Kapitel 90 - Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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Was ist das... Dieses regelmäßig piepende Geräusch... Das grelle Licht..

„Mhm...".

Völlig benommen kneifst du deine Augen zusammen.

Das Vertrauen dem Licht entgegenzutreten erweist sich schwieriger als gedacht, denn nur das reiben deiner Augen mit den Händen hat zu einem neutralen Gefühl dieser Hingebung geführt.

Huh? Was habe ich da an meiner Hand...? Dieses Stecken, das ist doch-

Dein Kopf weicht zögerlich umher.

Die Realisation das du dich in einem Krankenzimmer befindest kommt schnell und mit ihr die Erinnerung des vergangenen Ereignisses.

Noch während du den Film in deinem Kopf spielen lässt, wandert deine Hand zu deinem Bauch.

Er fühlt sich seltsam an... So... leer..

Dich beschleicht ein zermürbendes Gefühl der Angst.

Bitte lass nicht das eingetreten sein wo ich glaube.. Alles, nur nicht das..

Als hätte Gott dich erhört, betritt plötzlich jemand das Zimmer.

„Guten Tag, Miss N/N.".

Mit einem mulmigen Gefühl lässt du deine Augen zum Arzt weichen und begrüßt ihn.

Auch wenn er eine gewisse Professionalität beibehalten will, so kannst du seinem Gesichtsausdruck eine eindeutige Wehmut entnehmen.

Angst beklagt dein Herz. Angst davor was seine kommenden Worte sein werden.

„Wie geht es Ihnen?", will er wissen und überprüft konzentriert die Gerätschaft an welcher du angeschlossen bist, doch du weigerst dich dieser Frage eine Antwort zu geben, sondern dein Herz fragen zu lassen.

„Bitte.. Seien Sie ehrlich zu mir.. Hat es überlebt..?".

Er wirkt nervös. Immer wieder geht sein Blick zu dir und du bekommst das Gefühl als wolle er die richtigen Worte sammeln.

Plötzlich nimmt er seine Finger vom Gerät und geht die Akte von dir durch.

„Bitte reden Sie mit mir verdammt! Lebt mein Baby?!".

Die Ungewissheit lässt dich förmlich verrückt werden.

Warum zum Teufel kann er nicht auf dem Punkt kommen und Klartext reden?!

„Miss N/N.".

Die Haltung die er plötzlich einnimmt erdrückt dich.

Sein Gesichtsausdruck... Es gefällt mir nicht. Beides sprechen sie für sich. Eine Nachricht die mir nicht gefallen würde und die mich-

„Es tut mir wirklich außerordentlich leid es Ihnen mitteilen zu müssen.. Sie hatten eine Fehlgeburt..".

Stille.

Absolute Stille.

Du versuchst zu verstehen was er dir gerade gesagt hat, doch sämtliche Wörter in deinem Kopf scheinen wie ein wirrer Salathaufen zu sein.

„W-Was? Was sagten Sie da gerade?".

Du bist wie apathisch. Dein Blick starr an die Wand gerichtet und deine Hand mittlerweile dabei sich in das Fleisch deines Körpers zu krallen.

„Sie.. hatten eine Fehlgeburt. Offenbar ausgelöst durch eine Aneinanderreihung von zu viel Stress, wie mir mitgeteilt wurde.".

„Mitgeteilt? Von wem?". Du schaffst es im eisernen Gefecht mit dir selbst, zu ihm zu sehen. Sein Kopf ist gesenkt und er seufzt leise. „Eine junge Frau. Sie war mitgekommen und hatte uns alles wichtige erzählt..."

Schwer benommen dreht sich dein Kopf zurück nach vorne.

All das hier.. Ich weiß nicht wie damit umzugehen... Ich will weinen, doch etwas hält mich auf.. Vielleicht die Tatsache das er noch immer hier ist? Oder die Tatsache das ich es mir schlichtweg nicht erlaube?

Mit einmal spürst du wie der Arzt seine Hand auf deine Schulter legt und nochmals versucht dir nette Worte zuzusprechen.

„Sie haben mein aufrichtiges Beileid.. Wenn ich irgendwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich bitte wissen..", und mit diesen Worten macht er sich dann auch schon auf zu gehen.

Allein. Nun bin ich schon wieder alleine..

Kaum das er weg ist senkt sich dein Blick hinab auf dein Bauch.

Deine eiskalten Hände gleiten vorsichtig über den Bereich in den hätte dein Baby sein sollen...

Unweigerlich darauf beginnst du dann auch schon in Tränen auszubrechen.

Dein Gesicht in deine Hände vergraben, versuchst du dich selbst unter Kontrolle zu bringen, doch was du auch probierst, nichts verhilft dir zur Beruhigung.

Ich fühle mich so leer und einsam.. Verraten und verstoßen.. Verwirrt und hilflos..

Nicht ein Mal das öffnen der Tür bekommst du mit, so sehr bist du in der Trauer deiner selbst versunken.

„Ahh...", weinst du bitterlich, als du plötzlich eine sanfte Stimme deinen Namen sagen hörst und prompt den Kopf hebst, in der Hoffnung es würde sich um Hyunjin handeln, doch..

„Ally...". Kaum das du sie siehst brichst du erneut in Tränen aus. Sie sieht dich an und fackelt nicht lange.

Ohne Zeit zu verschwenden eilt sie in einem schnellen Tempo zu dir und setzt sich auf die Bettkante, wobei sie dich zeitgleich auch in den Arm nimmt.

Beide sagt ihr nichts, sondern lauscht dem Klang deines Leidens.

Es tut gut halt zu bekommen, darüber hinaus noch in einer Situation wie dieser.

„Wieso.. Wieso verlassen mich alle..", gibst du in einer gebrochenen Stimme von dir, wobei du unweigerlich darauf verzweifelt versuchst nach Luft zu ringen.

Das auf und ab streichen ihrer Hand gibt dir das Gefühl von Zusammenhalt. Ihre Worte ein Gefühl von Mitgefühl und das spüren ihres Atems das Gefühl nicht zu sterben..

„Pscht.. Sag nichts, lass es einfach raus, V/N... Ich bin hier..", haucht sie mit einer leisen Stimme und mit der Zeit beginnt ihr euch langsam voneinander zu lösen.

Mittlerweile hat sich auch in ihrem Gesicht eine Spur von Tränen niedergelassen, die sie nicht einmal versucht zu verbergen.

Ihr Ausdruck hat die Stärke von Mitgefühl, die sie dir überbringen will, doch alles in dir schreit.

„Es tut mir so unglaublich leid... Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr...", sagt sie verletzt und versucht mithilfe eines tiefen Atems stark für dich zu sein.

Sie fängt an in ihrer Tasche nach etwas zu kramen und als sie findet was sie gesucht hat, wischt sie dir mit behutsamen Bewegungen die Tränen aus dem Gesicht, wobei sie versucht so vorsichtig wie ihr nur möglich ist, zu sein.

Sie beginnt mit dir zu sprechen. Ruhige und sanfte Worte, die dir erklären sollen, dass das Leben manchmal unfair erscheint, doch seinen Weg gehen würde, doch.. All das erscheint dir belanglos.

Sie hat keine Ahnung von dem Schmerz den ich in mir trage. Sie weiß nicht was mir alles passiert ist. Wie auch, wenn ich nicht mit ihr kommuniziert habe..

Ich würde es vermutlich bereuen.. und doch bin ich ihr unendlich dankbar für die zahlreichen Versuche mich abzulenken und zu trösten.

Bis tief in die Nacht ist sie noch bei dir geblieben, bis sie vom Personal nach Hause geschickt worden ist.

„Danke, Ally...", murmelst du leise vor dich her, während du noch früh am Morgen wach in deinem Bett liegst und völlig gedankenlos an die wand starrst.

When I'm with you || Hyunjin ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt