Kapitel 12 - Ein Eisiger Freund

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„Und die beißen wirklich nicht?“, stellte Goal nochmal klar und verschränkte die Arme. Mia lachte und gab ihr einen kleinen Schubs: „Vertrau mir! Guck doch mal, wie lieb sie schauen!“ Sie streckte die Handfläche aus und ließ das gescheckte Pony daran schnuppern. Es schüttelte prustend den Kopf und Goal zuckte zusammen. „Wie bist du nur durchs Land gereist, Bardin?“, fragte Abbas und sattelte den stämmigen Elch, den Oblock – ein Ork, Mitglied der Gilde und Stallmeister – für ihn ausgesucht hatte. Milly zurrte bereits die Satteltaschen an Elaine’s Stute zurecht und verstaute die Tagestationen, die sie ihnen vorbereitet hatte. „Ochsenkarren“, antwortete Goal knapp auf Abbas Frage und streckte die Hand so aus, wie Mia es ihr gezeigt hatte.

Die weiche Nase des hellbraunen Ponys kitzelte ihre Haut und sie entspannte sich ein wenig. „Hier“, Milly reichte ihr eine Karotte, „Gib ihm das! M-meistens wirkt Essen W-Wunder.“ „Danke.“ Warme Augen blickten Goal an und Wärme durchflutete sie. „Du und Milly’s Augen habt fast die gleiche Farbe“, dachte sie, während sie die Karotte an das Pony verfütterte.

„Also von mir aus“, sagte Elaine und schwang sich auf ihren Schimmel, „Kann’s losgehen!“ Sie hielt die Zügel locker, so wie Lee es ihr gezeigt hatte. Ihre Tante Zelora besaß eine kleine Farm im Osten Westwends, auf der sie als Kind oft war. Sie seufzte. Ob es Tante Zelora und Onkel Equinor gut ging? Sie war seit Jahren nicht mehr zu Besuch gewesen.

„Hoppla!“, Milly eilte Goal zu Hilfe, die unbeholfen auf ihr Pony stieg. Der Hengst wieherte und trat nervös ein paar Schritte zur Seite. Mia stützte die Halbling von der anderen Seite. „Geht’s?“, fragte sie, als ihre Freundin endlich im Sattel saß. Goal pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während ihr Pony den Kopf schüttelte. „Es fühlt sich nicht richtig an“, kommentierte sie und verzog das Gesicht, „Seid ihr sicher, dass wir keinen Karren nehmen können? Dann könnten wir auch viel mehr mitnehmen!“ „Sicher!“, meinte Abbas und navigierte neben die Halbling. Auf ihrem kleinen Pony sah sie noch winziger aus als sonst. „So sind wir viel schneller.“ „Ich zeig dir, wie’s geht“, bot Mia an und verband ihr Pony mit dem Halfter von Goals Pony. Dann tätschelte sie den Nacken ihrer Stute: „Tupfer und ich reiten ganz langsam und nah bei dir, dann wird das schon.“ „Tupfer“, fragte Elaine und deutete mit einem Nicken auf Mia’s Pony, „Süßer Name.“ „Danke.“

„Tupfer, hm?“, brummte Abbas und streichelte das Geweih seines Elches, „Ich glaube ich nenne dich: Grauer. Einfach und das was du bist: Grau.“ „Ich nenne mein Pferd Sternchen!“, meinte Elaine und Sternchen wieherte im Einverständnis. „Tupfer, Sternchen…“, Goal murrte. Sie beugte sich zum Kopf der Ponys hinunter und fuhr mit der Hand durch die weiche helle Mähne. „Ich finde Pferdinand ist noch immer der beste Name. Nicht wahr, Pferdinand?“ Sie hörte Milly neben sich lachen: „Pf-Pferdinand ist das e-erste Pony mit so einem st-stattlichen Namen!“ „Sehr gut! Auch kleine Wesen haben Größe und Anerkennung verdient“, erwiderte Goal und schenkte der Zwergin ein verschmitztes Lächeln. Sie reichte ihr die Hand und drückte sie fest. „Komm gut wieder“, sagte Milly leise und Goal könnte schwören, dass sich ihre Wangen leicht rosa färbten. „Versprochen“, erwiderte sie und winkte der Mentorin zu, während sich Tupfer mit Mia in Bewegung setzte und danach auch Pferdinand mit ihr.


Ein kleiner Trampelpfad geleitete sie aus dem Wald hinaus zur Hauptstraße, die nach Jita und später weiter in den Westen nach Kingscardine führte. Mia schaute sich wachsam um, konnte aber niemanden außer ihren Gefährten sehen. Es war ein schöner Tag, der Himmel wolkenlos und das Wetter angenehm frisch. Sie hüllte sich in ihren leichten Fellmantel und genoss die Sonne auf ihrer Haut. „Seid ihr schon oft mit Pferden gereist?“, fragte sie, während sie Goal die richtige Sitzposition beibrachte. Elaine schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich bin als Kind geritten.“ „Kommst du von einer Farm?“, wollte Goal wissen. „Nein. Aber meine Verwandten!“

Der Gefallene GottWo Geschichten leben. Entdecke jetzt