1
Hochzeit
Jade beobachtete den großen Blonden nun schon eine ganze Weile. Das hieß, eigentlich gab es nicht viel zu beobachten, denn er saß einfach nur auf einer der Steinstufen, die von der Terrasse in den riesigen Garten des Anwesens führten. Gerade zündete er sich eine Zigarette an. Jade blickte zu seinen Kollegen, die immer wieder an ihm vorbeigingen und die Stühle für die Hochzeitsgesellschaft in den Garten trugen. Keiner von ihnen sagte etwas.
Kopfschüttelnd ging Jade zu dem Mann, der etwa in ihrem Alter zu sein schien, und blieb vor ihm stehen.
Er hob den Kopf und blinzelte, als ihm die Mittagssonne in die blau-grauen Augen schien. „Hey", grüßte er freundlich und lächelte.
Jade starrte ihn einen Augenblick lang an. Er sah wirklich gut aus mit den unordentlichen Haaren, dem Drei-Tage-Bart und diesen Grübchen auf den Wangen, wenn er lächelte.
„Ja. Hey." Jade räusperte sich. „Also, ich mische mich ja ungern ein, was eure Arbeit angeht, aber ich denke, dass es doch angebracht wäre, wenn du deinen Kollegen ein wenig zur Hand gehen würdest."
Er legte den Kopf schief, sah Jade an als wüsste er nicht wovon sie sprach.
Sie deutete hinter sich. „Die Stühle tragen sich nicht von allein in den Garten. Los! Hopp, hopp!" Jade klatschte in die Hände.
Ihr Gegenüber nahm einen weiteren Zug seiner Zigarette und stand auf. Er überragte Jade um eineinhalb Kopflängen und sah auf sie herunter. Jade hob die Augenbrauen, als er Luft holte, um etwas zu sagen. Doch er blieb stumm, stieg die zwei Stufen hinauf und überquerte die Terrasse vor dem weiß gestrichenen Haupthaus der Plantage.
„Und im Haus wird nicht geraucht!", rief Jade ihm hinterher.
Er verharrte kurz in seinen Schritten und steckte einem der ihm entgegenkommenden Angestellten des Lieferdienstes seine Zigarette zwischen die Lippen, ehe er das Haus durch die große Schiebetür betrat.
„Unfassbar", murmelte Jade und ging zurück auf den Rasen, auf dem die Stuhlreihen für die morgige Trauung aufgestellt wurden. „Was wird denn das hier?!", rief sie, als zwei der jungen Männer abwechselnd an der Zigarette zogen, die der Blonde dem einen zugesteckt hatte. Sie entwendete ihnen den Glimmstängel und drückte ihn auf dem Rasen aus. „Wenn ich euch noch einmal bei einer außerplanmäßigen Pause erwische, dann..."
„Jade?"
Sie drehte sich nach der Frauenstimme um, die sie in ihrer Standpauke unterbrach. Es war ihre Cousine Annabelle, die nach ihr winkte.
„Was denn?", rief Jade zur Terrasse.
„Der Partyservice möchte wissen, wo sie aufbauen können!"
Jade blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Schick sie raus!"
Als sie sich wieder den beiden Männern zuwenden wollte, welche die Stühle aufstellten, hatten sich diese aus dem Staub gemacht und am anderen Ende der Reihe begonnen, die Hussen über die Klappstühle zu stülpen. Sie fingen einen Blick von Jade auf, die ihnen mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie sie im Auge behalten würde.
Ein Mann und eine Frau des Partyservices kamen ihr auf dem Rasen entgegen. Jade erklärte ihnen, dass sie am Fuße der Steintreppe die kleine Bar aufbauen sollten und den Rest in dem riesigen weißen Pavillon.
Auf der Terrasse wartete Annabelle. „Ich hasse diese Hitze hier", stöhnte Jade und legte den Kopf in den Nacken.
Annabelle lachte, konnte ihre Cousine allerdings gut verstehen, da sie ebenfalls die trockene Wärme der Westküste der schwülen Hitze Louisianas vorzog.
DU LIEST GERADE
Up & Down
FanfictionWas hält Jade davon ab, etwas mit Jon anzufangen? Ist es seine grundsätzliche Einstellung zu Frauen, Beziehung und Treue? Oder ist es Jades Cousine Annabelle, die immer wieder wie eine unliebsame Push-Mitteilung in ihr Leben poppt? - Protagonisten:...