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Kurze Zeit später machten sich Colin und Noah auf den Weg zum Bahnhof. Es hatte nochmal viele herzliche Umarmungen zum Abschied gegeben, auch von Jane, die immer noch glücklich mit ihrem neuen Pegasus gespielt hatte.

„Das lief doch ganz gut, oder?", meinte Colin und drückte Noahs Hand, die warm in seiner lag.

„Ja. Du hast eine echt tolle Familie.", antwortete Noah ehrlich.

„Ja, ich hab' echt Glück. Tut mir leid, dass deine Eltern..."

„Sich nicht für mich interessieren? Schon gut, ich hab' das inzwischen akzeptiert und auch verstanden, dass ich keine Schuld daran habe. Ich glaube, sie wollten einfach den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen, die neben der Karriere auch eine perfekte Familie vorsehen. Für meine Eltern war aber ganz klar immer die Karriere wichtiger. Naja, oder ich war ein Unfall, kann auch sein, keine Ahnung.", meinte Noah achselzuckend. Colin hielt an und brachte so auch Noah zum Stehen. Er nahm Noahs Gesicht in seine Hände und sah ihm fest in die Augen.

„Du bist das Beste, was mir je passiert ist und deine Eltern sind echte Idioten, wenn sie nicht sehen, was für einen wundervollen Menschen sie auf die Welt gebracht haben!"

Noah schluckte und lehnte sich dann vor, um Colin einen dankbaren Kuss zu geben.

„Ich liebe dich."

Obwohl sie diese Worte jetzt jeden Tag zueinander gesagt hatten, selbst in den alltäglichsten Situationen, machte Colins Herz immer noch jedes Mal einen Hüpfer. Er wusste es auch sehr zu schätzen, dass Noah sich so offen und verletzlich vor ihm zeigte und von seiner Familie erzählte.

„Ich liebe dich.", erwiderte er und sie gingen lächelnd weiter zum Bus.

Zurück im Internat brachten sie als erstes ihre Taschen aufs Zimmer, wo sie direkt auf Joel trafen, der einige Stunden vor ihnen angekommen war.

„Hey, Jungs, wie waren die Ferien? Colin, hast du später Zeit? Ich hab' ein paar neue Ideen für den 4D-Stuhl ausgearbeitet und würde die Entwürfe gerne mit dir durchgehen!"

„Puh, Joel, kann das nicht warten? Es sind schließlich noch Ferien.", stöhnte Colin. Er hatte eigentlich vorgehabt, so viel Zeit wie möglich mit Noah zu verbringen, bevor der Schulalltag wieder losging.

„Für erfolgreiche Businessmänner gibt es nie Ferien. Man muss am Ball bleiben, Colin!"

„Weder bin ich ein erfolgreicher Businessmann, noch habe ich den Anspruch, in nächster Zeit einer zu werden."

„Das ist eine ganz falsche Einstellung, Colin."

„Ihr könnt euch ja zusammensetzen während ich zum Karate Training gehe.", schlug Noah da vor und Colin sah ihn überrascht an. Noah hob nur grinsend die Schultern und tat, als ob es normal wäre, dass er sich auf Joels Seite schlug.

„Na gut.", gab sich Colin geschlagen.

„Sehr schön, dann sehen wir uns in einer Stunde, ja? Ich muss noch meine Entwürfe sortieren."

„Alles klar.", murmelte Colin augenverdrehend und verließ zusammen mit Noah wieder das Zimmer. Sie gingen in die Küche, wo sie sich ein paar Snacks suchen wollten, und stießen auf Julia und Ava, die in den Ferien im Internat geblieben waren, und sich gerade Milchshakes machten. Während sie sich begrüßten und über die Ferien austauschten, spürte Colin den aufmerksamen Blick seiner besten Freundin stetig auf ihm und Noah ruhen. Er wusste nicht, was sie beobachtete, doch ihr Verhalten verriet ihm, dass sie ihn später allein sprechen wollte.

Die vier unterhielten sich so lange, bis Ava zum Share Space ging, um an ihrem Fahrrad zu arbeiten und Noah schließlich zum Karate Training musste. Er gab Colin einen Kuss zum Abschied und ließ ihn dann mit Julia allein.

„Ich muss gleich zu Joel, er will mit mir..."

„Was ist passiert in den Ferien?", unterbrach Julia ihn ungeduldig.

„Was meinst du?", fragte Colin verwirrt.

„Noah und du. Irgendetwas ist passiert. Ihr seid noch enger als davor und ich dachte, das geht fast gar nicht mehr! Aber seit ihr die Küche betreten habt, hattet ihr ununterbrochen Körperkontakt und wenn ich euch nicht kennen würde, würde ich denken, dass diese verliebten Blicke, die ihr euch ständig zuwerft, fake sind. Ehrlich, wärst du ein Schauspieler, würde ich dir wahrscheinlich sagen, dass das ein wenig übertrieben ist und niemand wirklich so verknallt aussieht."

Colin wurde rot.

„Naja, wir sind eben verliebt. Und wir haben uns in den Ferien gesagt, dass wir uns lieben.", erzählte er verlegen.

„Oh, wow. Das ist echt schön! Aber ich hab' immer noch das Gefühl, dass das nicht alles war." Julia ließ nicht locker. Colin schwieg und lächelte, bis Julia plötzlich nach Luft schnappte.

„Oh mein Gott. Ihr habt miteinander geschlafen, oder?"

Colins Blick war wohl Antwort genug.

„Holy shit. Wow. Wie war's? Keine Details, nur so generell!", sagte Julia schnell.

„Unfassbar schön.", lächelte Colin selig.

„Echt? Ich dachte, das erste Mal ist immer awkward."

„Naja, wir haben einfach gemacht, was sich gut anfühlt und viel miteinander gesprochen."

„Wow. Einfach nur wow. Du weißt schon, dass ihr beiden keine normale Beziehung führt, ja? Das ist alles viel zu perfekt, so ist das ja nicht mal im Film!"

„Ich weiß. Es ist besser.", grinste Colin.

Julia nahm ihn in den Arm.

„Ich freu mich wirklich unfassbar für dich. Du hast es verdient, so geliebt zu werden, wie Noah es offensichtlich tut."

„Danke, Julia."

Colin kam ein wenig zu spät zu seiner Besprechung mit Joel, doch das kümmerte ihn wenig. Sie diskutierten fast eine Stunde über Joels neue Ideen und ob sie sich umsetzen ließen, bis Colin nicht mehr konnte und beschloss, Noah vom Training abzuholen.

Noah war gerade fertig und trank aus seiner Wasserflasche, als Colin den Saal betrat. Sofort begann Noah zu strahlen und ging Colin entgegen, der ihn zuerst in eine Umarmung und dann einen Kuss zog.

„Hast du mich vermisst?", grinste Noah und stupste seine Nase gegen Colins.

„Ja. Ich verbringe wesentlich lieber Zeit mit dir als mit Joel.", schmunzelte Colin.

„Na, das will ich auch hoffen.", lachte Noah.

„Wie war dein Training?"

„Gut. Joyce wird auch immer besser. Aber jetzt brauch ich eine Dusche." Noah sah Colin durch seine Wimpern an. „Kommst du mit?"

Colin ließ sich nicht zweimal bitten und rannte grinsend mit Noah an der Hand Richtung Bad. 

Nolin | UnconditionallyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt