Der Sommer war schrecklich.
Bei der glühenden Hitze war ich dankbar, dass ich die meiste Zeit nackt war. Ich trat sogar die Decke von mir, legte mich auf Julius Bett und versuchte, die kühle Brise aus dem offenen Zelt zu genießen. Julius hatte Fenster in das Zelt geschnitten, um Luft hereinzulassen, aber selbst die Brise reichte nicht aus, um die Temperatur zu senken.
Schweiß tränkte die Decken unter mir und ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Meine Augen waren geschlossen und ich versuchte mich von der Hitze abzulenken, was mir missglückte, da ich auch nichts zu tun hatte. Julius muss bemerkt haben, dass ich seine Bücher las, denn seit neustem ließ er sie nicht mehr auf dem Nachttisch liegen.
Draußen hörte ich Vögel zwitschern, Männer schreien und schimpfen, während sie trainierten und Julius Befehle bellen. Ich hörte, wie jemand das Transportfahrzeug startete, wie sich ein paar Männer lautstark über die Hitze beschwerten und das Spritzen von Wasser, was mich schmerzte, weil ich auch darin baden wollte.
Das Schlimmste war, dass ich seit der Hitzewelle weitere zehn Kilo abgenommen hatte. Insgesamt wog ich wahrscheinlich halb so viel wie vor meiner Entführung. Ich konnte jetzt meine Rippen spüren und fuhr mit meinen Fingern darüber, um sie zu zählen, bevor ich depressiv wurde und ich mich wieder in den kühlen Schatten des Zeltes legte, doch selbst das reichte nicht aus, um den Schweiß zu stoppen.
Zumindest müsste ich mich nicht mehr auf Gruppenvergewaltigungen freuen. Allen war zu heiß, um irgendetwas Anstrengendes zu unternehmen und gingen nach dem Training essen und dann ins Bett. Endlich bekam ich eine Pause. Selbst Julius tat es nur einmal pro Nacht, bevor er aufgab.
Ich genoss diese lange Zeit des Nichts.
Der lange Schlaf, die Privatsphäre, die paar Stunden unter der Sonne mit dem Krimi, den ich schon mindestens sechsmal gelesen hatte und nie müde wurde, waren herrlich. Ich tat gerne so, als wäre ich einer der Charaktere, um dieser Dunkelheit zu entfliehen. Ich würde mir Szenen ausdenken, in denen ich die Charaktere auf ihren epischen Reisen begleiten würde, überlegte, was ich tun würde, wenn ich an ihrer Stelle wäre, wenn dies oder jenes passieren würde. Es war erstaunlich, was ich mit einem Buch alles machen konnte.
Und es blieb nicht bei diesem einem Buch.
Alexion reiste mit einer weiteren Ladung Waffen und Vorräten an. Er brachte mir zwei Packungen Cracker und ein weiteres kleines Buch.
"Das hier ist viel dicker", sagte Alexion, als er mir das kleine Buch reichte, während ich im Gras saß und an den Crackern knabberte, damit ich länger etwas davon hatte. "Das ist ein Klassiker." Ich nickte dankend, nahm das Buch an mich und setzte mich ins Gras, bevor ich es aufschlug. Als Alexion nicht ging, runzelte ich die Stirn und legte meinen Kopf schief, um ihn über das Buch hinweg anzusehen. Er starrte mich auf eine Weise an, die mir extrem unangenehm war. Ich setzte mich langsam wieder auf und schloss das Buch. Als würde er merken, dass er mich verunsicherte, trat er zurück und wandte den Blick ab. Ich hatte vermutet, dass er mir etwas sagen wollte, doch das tat er nicht. Er ließ mich wieder mit den sieben Wachen allein, die alle meckerten, stöhnten und mich beleidigten, weil es irgendwie meine Schuld war, dass sie mich Babysitten mussten.
Gut, wollte ich sagen. Ich hoffe, ihr leidet lange und verglüht in eurer Rüstung, ihr Dreckskerle.
Ich las weiter und vergrub dann mein Buch, als es Zeit für mich war, wieder ins Zelt zu gehen. Kaum war ich ausgezogen, schob mich Julius aufs Bett und kletterte auf mich. Ich verzog das Gesicht bei dem stinkenden Schweiß- und Blutgeruch an ihm. Ich merkte, dass er wütend war, weil die Hitze um mich herum unerträglich wurde. Bis zu dem Punkt, an dem mir schwindelig und schlecht wurde.
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Sündhaft (malexmale) [Übersetzung]
FantasyBuch 10] Raven nimmt seinen Job sehr ernst, weshalb er keine Zeit für seinen persönlichen Stalker, Devereaux, die Todsünde der Lust hast. Doch als der Krieg zwischen Hölle und Hades ausbricht, könnte Dev seine einzige Rettung sein. Achtung! Dieses W...