Die Farbe Gelb

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Hastig rannte er die Treppe hinauf. Seine Eile hätte ihn fast ins Straucheln gebracht, die Schüsseln in seinen Armen gerieten gefährlich ins Wanken. Mit einem Aufschrei versuchte Naruto den Turm aus Gefäßen auszubalancieren und schaffte es mit einem Ausfallschritt die größte Katastrophe zu vermeiden.

Seufzend setzte er seinen Weg fort, nur dieses Mal mit etwas mehr Vorsicht.

Naruto erreichte den Gang, in dem ihn das gleiche finstere Gesicht wie jeden Tag anblickte. Der Mann seufzte und musterte die Lieferung aus Essen in seinen Armen, dann tippte er auf ein Blatt.
„Würden Sie bitte meinen Namen eintragen, ich habe die Hände etwas voll", bat Naruto. Sein Gegenüber gab ihm keine Antwort, rollte mit den Augen und kritzelte Narutos Namen auf das Besucherformular.

„Danke!" Grinsend schob Naruto sich durch die Tür und fand schon bald sein Ziel. Auf einer Bank stellte er die Schalen ab und stellte erstaunt fest, dass er nicht allein war.
„Nanu? Sakura, du bist ja auch hier."

Sakura schenkte ihm ein Lächeln, doch es erreichte ihre Augen nicht. Naruto kratzte sich unbeholfen am Kinn.
„Soll ich wieder gehen? Wollt ihr allein sein?"

Sakuras Augenbrauen schoben sich eng zusammen. „Nein", sagte sie hastig und Naruto verstand nun gar nichts mehr.

„Sie ist nicht meinetwegen hier", mischte sich eine Stimme ein. Naruto riss seinen Blick von Sakura los und betrachtete Sasuke durch das Gitter einer Zelle.
„Hm?", machte Naruto verwirrt.

„Ich wollte mit dir sprechen, Naruto. Aber du warst nie in deiner Wohnung ... Lee erzählte mir, dass du hier jeden Abend herkommst."

„Mit mir?", fragte Naruto, setzte sich nun jedoch in Bewegung. Er schnappte sich drei der Schüsseln und schob sie durch die Klappe in die Zelle. Sasuke seufzte, doch Naruto ignorierte es, wie jeden Abend.

„Es gab heute drei unterschiedliche Ramen im Angebot, ich wusste nicht, welche du magst, also hab ich sie dir alle mitgebracht."
„Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich bekomme hier genug zu Essen."
„Na ja, aber dieses Zeug kann man sich ja wirklich nicht antun. Sakura, möchtest du auch eine Portion? Ich habe genug mitgebracht."

Für einen kurzen Moment hatte Naruto das Gefühl, Sakura würde ihn gleich anschreien, doch sie lächelte milde.

„Ja gern", sagte sie und überforderte Naruto damit kurz. Er fing sich und beschrieb Sakura die verschiedenen Sorten an Nudelsuppen, die er mitgebracht hatte. Sie schnappte sich eine und öffnete den Deckel. Narutos Magen knurrte und er setzte sich auf die Bank neben seine Kameradin, die sich an die Wand gelehnt hatte. Sie saß in Narutos Richtung und schien Sasuke keines Blickes zu würdigen.

Schon seitdem Ende des 4. Shinobi Weltkrieges hatte Sakura kein Wort mit Sasuke gesprochen und ihn auch nicht in seiner Zelle in der Verhöreinheit Konohas besucht. Naruto tauschte einen kurzen Blick mit Sasuke, dessen Gesicht emotionslos wirkte.
Naruto wusste jedoch, dass es seinen Freund durchaus belastete. Trotz all seiner Reue-Bekundungen, hatte Sakura es nicht geschafft, Sasuke zu vergeben.
„Also, worüber wolltest du mit mir sprechen Sakura?"

Sakura hatte ihre Suppe zur Hälfte gegessen und stocherte nur noch darin herum. Sasuke hatte sein Essen noch nicht angerührt. Naruto wusste jedoch, dass er dies tun würde, sobald sie fort waren. Die Stäbchen fielen aus Narutos Hand, der sie mit einem Fluchen wieder aufhob. Sakura betrachtete seinen bandagierten Arm mit offenem Interesse. „Wie kommst du mit der Prothese zurecht?"

Naruto betrachtete seine Hand und grinste: „Es wird langsam besser." „Du solltest deine Termine bei Tsunade-Sama wirklich einhalten, Naruto. Die Krankengymnastik ist wichtig, damit du die Prothese komplett zu beherrschen lernst."

Naruto: Norikos Tagebuch (wöchentliche Updates!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt