessen hast du, ohne mit der Wimper zu zucken, mit ihr ein Eis geteilt, bei jeder anderen Person hättest du das eklig gefunden. Und jetzt wolltest du unbedingt neben ihr sitzen. Das sind nur ein paar Situationen, die mir jetzt spontan einfallen." Joel sieht mich ertappt an. Schließlich seufzt er und gesteht: "Okay, eventuell hast du Recht, aber ich will nicht, dass sie das weiß." "Warum nicht?" "Weil ich die Freundschaft nicht verlieren will. Wenn sie nicht auf mich steht und nicht mit mir zusammen sein will, ist es schwierig einfach nur befreundet zu sein. Also ist es besser, wenn sie einfach nichts davon erfährt und sich nichts ändert."
Plötzlich fühle ich mich wieder sehr stark an die Situation zwischen Noah und mir erinnert. Bei uns ist genau das eingetroffen, wovor Joel Angst hat. Ich kann ihn also wirklich gut verstehen.
"Behalt' das bitte für dich", fügt der Junge mit der Brille noch an. Ich nicke, weil ich seine Sorge so gut nachempfinden kann.
Während des Films sitzt Noah neben mir. Sein Arm liegt zwischen uns auf der Armlehne und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich gerne seine Hand in meine nehmen würde. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass ich das lieber sein lassen sollte.
Während die anderen mit einem guten Gefühl das Kino verlassen und sich hitzig über das Gesehen unterhalten, fühle ich mich eher miserabel und trotte lustlos neben den Anderen her Richtung Internat. Ich konnte mich nicht wirklich auf den Film fokussieren, keine Ahnung, was überhaupt passiert ist. Auch im Internat wird es nicht besser. Ich beschließe gleich ins Bett zu gehen, aber ich liege noch eine Weile wach. Diese blöden Gefühle, warum verschwinden sie nicht?
Um nicht an Noah denken zu müssen, was echt schwer ist, denn auch er scheint nicht schlafen zu können, versuche ich mich mit der Frage abzulenken, ob ich Nesrin von Joels Gefühlen erzählen sollte. Ich will ihm wirklich nicht in den Rücken fallen, aber manche Menschen muss man einfach zu ihrem Glück zwingen.
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||Nolin|| Ich brauch' dich
Fanfiction"Ich will das alles nicht... befreundet sein". Dieser Satz macht Colin und Noah sehr zu schaffen. Colin ist hin und her gerissen. Er möchte Noah nicht verlieren, aber er muss auch sich selbst schützen. Doch wie soll das funktionieren, wenn beide au...