Kapitel 17

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Als ich das Krankenhaus verließ, war ich völlig erschöpft. Doch ich hatte keine Zeit zum Ausruhen. Mitsuya hatte mich gestern Abend angerufen und mich gebeten heute für 4 Stunden auf seine Schwestern aufzupassen. Mikey wartete bei seinem Bike bereits auf mich, und sah mich besorgt an, als er mein aufgequollenes Gesicht sah. "Hast du geweint? Warum? Wer hat dich zum weinen gebracht?" fragte er und ballte die Fäuste. Ich hatte keine Kraft mehr für Diskussionen und schnappte mir einfach den Helm und setzte mich. "Entspann dich. Ich hab nur mit meiner Oma geredet. War halt etwas emotional." sagte ich nur. Mikey setzte sich ebenfalls und startete den Motor. "Wenn dich irgendjemand irgendwann mal zum weinen bringt, dann komm sofort zu mir. Dem Typen werde ich dann höchstpersönlich Feuer unterm Arsch machen." ich grinste angesichts seiner Fürsorge. "Zu Befehl, Chef." er nickte und fuhr auf die Straße. "Mikey, kannst du mich zu Mitsuya fahren? Ich soll heute auf seine Schwestern aufpassen." erklärte ich knapp. Er nickte. "Mach ich. Du brauchst nicht zufällig Hilfe? Ich hab heute nichts mehr vor und wenn ich nichts mache, werde ich nur depressiv, weil die Schule übermorgen wieder losgeht." ich musste einfach lachen. Ja, Schule war wirklich nicht das Paradies. Aber so schlimm? "Alles klar. Du kannst gerne dabeibleiben." "Yes." sagte er und gab Gas. 

Als wir wenig später bei Mitsuya ankamen, wurden wir bereits freundlich von ihm in Empfang genommen. "Hey ihr zwei. Danke Yoshioka, dass du mir heute hilfst. Du hast was gut bei mir." ich liebte einfach Mitsuyas friedliche Art. Er war so nett und ruhig, dass man sich in seiner Nähe automatisch wohl fühlte. "Lad mich zum Essen ein und wir sind quitt. Aber ich mach das doch gerne. Ich hab extra neue Haarspangen gekauft." er lächelte und schon kamen seine Schwestern aus dem Haus gestürmt. "Yuuuuunnnnaaaaa! Du bist wieder da! Du hast neue Haarspangen? Zeig mal her!" rief Mana und sprang mir entgegen. Luna kam ihr hinterher gerannt und umarmte mich ebenfalls. Dann richtete sich ihr Blick auf Mikey und sie versteckten sich schnell hinter mir. "Das ist der Typ! Der war dabei als der andere dich schlagen wollte! Der ist böse!" rief Luna und streckte Mikey die Zunge raus. Dieser schaute nur verwirrt drein. Scheinbar wusste er grad gar nicht, was ab ging. "Keine Angst. Der ist nicht böse. Nur ein bisschen dämlich." ich zwinkerte besagter Person zu und bekam nur einen empörten Blick. Mitsuya lachte. "Was? Wer soll dich fast geschlagen haben? Was hab ich bitte verpasst?" er lachte sich schlapp, doch verstummte augenblicklich, als Mana ihn auf den Fuß trat. "Bevor ich zur Gang kam, sind mir Mikey und Draken über den Weg gelaufen und haben gedacht ich würde Mana und Luna entführen wollen. Wir kannten uns noch nicht und Draken wollte auf mich losgehen. Ich hab mich nicht erwischen lassen." erklärte ich knapp und zeigte Luna schonmal die Haarspangen. "Achso. Na dann ist ja jetzt alles geregelt. Wie siehts aus Mikey? Bock auf meine Schwestern aufzupassen?" fragte er und schlug ihm auf die Schulter. Mikey nickte nur und blickte zu den Mädchen. "Liebend gern. Ich würde mich gerne für mein damaliges Verhalten entschuldigen und revanchieren." sagte er und verneigte sich vor den Schwestern. Diese beäugten ihn nur skeptisch, nickten aber widerwillig. So war es entschieden. Mitsuya verabschiedete sich und wir gingen rein. Er hatte eine wirklich schöne Wohnung. Wir ließen uns auf dem Sofa nieder und die Mädchen begannen meine Haare zu kämmen. Mikey beobachtete mich die ganze Zeit, was mir eine gewisse Röte ins Gesicht brachte. "Tut das gar nicht weh? Das sieht voll schmerzhaft auf." fragte er mich, als er sah, wie sehr die Mädchen zu kämpfen hatten meine Haare zu kämmen. Und Mikey hatte Recht. es ziepte höllisch. Aber so war das nun mal. Ich lächelte ihm zu. "Keine Sorge. So schlimm ist das nicht." an seinem Blick wusste ich, dass er mir nicht glaubte. Als er sah, wie ich meine Hände zu Fäusten geballt hatte schüttelte er nur lächelnd den Kopf und legte seine Hand auf meine und begann mit seinem Daumen über meinen Handrücken zu streicheln. Wie schaffte er es nur, mich in so kurzer Zeit aus der Fassung zu bringen? Es machte mich wahnsinnig und gleichzeitig sehnte ich mich nach seinen Berührungen. Was war das nur für ein seltsames Gefühl? Ich wehrte mich nicht gegen sein Tun und schloss einfach die Augen. In diesem Moment fühlte ich nur Mikeys warme Hand auf meiner und das ziepen meiner Haare, was sich plötzlich gar nicht mehr so schmerzhaft anfühlte. So verging die Zeit. Als die Mädchen endlich fertig waren und sich meine Kopfhaut anfühlte, als würde sie brennen, bemerkte ich, dass Mikey noch immer meine Hand hielt. Doch als ich zu ihm blickte, sah ich nur, wie er auf meine Haare starrte. "Und? Sag schon. Wie sieht sie aus?" fragte Mana Mikey. Dieser beäugte mich gespielt skeptisch, ehe er den beiden den Daumen nach oben zeigte. "Das habt ihr wirklich gut gemacht. Sie sieht aus wie eine Prinzessin." sagte er und wurde rot, als er meinen Blick sah. Luna sprang freudig auf. "Super! Und jetzt bist du dran." sie bewaffnete sich mit einer Haarbürste und zwei Haargummis und kam dann bedrohlich langsam auf Mikey zu. Dieser schien langsam zu realisieren, was auf ihn zukam. Er sprang sofort auf und ging ein paar Schritte zurück. "Ohh nein. Das könnt ihr vergessen." sagte er lachend. Mana und Luna nahmen die Verfolgung auf. Sie rannten durch die ganze Wohnung, doch Mikey schaffte es immer wieder zu entkommen. Schließlich erhob ich mich auf und nahm die Verfolgung auf. Ich schaffte es, Mikey am Arm zu packen und aufs Sofa zu werfen, landete dabei aber genau auf ihm. Völlig überrumpelt starrten wir uns an, unfähig irgendetwas zu tun. Wir sahen uns einfach nur an, verloren uns in den Augen des anderen und kamen und auf magische Art und Weise immer näher. Es war, als würde die Zeit stillstehen. Wie ein Film, der plötzlich pausiert wurde, waren wir in diesem Moment gefangen. Ich wusste nicht wie mir geschah, als ich plötzlich aus meiner Trance geholt wurde. "Yuna! Du hast ihn! Super!" rief Luna. Ich blinzelte mehrmals, ehe ich die Situation richtig realisierte und wicht erschrocken zurück. Erst jetzt bemerkte ich, wie nah wir uns gewesen sind. Ich ging von Mikey runter und setzte mich richtig hin. Mikey kam mit einem keuchen auch wieder hoch, sah mich kurz an und wendete sich dann mir hochrotem Kopf von mir ab. Mir ging es nicht gerade anders. Ich spürte wie meine Wangen glühten und drehte mich auch weg. "So jetzt kannst du nicht mehr entkommen!" rief Mana und löste Mikeys Haargummi. Während sie Mikey stylten, hörte ich immer wieder schmerzende Laute von Mikeys Seite aus. Doch anders als er, hatte ich nicht den Mut einfach seine Hand zu nehmen. Schon gar nicht nach der ganzen Situation gerade. Als Mikey fertig war, hatte ich wieder Fassung erlangt, doch verlor sie gleich wieder, als ich Mikey sah. Ich prustete los, hielt mir den Bauch vor lachen und schoss ein Foto mit meinem Handy. Mikey hatte zwei Zöpfe, die ihm gerade vom Kopf abstanden. Überall schmückten die buntesten Haarspangen sein blondes Haar und ließ ihn aussehen, als wäre er in die Haarklammern reingefallen. "Und? Was ist Yuna? Wie sieht er aus?" fragten mich die beiden wie aus einem Mund. Schmunzelnd sah ich von Mikey zu den beiden. "Wirklich toll. Das habt ihr sehr gut gemacht." Mikey verdrehte die Augen und die Mädels finden an bis über beide Ohren zu strahlen.   

Der restliche Nachmittag verlief relativ ruhig. Nachdem wir Pizza bestellt hatten, hatten wir uns einen Film angesehen. Dann wurde Mikey nach langer Diskussion wieder zurück gestylt und wir haben viel gespielt. Um Punkt 17 Uhr kam dann Mitsuya wieder und die Mädchen erzählten aufgeregt von ihrem Tag. "Danke, dass ihr auf die zwei aufgepasst habt." sagte er und lächelte uns zu. Mikey schnaufte. "Das wird Folgen haben. Ab sofort bist du kein Kommandant mehr." schmollte er. Mitsuya war aber auch stur. "Vergiss es. Schließlich habe ich dich nicht dazu gezwungen. Du bist aus eigenem freiem Willen hiergeblieben." darauf sagte Mikey nichts mehr. Mitsuya bedankte sich nochmal bei mir, und nachdem wir uns auch von den Mädels verabschiedet hatten, brachte mich Mikey wieder nach Hause. Die Fahrt verbrachten wir mit einem unangenehmen Schweigen, was mich fast um den Verstand brachte. Ich meine, wir hatten uns fast geküsst! Sowas durfte doch nicht einfach ignoriert werden, als wäre es die harmloseste Sache der Welt. Oder irre ich mich? Empfand nur ich so seltsam? 

Als wir ankamen, gingen wir zur Tür und ich schloss auf. Ich blieb aber im Türrahmen stehen und drehte mich unsicher zu ihm um. Er wirkte genauso unsicher wie ich. "Sag mal... Wegen vorhin..." begann ich langsam. Mit einem Mal verwandelten sich Mikeys weiche Gesichtszüge in eine steinerne Miene. Es wirkte ganz so, als würde nicht mehr Mikey, sondern der Anführer der Tokyo-Manji-Gang vor mir stehen. Er sah mich ausdruckslos an. "Das war nichts. Wir waren einfach nur von der Situation überwältigt. Sonst nichts." sagte er. Mir wurde schwer ums Herz. Da war nichts? Nichts? Das konnte er doch nicht ernst meinen. Aber was sollte ich schon dazu sagen? Die Kälte seine Worte ließen mich bis ins Mark erschüttern. Ich war unfähig mich zu bewegen oder irgendetwas zu sagen. Ich starrte ihn einfach nur sprachlos an. Er ging einen Schritt zurück. "Also dann machs gut." sagte er nur, ehe er sich umdrehte und ging. Noch immer sprachlos, sag ich ihm hinterher, wie er mit seinem Bike davonfuhr. Das konnte doch nicht wahr sein. Hatte er das wirklich nicht ernst genommen? War ihm das Ganze so sehr am Arsch vorbei gegangen?
Egal wie er empfand. Seine abweisende Reaktion verletzte mich sehr. Mein Herz schmerzte, als wenn es mit vielen Nadeln beschossen werden würde. Ich wusste warum ich so empfand. Ich wusste was das für ein Gefühl war. Und es machte mir Angst.

Durch die Zeit, durch das LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt