Wir und diese Dunya

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Freitag 30 Mai 2021

Ich gehe aus der Moschee. Das Freitagsgebet hat meine Seele gereinigt und war entspannend. Die Zentral Moschee in Köln ist so schön. Der blaue Teppich beruhigt einen. Es war auch schön, dass es zum Freitagsgebet voll war. Leider fahren wir heute schon zurück. "Imaan, welche Musik willst du hören?" fragte mich Abdul im Auto. "Mach von Ayliva Bei Nacht dran", sagte ich zu ihm. Aus dem Fenster schaute ich heraus und blickte auf all diese Menschen. Was arbeiten sie? Haben sie einen Freund oder eine Freundin? Welche Religion haben sie? Ist ihr Leben schwer? "Wie geht es Lorenzo?" fragte Abdul gespielt höflich. "Ich schätze gut", sagte ich zu ihm. Er nickte. "Wir kommen bald ins 3. Semester", quiekte er. Stimmt, bald fängt das 3. Semester an. Wie die Zeit fliegt. "Fehlen nur noch 3", sagte ich zu ihm betrübt, wie immer. "Wo ist mein Noor hin? Mein Noor fehlt mir? Mit Azem ist auch das Noor aus meinem Gesicht gegangen. In der Nacht bin ich der Mondschein, der die Nacht erhellt, und am Tag bin ich der Sonnenschein, der den Tag aller Menschen erhellt. Doch für mich? Für mich strahle ich weder in der Nacht noch am Tag.Vieles ist in den letzten 7 Monaten passiert. Azem ist seit 7 Monaten weg. Er studiert im Ausland. Wo genau, weiß ich nicht. Wann er zurückkommt, habe ich keine Ahnung. Abdul und Amir sagen, dass sie es auch nicht wissen, aber ich bin mir sicher, dass sie lügen. Apropos Lügen, Baba und Mama sind wieder zusammen. Wie das passieren konnte, weiß ich nicht.

"So, wir sind da", riss mich Abdul aus meinen Gedanken. "Danke", sagte ich und stieg mit Ayda aus. Ich schloss die Tür unserer gemeinsamen neuen Wohnung auf. Sie hat es mit Baba und Mama nicht ausgehalten. Wer hält es auch mit den beiden aus? Ich meine, sie streiten sich jeden Tag. Ayda studiert hier ab Sommer Management. Wenn mein drittes Semester anfängt, freue ich mich besonders für sie und hoffe, dass sie neue Freunde findet. Die letzten, die wir hatten, waren nicht so prickelnd, aber naja. Ich verrichtete mein Maghrib- und Isha-Gebet und setzte mich anschließend auf mein Bett und blickte den cremefarbenen Abaya an. Abaya hatte ich lange nicht mehr an. Es gibt im Leben Abschnitte, wo man sich nicht mehr wohl fühlt. Ob es die Nase ist oder der Körper, ich fühle mich nicht mehr wohl, wenn ich meinen Abaya anziehe. Das Kopftuch würde ich niemals ablegen. Den Gedanken hatte ich, doch mein Imaan ist nicht dafür zu schwach. Ich bin nicht schwach, nur fühle ich mich nicht so wohl. Vielleicht sollte ich es wieder versuchen, mit Abayas und Jilbabs. Ja! Motovierend bestelle ich mir neue Abayas, in all möglichen farben. Weiß, pink, lillah, grün und cremefarbend. Cremefarbend. Seuftze ich in meinen gedanken.  Ich denke an das cremefarbene Abaya, das ich bereits besessen habe. Der erste ist verbrannt worden wegen Azem. Den zweiten habe ich in meinem Schrank, den ich immer nach meinen Gebeten anblicke. Azem hat ihn mir geschickt. Ich erinnere mich sogar an das Datum: 26. Dezember 2020. Es war das einzige Lebenszeichen, das ich von Azem erhalten habe, abgesehen von seinem Instagram, aber er ist nicht sehr aktiv. Ich bemerkte, dass es bereits 21 Uhr war, als ich meinen Laptop anschaute. Schnell nahm ich mir meinen Handy zu Hand und rufe Lorenzo an. ,, Wo ist Adam"? Fragte ich ohne ihn zu begrüßen. ,, Hallo Imaan". Lachte er. ,, Adam schläft schon". ,, Ouh, dann rufe ich morgen wieder an". ,, Wie war eigentlich der Ausflug nach Köln"? Fragte er. ,, Es war wunderschön, wir haben die Zentralmoschee besucht und viel gegessen". ,, Ach ja, nächstes mal solltest du mit mir und Adam nach Italien fliegen". Sagte er.
Ich antwortete nichts. "War nur Spaß, brauchst keine Angst zu haben",  "Hmm", brach ich heraus, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte.  "Arbeitest du wieder im Café?" "Nein, ich gebe den Kindern in der Moschee Unterricht", antwortete ich. "Ach so, voll interessant", sagte er. ,, Hmm" sagte ich gähnend. "Dann auf Wiedersehen, ich hoffe, wir sehen uns." "Ja, inschAllah. Gib bitte Adam von mir ein Küsschen." "Mach ich." Und somit legte ich auf. Adam habe ich in meinem Herzen geschlossen. Er ist ein Stück von mir, was mir fehlt, was ich in den letzten Monaten vergessen habe. Aber wenn ich ihn sehe, erinnere ich mich an ein Stück von mir selbst. Ich weiß, wer ich bin.

Ich legte mich hin, konnte aber mal wieder nicht schlafen. Mein Blick war starr auf die Decke gerichtet und ich fragte mich, ob mein Leben einen Sinn ergibt. Ohne den Islam ergibt mein Leben keinen Sinn. Aber was ist der Sinn des Lebens? Allah zu dienen und seinen Willen zu erfüllen. Es macht mich traurig, wenn ich durch die Straßen von Düsseldorf laufe und immer wieder abwertende Blicke erhalte. Aber warum? Der Sinn des Lebens ist doch Allah zu dienen und seinen Willen zu erfüllen. Ich erfülle Allahs Willen mit meinem Herzen und gehe den Pflichten nach, wie es im heiligen Quran steht. Ich bedecke mich und hüte meine Aura. Aber warum bekomme ich trotzdem diese abfälligen Blicke? Warum sieht niemand, was in meinem Herzen ist, dass ich das Kopftuch Freiwillig trage, dass ich Kämpfen musste, es zu tragen. Warum wurde mir diesen Sommer millionenmal die Frage gestellt, ob mir nicht zu warm ist? Ja, mir ist warm, aber euch ist doch auch heiß. Die pralle Sonne strahlt nicht auf meinen Kopf, sondern das Kopftuch schützt mich vor der Hitze, sowie es mich vor Belästigungen schützen sollte, doch Ich kann nichts dafür, dass viele Männer eine dreckige Absicht haben und trotz des Kopftuches mir zu pfeifen oder Kommentare wie "Askim, Canim, Hayatim" geben. Ich bin doch nicht schuld, dass ich eine Frau bin? Ich bin eine Frau wie jede andere, nur mit einer Kopfbedeckung. Ich bedecke mich, es ist doch etwas Schönes, dass ich meine Aura bedecke und alles für meine Zukunft aufhebe. Oh Allah, bitte gib mir mehr Kraft, stärke mein Imaan und leite jeden Menschen, der in Unsicherheit schwankt. Amin. Somit nehme ich meine Schlaftabletten und schließe meine Augen.

Allahhu.ma bismika amutu wa ahya

Oh Allah mit deinen Namen Sterbe ich, und mit deinen Namen Lebe ich.

Und eines Tages wird das Licht in meinem Leben kommen, was mich dazu brachte den Islam nachzugehen. Doch nur Allah weiß wer das Licht sein wird, der mich wieder zu diesen Menschen macht der ich eins war.

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