Kapitel 60 - Tausend gedanken

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V/N's Sicht:

Enttäuscht von allem und jedem läufst du durch die Stadt Seouls.

Immer wieder erwischst du dich dabei wie dir eine Träne entfleucht, die du dir dann aber schnell wieder wegwischst.

Tausend Gedanken schwirren dir durch den Kopf. Gedanken über dich. Über ihn. Über euch..

Dein Handy klingelt mittlerweile Sturm. Es nervt dich, daher schaltest du es aus und seufzt enttäuscht vor dich her, während du die frische Nachtluft versuchst zu genießen.

Hyunjin's Sicht:

„Verdammte scheiße V/N geh ran!", fluche ich zum rund tausendsten Mal und werfe in meiner Wut und meiner Verzweiflung mein Atelier, samt Gemälde um.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.

All das hier überfordert mich, ich weiß nicht was ich tun soll.

Ich will sie nicht so behandeln. Fuck, ich liebe sie! Aber... ich muss. Und es schmerzt mich das es soweit kommen musste.

Tränen bahnen sich ihren Weg nach oben und ich beschließe sie zu lassen.

Angelehnt an der Wald rutsche ich auf den Boden. Ich ziehe die Beine an mich ran und verberge mein Gesicht zwischen ihnen, als plötzlich die Tür aufgeht.

Ich spüre die Wärme einer Person die ihre Arme um mich gelegt hat und mich versucht zu beruhigen.

Inmitten all meiner Furcht bekomme ich das Gefühl von Schuld. Furchtbare Schuld.

„Ich will das nicht tun... Sie hat das nicht verdient, ich kann das nicht...", schluchze ich laut und sehe langsam nach oben in das Gesicht von Chan.

Der Schmerz sitzt tief. Elend verbreitet sich in mir wie ein Laubfeuer, welches man nicht löschen kann.

„Ich weiß, Hyunjin... Aber du weißt was passieren wird wenn du es nicht tust.. Es ist zu ihrem eigenen Wohl. Eurer beide...".

V/N's Sicht:

„Das macht dann 3,50₩ zurück, vielen Dank für Ihren Besuch, beehren Sie uns bald wieder.".

Erleichtert den nächsten Kunden geschafft zu haben drehst du dich weg um etwas zu trinken.

Das alles hier ist noch Neuland für mich und doch muss ich sagen liebte ich es.

Nach dem gestrigen Abend habe ich nicht mehr mit Hyunjin geschrieben, oder gar mit ihm gesprochen. Zwar hatte er mir nochmal geschrieben, aber ich habe es ignoriert.

Abstand ist genau das was uns beiden jetzt gut tun wird. Kein, ich muss auf Tour-Abstand, sondern ein Beziehungsabstand, auch wenn es schmerzt und meine Sehnsucht nach ihm minütlich wächst..

Mein Job hier im süßen, kleinen Café habe ich erst vor wenigen Tagen bekommen und eigentlich wollte ich ihm davon erzählen, doch nun denke ich mir... Wofür? Für Ablehnung?

Stumm beobachtest du deine Kollegin und siehst ihr dabei zu wie sie alles für den nächsten Tag anfängt vorzubereiten, da gleich Feierabend sein würde.

Ich muss wirklich sagen unsere Chefin ist ein herzensguter Mensch. Das Konzept eines Cafe's für Menschen die kein, oder noch nicht gut Koreanisch sprechen, sich aber eingliedern wollen ist einfach wunderbar.

Sie selber stammt aus Amerika und weiß wie schwer es ist für jemanden wie mich..

Das Bimmeln des Glöckchens, welches an der Eingangstür befestigt ist holt dich aus deinen Gedanken und lässt dich nach vorne blicken.

Wen ich da sehe lässt das Blut in deinem Körper regelrecht gefrieren.

Zwar trägt sie eine Maske, doch erkennst du sie ganz deutlich.

Das Mädchen von neulich, welches aus dem Dorm rauskam..

Mit einer halbherzigen Überzeugung setzt du das beste-gefälschte Lächeln auf, welches dir zur Verfügung steht und fängst an sie zu bedienen.

Kaum überraschend ist sie charakteristisch so drauf wie du sie dir vorgestellt hast... Arrogant und hochnäsig.

Urgh, ich kotze.

Ohne weitere Zeit zu verlieren fängst du an ihrer Freundin und ihr den Coffee to go zuzubereiten und lauschst dabei ihren Gesprächen so gut es geht.

Dabei fällt dir auf das immer wieder der Name Hyunjin genannt wurde, was dein Herz zum rasen bringt.

Gott, wie ich es hasse nichts verstehen zu können!

Innerlich völlig abgenervt von dieser Kreatur, überreichst du den beiden ihren Kaffee und siehst ihnen hinterher.

Gott sei dank sind das die letzten Kunden für heute gewesen.

„Na, auch so im Arsch?", fragt dich deine Kollegin mit einem frechen Grinsen und dreht das „Closed" Schild am Eingang um, während sie zeitgleich die Tür abschließt.

Oh und wie ich das bin, denkst du dir.

Du seufzt und nickst, während du dir ein Lappen, sowie Eimer schnappst und anfängst die Tische abzuwischen. „Sag mal... Ally? Du sprichst ja koreanisch..", fängst du an zu sprechen und hörst für einen kurzen Moment auf zu wischen.

Ich weiß sowas gehört sich nicht, aber ich muss es wissen...

„Ja das tue ich, warum?", fragt sie und beginnt zu fegen, während du die Nervosität regelrecht durch dich hindurch ströhmen spüren kannst.

„Die zwei Mädchen die eben hier waren... Kannst du.. oder hast du eventuell verstanden was die gesagt haben?".

Als hättest du etwas merkwürdiges gefragt, stemmt sie ihre Hand an ihre Hüfte und sieht dich musternd an.

„Wieso... willst du das genau wissen?", harkt sie nach und du gestehst ihr das es sich bei den genannten Namen um den eines Freundes handelt.".

„Achsoooo....", sagt sie und beide fangt ihr wieder an zu putzen. „Naja die mit den langen Haaren meinte das sie die Tage irgendwie in Japan war, wie schön es doch war und dieser.. Hyunjin viel mit ihr unternahm, sie viel rumgeführt hat und so weiter...".

Du hast das Gefühl als würde dir die Luft zum Atmen wegbleiben als sie ihren Satz zu Ende gesprochen hat.

Völlig benommen hörst du auf zu putzen und starrst vor dich hin.

Er war... Er war mit ihr in Japan... Er hat mit ihr Sachen unternommen... mit ihr... und mich behandelt er wie Dreck...

Ohne es zu bemerken laufen dir die ersten Tränen an den Wangen runter.

„V/N? V/N, alles in Ordnung?". Du vernimmst ihre Rufe nicht. Alles was dir durch den Kopf geht, ist Hyunjin und das wie er zu dir ist...

„Heyyy, Girl!". Das schnipsen vor deinem Gesicht holt dich zurück in die Realität und du begreifst das du angefangen hast zu weinen. „Heyyy... nicht doch...", versucht sie dich zu trösten und nimmt dich liebevoll in den Arm.

„Möchtest du... darüber reden...?", fragt sie vorsichtig, doch du lehnst ab und löst dich.

Als wäre nie etwas gewesen wischst du dir die Tränen weg und fängst wieder an die Tische abzuwischen. „Alles gut, es... es geht schon.", lügst du, doch da hast du die Rechnung ohne sie gemacht.

Gegen deinen Willen nimmt sie dir Lappen und Eimer ab und sieht dich eindringlich an. „Weißt du was, du machst jetzt erstmal Feierabend! Schluss für heute, das ist genug. Ruh dich aus und morgen kommst du mit neuer Kraft wieder hier her, okay..?".

Du willst dagegen Einwende erheben, doch ihr alles sagender Blick hindert dich daran, also gibst du dich ihrer Forderung wohlgeschlagen hin und gehst dich umziehen.

„Also bis morgen früh Ally... und nochmal vielen Dank.". Du zwingst dich ihr zumindest ein leichtes Lächeln entgegenzubringen und verlässt dann das Café.

When I'm with you || Hyunjin ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt