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Der Abschied fiel Noah sehr schwer, doch Corinna und Jake versicherten ihm, dass er jederzeit herzlich willkommen war und jetzt als Teil der Familie angesehen wurde.

Julias Eltern brachten die beiden Jungs und Julia zurück ins Internat. Es war eine lustige Fahrt, doch Colin war froh, als sie angekommen waren, er sich mit Noah in ihr Zimmer zurückziehen und sie endlich ein wenig Ruhe genießen konnten. Die Zeit bei seiner Familie war zwar sehr schön, aber auch anstrengend gewesen. Joel würde erst am nächsten Morgen zurückkommen und so hatten sie einen kompletten Abend für sich allein, was sie auch ausnutzten.

Bald darauf holte sie wieder der Schulalltag ein, doch Colin und Noah versuchten sich so viel Zeit wie möglich füreinander zu nehmen, ohne dabei ihre anderen Freund*innen, Projekte oder Hobbies zu vernachlässigen.

Nach einem ihrer Café Dates ging es Noah am Nachmittag plötzlich sehr schlecht.

„Willst du dich hinlegen?", fragte Colin mit besorgtem Blick, als sie schließlich im Internat angekommen waren. Noah war auf dem Rückweg sehr blass geworden und hielt sich den Magen. Langsam schüttelte Noah den Kopf.

„Nein, ich glaube, ich muss..." Mit diesen Worten rannte er los Richtung Bad. Colin stürmte hinterher und rieb Noahs Rücken, als er sich in die Toilette übergab.

„Du musst nicht hier sein.", krächzte Noah, als er fertig war, bevor er sich direkt wieder über die Schüssel beugen und seinen Magen leeren musste.

Colin ignorierte ihn und strich eine Haarsträhne, die sich aus Noahs Zopf gelöst hatte, zurück.

Nach einigen Minuten, in denen Colin weiter Noahs Rücken gestreichelt hatte, schien es Noah besser zu gehen und er lehnte sich erschöpft zurück.

„Komm, holen wir dir was zu trinken und dann legst du dich hin. Ich sag noch Frau Schiller Bescheid.", sagte Colin sanft und half Noah beim Aufstehen. Er brachte Noah ins Zimmer, nachdem dieser seinen Mund ausgespült hatte, gab ihm ein Glas Wasser zum Trinken, suchte dann Frau Schiller auf und nahm gleich noch einen Eimer mit, falls Noah sich nochmal übergeben musste.

Laut Frau Schiller hatten gerade einige Schüler*innen Magenprobleme und Noah hatte sich wohl irgendwo angesteckt. Sie verordnete Bettruhe und viel Flüssigkeit und ließ die beiden Jungen dann wieder allein, mit der Auflage, sie zu holen, falls sich Noahs Zustand verschlechterte.

Noah lag wie ein Häufchen Elend im Bett und Colins Herz schmerzte bei seinem Anblick. Schnell kletterte er hinter Noah ins Bett und legte vorsichtig einen Arm um ihn. Noah lehnte sich automatisch in der Umarmung zurück und seufzte.

„Du solltest lieber in deinem Bett schlafen.", murmelte Noah traurig.

„Oh. Willst du lieber deine Ruhe haben?", fragte Colin nachsichtig.

„Nein, ich will dich nicht anstecken.", erklärte Noah und spielte mit Colins Hand, die auf seiner Brust ruhte.

„Ich glaube nicht, dass es ausschlaggebend sein wird, dass wir in getrennten Betten schlafen.", wandte Colin ein. „Ich will, dass du dich so gut wie möglich fühlst. Wenn ich gehen soll, dann geh ich natürlich, aber wenn du mich lieber hier hast, dann wird mich nichts davon abhalten, bei dir zu bleiben."

Noah drehte sich in Colins Armen um und lächelte ihn liebevoll an.

„Du bist zu gut für diese Welt."

„Vielleicht bin ich auch einfach nur komplett verliebt und handle irrational.", grinste Colin und Noah kicherte.

„Vielleicht beides.", nuschelte er, bevor er sich in Colins Halsbeuge vergrub und einschlief.

Zum Glück ging es Noah schon nach wenigen Tagen besser und pünktlich zu seinem Geburtstag war er wieder fit- laut Noah dank Colins liebevoller Pflege.

Es war ein Samstag und Colin und Noah machten einen ausgiebigen Spaziergang mit Freddy. Es hatte die letzten Tage viel geschneit, doch an diesem Tag schien die Sonne und der Wald glitzerte beinahe magisch.

Colin und Noah gingen Hand in Hand, während Freddy glücklich um sie herumtollte und immer wieder übermütig in Schneehaufen sprang, was die beiden Jungen zum Lachen brachte.

„Ich wollte dir noch etwas schenken.", sagte Colin, als sie in einer kleinen Lichtung eine Pause einlegten. Noah sah ihn gespielt verzweifelt an.

„Wozu sag ich denn, dass ich keine Geschenke will? Ich hab' schon alles, was ich brauche. Ich habe mehr als ich brauche!"

„Ich weiß, ich weiß. Es ist ja auch kein richtiges Geburtstagsgeschenk, ich wollte es dir nur gern heute geben.", versuchte Colin verschmitzt sich rauszureden. Noah sah ihn nur ausdruckslos an. Ohne weitere Worte drückte Colin seinem Freund eine kleine Schachtel in die Hand.

„Es ist kein Verlobungsring!", sagte er schnell, als Noah die Box geöffnet hatte und mit riesigen Augen den silbernen Ring betrachtete. „Es ist ein Promise Ring. Ich hab' mal davon gehört und fand es ganz schön. Ich wollte dir damit versprechen, dass ich immer an deiner Seite sein und dich immer lieben werde.", erklärte Colin verlegen und traute sich kaum in Noahs Augen zu sehen. Ihn überkamen Zweifel, ob er es nicht mal wieder übertrieben hatte.

„Colin.", flüsterte Noah ganz sanft und hob mit einem Finger Colins Kinn, damit er ihn wieder ansah. In Noahs Augen schimmerten Tränen und sein Lächeln ließ Colins Atem stocken. Keine Sekunde später lagen Noahs Lippen auf Colins und er vergaß alle Unsicherheiten.

„Mir fehlen ein bisschen die Worte gerade.", gestand Noah, als er sich wieder löste. Er hielt Colins Gesicht in seinen Händen und schien bis in seine Seele blicken zu können.

„Ich weiß einfach, dass ich immer so für dich fühlen werde und ich will, dass du das auch weißt.", sagte Colin mit geröteten Wangen.

„Du bist unglaublich und das allerbeste Geschenk, das ich je bekommen habe."

„Ich oder der Ring?", lachte Colin.

„Du bist das Beste. Der Ring das Zweitbeste.", lächelte Noah und besah sich nochmal das silberne Schmuckstück.

„Du musst ihn nicht tragen.", meinte Colin. „Da würden die Leute sicher nur die ganze Zeit fragen, ob wir verlobt sind." Noah musste lachen und zuckte mit den Achseln.

„So ganz weit weg wäre das ja nicht. Aber ich werde ihn an einer Kette tragen.", beschloss er. „Danke, Colin. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Und ich hoffe, du weißt, dass ich für dich genauso empfinde.", sagte Noah dann noch mit einer Aufrichtigkeit in seinem Ton und Blick, die jeden Zweifel ausschloss. Colin konnte Noah als Antwort nur küssen.

Am Tag darauf ging Noah in die Stadt, um eine Kette für seinen Ring zu kaufen. Zumindest war das der Grund, den Colin, der mit Joel am Stuhl weiterarbeitete, wusste.

Ein paar Wochen später, an Colins Geburtstag, erfuhr er, dass Noah an diesem Tag auch noch etwas anderes gekauft hatte.

„Noah.", sagte Colin halb lachend, halb weinend, als sein Freund ihm eine ähnliche Schachtel übergab, wie er sie selbst verschenkt hatte.

„Ich wollte, dass du auch einen Promise Ring von mir hast. Ich hab' dir auch gleich eine Kette dazu gekauft.", lächelte Noah und legte sie zur Schachtel dazu. Der Ring war genauso Silber und schlicht gehalten wie Noahs eigener, sie passten perfekt zusammen. Mit zittrigen Händen nahm Colin den Ring aus der Schachtel, fädelte ihn an die Kette und hängte sie sich um seinen Hals. Noah hatte seinen Ring, seit er ihn bekommen hatte, nicht abgelegt und Colin würde es auch nicht tun. Mit wässrigen Augen sah er erst auf den Ring und dann zu seinem Freund.

„Ich möchte dir das gleiche Versprechen geben wie du mir: dass ich immer an deiner Seite sein und dich immer lieben werde. Es soll keinen Zweifel daran geben.", meinte Noah leise und nahm Colins Hände in seine.

Colin beugte sich vor und küsste Noah innig.

„Ich liebe dich so sehr.", flüsterte er an Noahs Lippen.

„Für immer.", lächelte Noah.

„Und ewig.", ergänzte Colin. 

Nolin | UnconditionallyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt