Neue Freunde und ein Rivale zum Abgewöhnen

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Etwa zwei Monate nach meiner Ankunft in Konoha, trafen Kushina und Minato eine Entscheidung.
Es war einiges an Überredungskunst von Minatos Seite nötig, doch schließlich schaffte er es, seine Eltern zu überzeugen. Sie übergaben Minato den Schlüssel für das Haus seines verstorbenen Großvaters. Seine Eltern hatten ursprünglich geplant, es ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag zu übergeben, also erst dann, wenn er offiziell erwachsen wurde.
Doch es herrschte Krieg. Minato hatte Dinge erlebt, die ihn schon früh zu einem verantwortungsbewussten jungen Mann geformt hatten. Er war reifer, als die meisten Fünfzehnjährigen es heutzutage wären und auch seine Eltern erkannten, dass in diesen schwierigen Zeiten kein Platz für falsche Zurückhaltung war. Auch wenn Minato und Kushina jung und unverheiratet waren, trauten sie ihnen zu, mich großzuziehen. Dafür jedoch brauchten wir ein geeignetes Heim.

Kushinas Apartment im Zentrum Konohas war schlicht zu klein für drei Leute und auch das Haus, in dem Minato bis dahin lebte, hatte keine Zimmer übrig.
Es war ein kühler Wintermorgen, als wir unsere Sachen packten und alle drei gemeinsam das Haus am Rande des Dorfes bezogen. Minato hatte es tagelang hergerichtet, ganz zum Verdruss des Dritten Hokage, der Minatos Team auf Missionen schicken wollte. So war er gezwungen, direkt nach unserem Einzug Konoha zu verlassen, um erneut in den Kampf zu ziehen.
Kushina war für eine kurze Zeit von ihren Pflichten entbunden worden, um sich um mich zu kümmern.

Obwohl ich es genoss, jemanden um mich herum zu haben, spürte ich auch ein schlechtes Gewissen in mir aufkeimen. Kushina war eine fähige Kunoichi und ich war mir sicher, dass ihre Fähigkeiten in diesen Zeiten dringend benötigt wurden. Nicht zuletzt, weil sie eine Uzumaki war und somit viele der geheimen Versiegelungs-Jutsus unseres Clans kannte.

Mein Leben in diesen Tagen bestand hauptsächlich daraus, mich aus den Alpträumen zu ziehen, die mich stetig heimsuchten, dabei jedoch gleichzeitig eine gute Miene aufzusetzen. Ich wollte nicht, dass Kushina sich zu viele Sorgen um mich machen musste. Nach und nach erst, begann ich, mich Kushina zu öffnen und langsam zu meinem alten ich zurückzufinden.
Minato kehrte ein paar Wochen später von seiner Mission zurück.
Er wirkte erschöpft, war jedoch ansonsten wohlauf.

„Ihr habt euch hier schon gut eingelebt", stellte er fest und betrachtete die Dekorationen, die Kushina und ich gemeinsam für unser Wohnzimmer gebastelt hatten. Auf einer Kommode stand ein aus Ton geformter Bilderrahmen, den ich mit gelben Steinchen beklebt hatte. Der Rahmen enthielt unser erstes gemeinsames Foto.
„Es duftet ganz wunderbar, ich bin am Verhungern", gab Minato bekannt. Kushina und ich werkelten in der Küche herum.
„Das ist ein Rezept von Noriko."
„Ach wirklich?"

„Eigentlich ist es von meiner, also unserer Großmutter." Ein Schmerz durchzuckte mich. Ich bemerkte durchaus, dass Minato und Kushina einen Blick austauschten und eine kurze, stumme Konversation führten.
Erst nach dem Essen jedoch erfuhr ich, was Minato durch den Kopf gegangen war.
„Noriko, ich möchte ehrlich zu dir sein. Du bist zwar noch sehr jung, aber es sind schlimme Zeiten. So gern wir dich auch mehr vor den Schrecken des Lebens behüten würden ...", Minato knabberte an seiner Unterlippe.

„Ihr habt keine Überlebenden in Uzushio gefunden, richtig?", fragte ich. Minatos Gesichtsausdruck war ernst.
„Richtig. Das Dorf ist ein kompletter Trümmerhaufen. Wir haben viele Leichen geborgen und vergraben. Darunter war auch eure Großmutter. Es tut mir leid."

Die Gewissheit, dass meine Großmutter nicht überlebt hatte, hatte eine andere Wirkung auf mich, als Minato es offensichtlich befürchtet hatte. Die Hoffnung, sie doch eines Tages wiederzusehen, hatte zwar in mir geschlummert und die Tatsache, dass dies nie geschehen würde, schmerzte sehr. Doch es war auch eine Erlösung, Gewissheit zu haben.
An diesem Abend schlich ich mich erneut aus meinem Zimmer, um mir etwas zu trinken zu holen und entdeckte Kushina weinend in Minatos Armen. Es war das erste Mal, dass mir wirklich bewusst wurde, dass auch sie ihre Familie, ihren Clan, ja ihre einstige Heimat verloren hatte, und ähnlich trauerte wie ich.

Naruto: Norikos Tagebuch (wöchentliche Updates!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt