Er lebt in dir

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Die Mission, die uns quer durch das Land führte, war recht ereignislos, was ich begrüßte.
Zu viele unserer vorherigen Missionen waren aufregend genug gewesen und ich freute mich darüber, die unterschiedlichsten Orte des Landes zu besuchen, ohne dabei überall auf Feinde zu treffen.

Wir brachten den Berater unseres Daimyou sicher an sein Ziel und kehrten an einem sonnigen Herbstnachmittag nach Konoha zurück.
Buntes Laub zierte die Straßen, kühler Wind riss an meiner Kleidung und ich betrachtete meine Heimat aus der Ferne. Ein seltsames Gefühl überkam mich und ich musste einen Kloß herunterschlucken, der sich in meinen Hals gelegt hatte.

„Was ist?", fragte Shisui mich, der bemerkte, dass ich langsamer geworden war. Ich seufzte. „Ich weiß auch nicht", murmelte ich und beschleunigte meinen Gang.
Wir erreichten die ersten Ausläufer unseres Dorfes. Gai streckte sich genüsslich und wollte sich gerade von uns verabschieden, da entdeckten wir Gais ehemaligen Teamkollegen Genma, der gerade um die Ecke geschlendert war.

„Ach, Team 5 ist auch zurückgekehrt", sagte er und etwas in seinem Blick gefiel mir nicht.
„Hallo Genma. Ja wir haben unsere Mission erfolgreich abgeschlossen", sagte ich und Shisui neben mir verschränkte die Arme vor der Brust. „Du sagtest ‚auch'?"

Genma steckte beide Hände in die Hosentaschen und wirkte gequält. „Team 4 ist heute Morgen zurückgekehrt, aber deren Mission lief nicht so gut", sagte er, „Du solltest zu deiner Familie gehen, Shisui." Shisui machte einen großen Schritt auf Genma zu.
„Was ist passiert?"

Genma seufzte erneut. „Nun, es ist ... Obito Uchiha hat die Mission nicht überlebt. Ihr wart doch entfernt verwandt, wenn ich mich nicht recht irre?"

Shisui wich einen Schritt zurück. Er warf mir einen schockierten Blick zu und ich drückte seinen Arm. Zwar hatte Shisui nie viele Berührungspunkte mit Obito gehabt, obwohl sie entfernte Cousins waren, doch ich wusste, dass er sich mehr um seine Eltern sorgte, die eng mit Obitos Eltern befreundet waren.
„Wie geht es Kakashi und Rin?", fragte Gai und Genma kratzte sich am Kinn.
„Rin geht es gut, sie ist zuhause. Kakashi ist in der Klinik, ich weiß aber nicht genau, was mit ihm ist." Mein Herz setzte einen Schlag aus.

Ich drückte Shisuis Arm erneut. „Geh zu deiner Familie", sagte ich stimmlos und ließ seinen Arm los. Mein Blick fiel auf Gai, der mir kaum merklich zunickte.
„Wir sehen uns später", murmelte Shisui und verschwand schneller, als das menschliche Auge es hätte sehen können.

„Komm", sagte Gai zu mir und ich folgte ihm. Wir verstanden uns ohne Worte.

Innerhalb weniger Minuten erreichten wir die Klinik Konohas. Die Pflegerin an der Anmeldung schien ewig auf ihren Unterlagen herumzusuchen, bis sie uns endlich zu dem Zimmer führen konnte, in dem Kakashi untergebracht war.

Eine Ärztin kam soeben aus dem Zimmer und sah uns mit einem schiefen Lächeln an.
„Seid ihr Freunde von Kakashi?", fragte sie und ohne darüber nachzudenken, nickte ich. Auch wenn er oft ein unausstehlicher, arroganter Besserwisser war, hätte ich ihn dennoch als Freund bezeichnet.
„Es ist sehr nett, dass ihr gekommen seid, aber er möchte im Moment keine Besucher haben."
„Wie- wie geht es ihm denn?", brachte ich hervor und die Ärztin presste die Lippen aufeinander.
„Es geht ihm soweit ganz gut, er wird die Klinik morgen verlassen können."
Wir verabschiedeten uns von der Ärztin und schlenderten zum Ausgang der Klinik. Plötzlich fiel mir siedend heiß etwas ein.

„Minato!", hauchte ich und Gai sah die Panik in meinen Augen. Minato war gemeinsam mit Team 4 unterwegs gewesen.
„Es geht ihm sicher gut. Geh nach Hause, ich bin sicher, du wirst Minato dort wohlbehalten vorfinden."

Ich wollte seinen Worten glauben, doch Angst schnürte mir den Atem ab. So schnell, wie ich konnte, rannte ich den ganzen Weg bis zu unserem Haus. Nach Atem ringend stieß ich die Tür auf und ein lauter Schluchzer löste sich aus meiner Kehle, als ich Minato erblickte. Ohne Wort fiel ich in seine Arme und er tätschelte meinen Kopf.
Als ich mich endlich beruhigt hatte, löste ich mich von ihm und setzte mich peinlich berührt an den Tisch.

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