Kapitel 34

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Ich erinnerte mich nicht mehr daran, wann wir das Aquarium verlassen hatten. Erst, als wir bei mir zu Hause waren, konnte ich wieder etwas wahrnehmen. Wir waren beide wie in Trance, schmissen unsere Schuhe achtlos in die Ecke, ließen unsere Jacken und unsere Schals auf dem Boden liegen. Es war draußen schon dunkel geworden, doch ich konnte nicht sagen, wie spät es war. Es interessierte mich auch nicht. Im Moment gab es nur uns beide, und Mikey küsste mich nun voller Leidenschaft. Er spürte genauso wie ich ein extremes Verlangen und wir wollten es nicht mehr zurückdrängen. Küssend und mit halb geschlossenen Lidern stolperten wir in mein Schlafzimmer. Den Großteil unserer Kleidung hatten wir bereits auf dem kurzen Weg verloren. Nur in Unterwäsche bekleidet standen wir in der Dunkelheit meines Zimmers und küssten uns, als wäre es die letzte Möglichkeit die uns unser Leben gönnen würde. Mikey öffnete meinen BH und zog ihn langsam von meinen Armen, während ich mich bereits an seiner Unterwäsche zu schaffen machte. Als er mir ebenfalls die Unterhose ausgezogen hatte, fielen wir beide wie von selbst rücklings auf mein Bett, Mikey auf mir. Er stützte sich mit seinen Händen links und rechts von meinem Kopf ab und ließ seine Lippen langsam von meinen Lippen, meinen Hals hinunter, bis zu meinem Schlüsselbein wandern. Ich legte meine Hände an seinen Nacken, zog ihn noch weiter zu mir runter, wollte ihn mit jeder Faser meines Körpers spüren. Seine Lippen fanden ihren Weg wieder zu meinem Mund, verweilten kurz da. "Bist du dir sicher?" raunte er leise. Ich nickte. "Ja." brachte ich hervor und presste meine Lippen wieder auf seine. Er erwiderte meinen Kuss, wanderte mit seiner Hand immer weiter an mir hinunter, während er sich noch immer mit seiner anderen abstützte. Er erreichte meinen Intimbereich, strich mit seinen Fingern hin und her, drang manchmal mit 2 Fingern in mich ein und zog sich dann wieder zurück. Begehren flackerte in seinem Blick und spiegelte so meinen wieder. Das Verlangen war überwältigend und ich konnte nicht länger warte. Ich rutschte mit meinen Händen zu seinem Rücken, drückte mich ihm entgegen, wollte, dass er aufhörte mich so zu quälen. Er verstand meine Gestik, brachte sich in Position und drang dann langsam in mich ein. Der Schmerz explodierte in mir, dehnte sich in meinem ganzen Körper aus und ließ mich zittern, doch ich wusste, dass es so sein würde. Mir war klar, dass ich morgen Blut in meinem Bett finden würde, doch es war mir egal. Wir ließen einander unsere Liebe füreinander spüren. In dieser Nacht verbanden wir uns. Wir wurden eins, spürten regelrecht wie unsere Körper miteinander verschmolzen. Diese Nacht würde für immer in unserem Hirn eingebrannt werden. Wir würden nie vergessen, wie viel wir uns einander gegeben hatten.

Der nächste Tag brach an und ich spürte Wärme um mich herum. Zudem nahm ich einen mir vertrauten Geruch wahr. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte geradewegs auf Mikeys nackter Brust. Er hatte seinen Kopf in meinen Haaren vergraben und hielt mich mit seinen Armen fest umschlungen. Ich bewegte mich, wollte ihn sehen, doch Mikey gab nur ein Brummen von sich, drückte mich noch fester an sich ran und legte seine Stirn an meine. "Guten morgen." flüsterte ich und bekam wieder nur ein Brummen als Antwort. Ich hob meine Hand und strich ihm damit langsam die blonden Haarsträhnen aus den Gesicht. Endlich öffnete er die Augen und sah mich an. "Morgen..." murmelte er und gähnte. "Wir sollten langsam mal aufstehen, meinst du nicht?" fragte ich leise. "Nein." und schon lag er wieder an mich gekuschelt. Ich lachte leise und streichelte seinen Rücken. So wie es gerade war, hätte es für immer bleiben können. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten fühlte ich mich geborgen. Doch diese Idylle hielt leider nicht lange an, denn mein Handy klingelte. Mikey murmelte irgendwelche Flüche während ich nach meinem Handy griff und Emas Anruf annahm. "Guten morgen." begrüßte ich sie. "Yuna! Was fällt dir ein mir so in den Rücken zu fallen! Ich hab dich gestern Abend angerufen! 12 Mal! Und du bist nicht rangegangen! Wie kannst du mir so was nur antun!" brüllte sie mir entgegen. Mikey hielt sich die Ohren zu und vergrub sein Gesicht in meinen Kissen. "Tut mir echt leid, Ema. Ich hatte nicht mehr dran gedacht. Ich hatte mein Handy auf stumm geschaltet und dann nicht mehr drauf geschaut. Es tut mir wirklich leid." sagte ich. Mikey lugte unter seinen Haaren hervor. Ema schnaubte. "Wenn du dass wieder gut machen willst kommst du sofort zum Café und lädst mich ein, klar?" befahl sie. Ich musste grinsen. "Geht klar. Ich mach mich sofort fertig." sagte ich und legte auf. Ich legte mein Handy zurück auf meinen Nachttischschrank und drehte mich zu Mikey um. "Ich muss jetzt los, sonst schlägt mir deine Schwester den Kopf ab." sagte ich. Mikey antwortete nicht. Stattdessen sprang er förmlich auf mich und umklammerte mich. "Ich lass dich nirgends hin!" rief er und begann mich durchzukitzeln. Bald schon tat mir der Bauch vor lauter Lachen weh und ich bekam kaum noch Luft, weshalb Mikey so gnädig war, endlich von mir abzulassen. Nach Atem ringend setzte ich mich auf und funkelte Mikey gespielt böse an. "Das wird noch ein Nachspiel geben!" rief ich und schwang mich endlich aus dem Bett, um mich anzuziehen. Mikey beobachtete mich dabei genau und mir wurde es allmählich unangenehm, weshalb ich mich beeilte, um ins Bad flüchten zu können. Dort angekommen betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Lippen waren leicht geschwollen, mein Hals und meine Schultern waren mit Flecken von Mikeys Küssen übersäht. Ich richtete schnell mein wirres Haar und flocht es schließlich zu einem lockeren Zopf in meinem Nacken. Ich legte mir meinen weißen Schal um, um die Flecken zu verstecken und machte mich dann auf den Weg zu Ema. Mikey blieb anscheinend im Bett liegen, aber mir sollte es nur recht sein. So hatte ich die Chance auf dem Weg zum Café, den vergangen Tag oder besser die vergangene Nacht Revue passieren zu lassen. Ich hatte zum ersten Mal mit jemanden geschlafen. Und es war nicht irgendjemand gewesen. Es war Mikey. Ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Liebesgefühle auch erwidert werden? Und selbst wenn stellt sich immer noch die Frage, wie lange diese Gefühle anhielten. Doch ich bemühte mich darum nicht weiter darüber nachzudenken. Ich versuchte einfach im Hier und Jetzt zu leben und jeden Moment auszukosten, anstatt mir Was-wäre-wenn-Fragen zu stellen. 

Durch die Zeit, durch das LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt