Mein Held

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Mein Held

Gedankenverloren strich Zoe über den geröteten Stellen an ihrem linken Handgelenk, die Aarons fester Griff am Abend zuvor hinterlassen hatten.

„Z?"

Schnell schob Zoe ihre Armbanduhr über die Abdrücke, als Jade aus ihrem Behandlungszimmer trat und hinter die Anmeldung kam. „Ja?"

Jade schwenkte eine Akte durch die Luft. „Ich denke nicht, dass dies die richtigen Unterlagen sind."

„Wieso?" Zoe nahm der Freundin die Patientenakte aus der Hand. „Oh", machte sie, nachdem sie den Namen auf dem Deckel gelesen hatte. „Entschuldige. Ich muss mich vergriffen haben."

Jade beobachtete sie, wie sie die Akte in den Schrank zurücksortierte und die richtige herausnahm. „Geht es dir gut?"

Zoe übergab ihr den Ordner. „Ja, ich... Der Streit mit Aaron macht mir ein wenig zu schaffen."

Jade sah sie aus schmalen Augen an. „Willst du mir nicht erzählen was los war?"

Zoe schüttelte vehement den Kopf. „Ist nicht der Rede wert."

„Ich denke schon, denn sonst würde es dich nicht dermaßen beschäftigen."

„Nicht jetzt, Jay, okay?"

Jade presste die Lippen aufeinander. „Fein. Hauptsache du lässt dir die nächsten Tage mit Colby nicht wieder von Aaron versauen. Die Nummer mit der SMS war schon grenzwertig. Noch so ein Ding und ich werde ihn mir vorknöpfen."

„Nein!", rief Zoe ein wenig zu eifrig. „Nicht nötig", fuhr sie ruhiger fort. „Ich habe das mit ihm geklärt."

Skeptisch zog Jade die Augenbrauen zusammen. Ob Jon doch recht gehabt hatte und Aaron mehr von Zoe wollte und sie darüber gestritten hatten? Sie hoffte, dass ihre Freundin sich ihr anvertrauen würde, wenn es nötig war. Doch anscheinend mussten sich die Gemüter erst wieder beruhigen. Jade war nur froh, dass Colby in wenigen Stunden in Vegas landen und bis Montagmorgen bei Zoe bleiben würde.

Colbys Bauchgefühl schien sich ein weiteres Mal zu bestätigen, als er am Abend mit Zoe in ihrem Apartment war. Nicht, dass es ihn störte, dass sie kaum von seiner Seite wich, sich regelrecht an ihn klammerte, als sie zusammen auf der Couch lagen, doch es fühlte sich anders an.

Zoe legte ihre Uhr ab und warf sie auf den niedrigen Tisch. Colby griff nach ihrer Hand, ehe sie sie unter sein Shirt schieben konnte. Ihm waren die roten Male nicht entgangen.

„Was ist mit deinem Handgelenk?"

Zoe entzog ihm ihre Hand. „Allergische Reaktion auf meine Uhr", versuchte sie sich rauszureden.

Colby nahm ihre andere Hand, an der er die roten Stellen, die dort weniger ausgeprägt waren, zuvor bemerkt hatte. „An beiden Händen?"

„Ich habe ein neues Waschmittel, vielleicht kommt es auch daher."

Colby atmete tief durch. Er glaubte ihr kein Wort. Er war sich sicher, dass Aaron dahintersteckte und ihr Streit, doch Zoe wollte partout nicht darüber sprechen, und Colby wollte sie nicht bedrängen. Sie hatte ihm versichert, dass sie die Sache mit der SMS geklärt hatte.

Er zog sie wieder an sich und schloss sie fest in seine Arme. „Du würdest mir doch sagen, wenn dich etwas bedrückt, oder?"

Zoe nickte nur, schob ihre Hände unter sein Shirt und genoss das warme Gefühl seiner weichen Haut und die Geborgenheit, den Schutz, den seine starken Arme ihr boten. Sie schloss die Augen, lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag und schlief, erschöpft von dem emotionalen Chaos in ihrem Kopf, ein.

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