➳fünf {✔️} | die eigene Falschheit

1.1K 58 11
                                    

HALE

Eine Woche später musste ich feststellen, dass jeder Unterricht um einiges einfacher war, als ich mir vorgestellt hatte. Wahrsagen war eines der Fächer, die mir trotzdem Freude bereiteten. Wir beschäftigten uns gerade mit der Traumdeutung, mit der ich ebenfalls bereits vertraut war. In der letzten Stunde hatte unsere Lehrerin uns die Techniken dieser Kunst erläutert, wobei sie allerdings ziemlich verpeilt wirkte. Heute sollten wir dann mit der Deutung beginnen und an dieses spezielle Gebiet herantasten. Normalerweise war ich bis zum heutigen Tag immer pünktlich erschienen, aber etwas hatte mich heute davon abgehalten, den schnelleren Weg zu nehmen. Oder besser besagt: Jemand hatte mich davon abgehalten. Snape unterrichtete mich zwar in Verteidigung gegen die dunklen Künste, aber das hieß noch lange nicht, dass ich ihm auch in meiner Freizeit zielgerichtet über den Weg laufen musste.

Mit Draco hatte ich seit dem letzten Mal auch nicht wirklich viel geredet. Die meisten Wortwechsel waren aus purer Notwendigkeit entstanden und genauso zwanghaft verlaufen. Dafür nahm er mich in seinen Freundeskreis auf, was aber vor allem daran lag, dass Pansy und ich uns ziemlich gut verstanden und wir deshalb die meiste Zeit zusammen waren. Ich wusste, dass selbst die meisten Slytherin Pansy für ausgesprochen arrogant hielten. Auf mich wirkte sie hingegen einfach selbstbewusst. Ihr Anblick verriet noch lange nicht alles von ihrem Inneren - das wurde mir immer öfter bewusst. Ich hatte sie nicht noch einmal auf das Bett angesprochen, in dem ich nun schlief. Und damit auch nicht auf das Mädchen, zu welchem es vor mir gehört hatte. Gleichermaßen fragte ich mich aber, ob die Abneigung der meisten Slytherins gegenüber Pansy etwas mit der Sache zu tun hatte.

Gerade so pünktlich betrat ich den Raum zum Wahrsagen Unterricht. An meinem Tisch wahren noch zwei Plätze frei, was bedeutete, dass ich nicht die Einzige war, die heute zu spät kam. Dafür starrte mich Professor Trelawney nun mit großen Augen an - offenbar hatte sie nicht mehr damit gerechnet, dass ich heute erscheinen würde. Sie war gerade damit beschäftigt gewesen, verschlüsselte Symbole an eine Wand zu malen, um die Theorie dahinter zu erläutern.

Ich murmelte eine schwache Entschuldigung, ehe ich mich an meinen Tisch zu Pansy setzte. Diese blätterte bereits im passenden Schulbuch und schob es anschließend in unsere Mitte, sodass ich ebenfalls etwas lesen konnte.

Im selben Moment drehte sich Trelawney um und fragte: "Welche Bedeutung hat das Symbol also, Mr. Malfoy?"

Verwundert blickte ich auf und erkannte Draco, der den Raum gerade betreten hatte. Er starrte Trelawney erst perplex an, dann auf das Symbol an der Wand und dann zu mir. Ich schüttelte bloß den Kopf und ließ ihn somit in seiner Position allein. Trelawney realisierte, dass sie von Draco keine Antwort mehr bekommen würde und machte dann eine Handbewegung, die ihn zum Sitzen auffordern sollte. Als Draco das Klassenzimmer durchquert hatte, meldete sich eine Schülerin aus Gryffindor und gab die richtige Antwort.

Während Trelawney die Buchseite erläuterte und parallel immer wieder Dinge aus ihren eigenen Träumen als Beispiel heranzog, musterte ich das Klassenzimmer, in dem wir uns befanden. Es war ganz anders als die anderen und sah auf den ersten Blick noch nicht einmal wirklich wie ein Klassenzimmer aus - eher wie eine Mischung aus einer Dachkammer und einem altmodischen Teeladen. Es war vollgepropft mit gut zwanzig kleinen runden Tischen, umgeben von Chintz-Sesseln und üppigen Sitzpolstern. Alles war in rubinrotes Dämmerlicht getaucht; die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen und über die vielen Lampen waren dunkelrote Seidentücher geworfen. Es war stickig warm; das Feuer unter dem überladenem Kaminsims erhitzte einen großen Kupferkessel und verbreitete einen schweren, leicht übelkeiterregenden Parfümduft. Die Regale entlang der runden Wände waren überladen mit staubigen Federn, Kerzenstümpfen, Stapeln zerknitterter Spielkarten, zahllosen silbern glitzernden Kristallkugeln und einer enormen Vielfalt an Teetassen.

Death Eaters Dark Magic {Draco Malfoy}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt