11

206 7 1
                                    

Mama, akzeptiere, dass ich ein Kopftuch trage, akzeptiere mein Essverhalten, akzeptiere meine Religion", flehte ich sie unter Tränen an. "Nein, nein und wieder nein", sagte sie streng. "Du hast doch dieselbe Religion, warum akzeptierst du es nicht, mhm?" "Ach, weißt du es nicht?", sagte sie gespielt verblüfft und mit einem provozierenden Lächeln. "Ich habe mich entschieden, keine Muslimin mehr zu sein!" "Warum?", hauchte ich. "Imaan, denkst du ernsthaft, du wirst ins Paradies kommen? Denkst du ernsthaft, dass es so etwas wie ein Paradies gibt, hmm?" "Warum bist du von deinem Glauben abgekommen, Mama? Warum?" "Sieh mich doch mal an. Siehst du nicht, wo ich lebe, was passiert ist? Wenn Allah mir einen Sohn anstatt 2 Töchter gegeben hätte, würde er mich versorgen, anstatt sich selbst, aber ich habe 2 egoistische Töchter bekommen, die sich nur um uns selbst sorgen", sagte sie wutgeladen. "Denkst du, ich glaube an so einen Gott, der mir alles nahm - mein Gut und Haben - und mir nichts gab?" "Mama, bitte, Hör auf". Flehte ich sie schon unter Tränen. Ihre Worte sind wie ein Messerstich in meinem Herzen. Ich nahm meine Tasche die sich im Flur war und ging anschließend durch die Hausstür. Ich dachte, ich würde dieses Mal keinen Streit mit ihr haben und dass sie sich zurückhalten würde, aber anscheinend habe ich mich geirrt. Immer wieder erlebe ich denselben Teufelskreis. Ich bin gefangen, gefangen zwischen dem Hass meiner Mitmenschen und der Liebe zwischen mir und Allah. Jeden Tag höre ich mir den Rassismus an. Jeden Tag spüre ich diese Feindseligkeit. Doch ich spüre auch die Liebe von Allah, die Barmherzigkeit. Ist die Liebe zu Allah stärker als der Hass meiner Mitmenschen?

...

Montag 20.10.2020

Ich bin auf dem Weg zur Uni und schreibe heute meine erste Politik-Klausur. Ich bin ziemlich aufgeregt. Als ich am Samstag wieder zuhause ankam, verkroch ich mich nur in meinem Zimmer bis Sonntag, doch ich musste mich aus dem Bett zwingen. Die Jacke von Azem habe ich dabei und sogar gewaschen. Sie riecht so schön nach Rosen. Naja, vielleicht mag es ein Mann nicht, aber dieser Geruch ist unbeschreiblich schön. Nur muss ich die Jacke Azem zurückgeben, wenn niemand zusieht. Sonst würden die meisten anderen falsche Gedanken haben. Angekommen setze ich mich an den Tisch der Cafeteria und ging nochmal die Themen der Klausur durch. Doch meine Gedanken waren nur bei Mama. Wie sie mich anschrie, wie sie mich behandelte, als ob ich ein Stück Dreck wäre. Doch ich bin ihre Tochter, nur mit einer Kopfbedeckung. Man sieht doch nur meine Haare nicht. Warum behandelt sie mich dann so wie einen elenden Haufen? Bin ich so wertlos? Bin ich so armselig? Verdiene ich keine Würde? ,,Na, wie geht's meiner Lieblings-Hijabi?" sagte Abdul und setzte sich zu mich. ,, Gut, und dir." ,, Eh.. auch gut. Imaan, was ist los? In letzter Zeit bist du so betrübt." ,, Alles gut, lerne nur." Sagte ich und wendete mein Blick ab, bevor ich Tränen vergießen würde. ,, Okay, Ehhmm.. ich habe eine Frage an dich." Sagte der Libanese mit den Locken, unsicher und kratze sich am Nacken. ,, Jaa?" ,, Am Samstag ist mein Geburstag, und ich wollte dich fragen ob du auch kommst. Bring Ayda und Cedra gerne mit." ,, Ehrlich, ich komme gerne." ,, hmm, ich frage mal Ayda nach ob sie kommt, aber Cedra kommt bestimmt." ,, Okay, super".

Nach der ersten Vorlesung hatten wir 2 Stunden frei. Abdul fuhr nach Hause, da er noch etwas für seinen Geburtstag klären musste, aber ich fuhr in die Stadt, um ihm ein Geschenk zu kaufen, da ich die restliche Woche bis 20 Uhr arbeiten muss und nur heute Zeit habe, um etwas zu besorgen. Oh Mann, so viel Geld habe ich auch nicht übrig. Ich gehe erstmal zur Bank und überprüfe meinen Kontostand. Moment mal, 500 Euro? Woher kommen die jetzt? Ich hatte doch nur noch 100 Euro übrig. Wahrscheinlich hat Baba mir diese 400 Euro überwiesen. Ich will das Geld nach unserer letzten aussernander setztung garnicht annehmen, doch eine andere Wahl habe ich nicht. Ich hebe 400 Euro ab und gehe zu Douglas, um Männerparfums zu kaufen. Ich rieche an verschiedenen Marken wie Chanel, Armani und Dior Sauvage. Dior Sauvage erinnert mich an jemanden - Azem. Ich frage mich, woher ich das so genau weiß, aber ich schiebe den Gedanken an Azem beiseite und entscheide mich, das Armani-Parfüm für Abdul zu kaufen. Danach gehe ich zu einem islamischen Laden, den ich entdeckt habe, und kaufe ein Gewand und die passende Mütze, damit Abduls Haare während des Betens bedeckt sind. Ich kaufe auch viel Schokolade, da Abdul Schokolade über alles liebt, und gehe dann zurück zur Uni.

Wir und diese DunyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt