Kapitel 13 - Entlang des Yangar

1 0 0
                                    

Fírnen seufzte genüsslich, als sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Gardinen in sein Zimmer schlichen. Wenn er die Augen aufschlug, - ganz langsam, da die Helligkeit nach seinem tiefen Schlaf etwas plötzlich kam - blickte er auf den kleinen, hölzernen Schreibtisch, unterhalb des Fensters, auf dem sich die wichtigen Notizen befanden. Der Drachengeborene stieß einen missmutigen Laut aus und rieb sich den letzten Schlaf aus den Augen. Die Notizen.

Er würde so gerne einfach liegen bleiben, vielleicht später auf den Markt gehen, oder sich die Gegend anschauen - Aber nein. Stattdessen hatte er sich auf den Weg gemacht, ein Artefakt zu suchen, von dessen Existenz er gar nicht so wirklich überzeugt war. Ob sich diese Möchtegern-Abenteurer ihm anschließen würden? Hoffentlich hatte er ihnen das Gefühl gegeben, dass es wirklich etwas zu holen gab... Er wollte den Weg ungern allein gehen. Natürlich würde er das Artefakt behalten, schließlich hatte er noch eine Schuld zu begleichen. Wie er dazu die anderen wieder loswerden wollte... Ach, der Plan hatte bestimmt noch Zeit bis nach dem Frühstück.

Widerwillig schlug er die Bettdecke zurück und stieg, nach einem kurzen Abstecher in die Waschkammer, die Dielen in den Schankraum hinunter. Der Loxodon, die Elfe und die Halbling saßen schon an einem gut gedeckten Tisch. Elaine unterhielt sich mit einer vierten Gestalt, ebenfalls eine Halbling, - mit rotem Haar, lustlos in einen Zopf geflochten - die gerade dabei war, Luftgitarre zu spielen. Fírnen schmunzelte. Das war bestimmt diese „Kollegin", Goal Leaf. Nach viel sah sie nicht aus, allerdings durfte man Barden nie unterschätzen. In seinem Clan gab es Teagan und Coileán, Geschwister, die als musikalisches Duo oft auf Festen auftraten und im Kampf unschlagbar waren. Als er noch unter Meister Aydriss gelernt hatte, hatte er oft gegen sie verloren. Teagan's Lachen und ihr feuriger Atem hatte er immer noch im Gedächtnis, wenn er nur kurz die Augen schloss...

„Ah, da ist ja unser Herr Entrepreneur!" Garin's Stimme holte ihn zurück aus seinen Erinnerungen. Der Wirt klopfte ihm zur Begrüßung auf die Schulter und deutete auf die Abenteurer am Tisch: „Sie haben sich schon Sorgen gemacht." „Ich muss doch testen, ob deine Betten die 10 Gold wert sind, die ich an dich abdrücke", verteidigte sich Fírnen und krempelte die Ärmel seiner blau-weißen Robe hoch. Er fühlte sich deutlich nervöser als ihm lieb war. Garin lachte schallend und schob sich dann an ihm vorbei, um zwei Tieflinge zu begrüßen, die sich mit einer großen Kiste Lebensmittel durch die Eingangstür quetschten.

Abbas schaute gespannt auf, als sich der Drachengeborene dem Tisch näherte. Er merkte, dass er sich versteifte und es wurde einen Augenblick lang still. Goal's Augenbrauen schnellten nach oben, ehe sie sich hastig aufrichtete und Fírnen die Hand hinhielt: „Fírnen? Sehr erfreut! Ich bin Goal Leaf." „Wir hatten schon gedacht, du kommst gar nicht mehr runter", meinte Mia und beäugte den Drachengeborenen skeptisch. Fírnen's Lächeln glich der Zahnklinge einer gebogenen Säge, als er antwortete: „Ein Drache braucht seinen Schönheitsschlaf." „Muss man diese Schuppen eigentlich eincremen?", wollte Elaine wissen und begann wieder zu essen. Fírnen verharrte perplex und verlor sein Grinsen. „Äh, nein. Eigentlich nicht", erwiderte er etwas verwirrt. „Aha! ‚Eigentlich' bedeutet ja, dass es doch eine Salbe oder Creme für so etwas gibt", fing Goal an und Fírnen seufzte, als Abbas ihm einen Stuhl zurückschob und sich der Drachengeborene darauf fallen ließ.

Der Loxodon konnte sich ein schelmisches Lächeln nicht verkneifen, während Elaine und Goal den Neuankömmling mit Fragen über seine Schuppenpflege löcherten.

„Wie... Habt ihr euch eigentlich nun entschieden?", versuchte Fírnen das Thema zurück zu lenken, oder besser gesagt, überhaupt zu lenken. Er hatte sich nicht geirrt: Teagan und Coileán waren handzahm im Gegensatz zu Goal. Sie drehte ihm jeden Satz zweimal im Maul um, sodass der Drachengeborene sich langsam nicht mehr sicher war, ob er sie zum Frühstück eingeladen hatte, oder doch anders herum.

Der Gefallene GottWo Geschichten leben. Entdecke jetzt