POV Noah
Colin verhält sich seit ein paar Tagen wirklich merkwürdig. Er ist ständig abwesend und scheint angestrengt über etwas nachzudenken. Wenn ich ihn darauf anspreche, wehrt er ab. Letztes Jahr war ich derjenige, dem er alles anvertrauen konnte. Es tut weh, dass ich scheinbar nicht mehr dieser Jemand für ihn bin.
Trotzdem keimt in mir der Wunsch etwas dafür tun zu können, dass es ihm wieder besser geht. Vielleicht hilft ein wenig Ablenkung.
Nach langem Überlegen, beschließe ich ihn zu fragen, ob wir ins Kino gehen wollen. Es läuft mal wieder ein Horrorfilm, dabei wird er viel zu beschäftigt sein, sich nicht erschrecken zu müssen, als dass er noch an irgendwas anderes denken könnte.
Ich finde ihn in unserem Zimmer auf seinem Bett liegend und an die Decke starrend. Er ist so abwesend, dass er nicht mal bemerkt, dass ich das Zimmer betrete.
Unsicher gehe ich auf sein Bett zu und setze mich. In diesem Moment schreckt er hoch. "Sorry", murmele ich, "ich wollte fragen, ob du mal wieder ins Kino gehen willst? Du scheinst mal ein wenig Ablenkung gebrauchen zu können." "Heute noch?", fragt Colin, während er sich im Bett aufsetzt. "Von mir aus gerne, wenn du auch willst?" Er nickt, bleibt aber trotzdem, ohne jegliche weiter Bewegung, auf seinem Bett sitzen. "Dafür müsstest du dein Bett verlassen", sage ich schmunzelnd. "Oh äh, ja natürlich", gibt der Junge mit den Locken zurück und steht tatsächlich auf.
Im Kino angekommen, stellen wir uns in der Schlange für den Ticketverkauf an. Obwohl es eine Weile dauert, bis wir dran kommen, reden wir nicht miteinander. Ich beobachte Colin dabei, wir er in die Luft starrt und wieder mal angestrengt über etwas nachdenkt. Hoffentlich macht er das jetzt nicht den ganzen Film lang.
Als wir endlich an der Reihe sind, bezahlen wir und ich nehme unsere Tickets entgegen. Ich halte Colin eines der beiden Tickets hin und als er danach greift, schaut er mir direkt in die Augen. Es ist ein wirklich kleiner Moment, aber er scheint Colin noch mehr aus der Bahn zu werfen. Schnell dreht er sich weg und macht sich auf den Weg zu den Snacks.
Wir müssen noch warten, bis wir in den Kinosaal dürfen. Also nehmen wir an einem Tisch im Eingangsbereich Platz, den Popcorn Eimer, den wir uns zusammen gekauft haben, stellen wir zwischen uns. Gedankenverloren greifen wir in den Eimer. Dabei streifen sich unsere Finger. Wir sehen uns einen Moment lang an, bis Colin den Blick wieder abwendet. Ab diesem Moment isst er nichts mehr von dem Popcorn. Es war mir nicht bewusst, dass seine Gefühle für mich scheinbar immer noch so stark sind, sodass ihn die kleinste Berührung schon so umhaut.
Während des Films beobachte ich Colin so unauffällig wie möglich. Er hat den Blick starr auf die Leinwand gerichtet, seine Unterarme liegen auf den Armlehnen auf, während er seine Finger krampfhaft an diesen festklammert. Allgemein scheint er sehr angespannt zu sein. Armer Kerl, vielleicht sollten wir doch mal das Genre wechseln, sonst wird er noch komplett verstört.
Als er sich erschrickt, muss ich mir das Lachen verkneifen. Er sieht dabei zu niedlich aus. Um ihn zu beruhigen, lege ich ihm meine Hand auf die Schulter. Seine Körperhaltung wird jedoch sofort noch steifer, weshalb ich meine Hand schnell wieder wegziehe.
Im Nachhinein stelle ich fest, dass der Kinobesuch wohl eher das Gegenteil von dem bewirkt hat, was ich eigentlich erreichen wollte. Mein Ziel war es ja gewesen Colin auf andere Gedanken zu bringen. Das ging wohl nach Hinten los, denn als wir zurück im Internat sind, wirkt Colin noch abwesender, obwohl ich mich frage, wie das überhaupt noch möglich ist.
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||Nolin|| Ich brauch' dich
Fanfiction"Ich will das alles nicht... befreundet sein". Dieser Satz macht Colin und Noah sehr zu schaffen. Colin ist hin und her gerissen. Er möchte Noah nicht verlieren, aber er muss auch sich selbst schützen. Doch wie soll das funktionieren, wenn beide au...