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Als Colin aufwachte, war er einen Moment lang orientierungslos, bis er realisierte, dass er in Noahs Bett und nicht in seinem eigenen aufgewacht war. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, das sich nur verstärkte, als er sah, wie Noah bereits wach in seinen Armen lag und ihn mit einem sanften Gesichtsausdruck beobachtete.

„Guten Morgen.", sagte er und stupste mit seiner Nase an Colins.

„Guten Morgen.", erwiderte Colin und drückte seine Lippen sanft auf Noahs. Er konnte es nicht fassen, dass er das jetzt einfach tun konnte. Dass sie ein Paar waren. Es kam ihm vor wie ein Traum.

„Hast du auch Angst, dass du das alles nur träumst?", sprach Noah da seine Gedanken aus und Colin musste lachen.

„Kannst du Gedanken lesen?"

Noah grinste und zuckte mit den Achseln.

„Deine vielleicht ein bisschen. Vor allem, wenn du dasselbe denkst wie ich."

„Es ist wirklich zu schön um wahr zu sein. Also wenn ich noch träume, dann möchte ich nicht aufwachen.", sagte Colin und war sich bewusst, dass das wieder sehr kitschig war, doch er hielt sich nicht zurück. Noah quittierte diese Aussage mit einem kleinen Lachen und nickte.

„Dann lass uns zusammen weiterträumen."

„Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.", zitierte Colin gespielt philosophisch und brachte Noah erneut zum Lachen.

„Aus welchem Poesiealbum hast du diesen Spruch gefischt?"

„Ich glaube, das hat mir tatsächlich mal jemand in der Grundschule ins Freund*innenbuch geschrieben.", lachte jetzt auch Colin. „Vermutlich meine Lehrerin."

„Du hast deine Lehrerin gefragt, ob sie dir ins Buch schreibt? Süß.", neckte Noah ihn und Colin wurde rot.

„Shut up.", murmelte er und vergrub sein Gesicht in Noahs Nacken. Der blonde Junge lachte nur leise weiter und fuhr mit einer Hand durch Colins Locken, was ihm ein wohliges Seufzen entlockte. Er atmete tief Noahs Geruch ein und drückte einen federleichten Kuss auf Noahs Hals.

„Können wir für immer hierbleiben?", nuschelte er.

„Klar. Zumindest heute. Es ist Samstag und ich hab' nichts vor, was sich nicht verschieben lässt."

„Perfekt."

„Wir können ja Joel fragen, ob er uns was zum Essen bringt. Mit der Toilette wird es dann allerdings ein bisschen schwieriger.", gab Noah zu Bedenken.

„Apropos: Wo ist eigentlich Joel? Wir wurden gar nicht von seiner Yoga Musik geweckt!"

„Keine Ahnung. Ist mir auch egal, ehrlich gesagt."

Colin verdrehte die Augen.

„Ich versteh echt nicht, wieso ihr beiden solche Probleme miteinander habt."

„Ich hab' nicht direkt ein Problem mit ihm. Er ist einfach weird und nervt mit seinem Yoga, wenn ich pennen will."

„Na, heute nicht. Aber ich fürchte, wir müssen selber aufstehen, wenn wir was zum Essen wollen.", gähnte Colin und richtete sich widerwillig auf.

Noah schlang von hinten seine Arme um Colin und hielt ihn fest. Colin lächelte und lehnte sich in der Umarmung zurück.

„Nach dem Frühstück können wir wieder weiterträumen.", sagte er und strich mit seinen Fingern über Noahs Hände an seinem Bauch.

„Hm. Na gut.", brummte Noah und ließ Colin frei.

Sie zogen sich an, wobei sie beide öfter heimlich Blicke zum anderen warfen und schnell wieder wegschauten.

Als sie fertig waren, nahm Colin Noahs Hand in seine und hielt dann inne, bevor er die Tür öffnete.

„Ist das okay?", fragte er unsicher mit einem Blick auf ihre verschränkten Hände.

„Natürlich. Ich will nicht, dass das ein Geheimnis ist. Dafür bin ich viel zu stolz, dass du mein Freund bist. Ich werde es eher allen unter die Nase reiben.", grinste Noah und Colin lachte.

„Okay. Ich glaube, ich wäre auch nicht gut darin, das geheim zu halten. Besonders Julia würde mich direkt durchschauen."

„Gut, dass wir uns da also einig sind. Oh, da fällt mir noch was ein, was ich klären wollte, damit wir auf demselben Nenner sind. Ich will keine offene Beziehung.", sagte Noah fest und sah hoffnungsvoll in Colins Augen. Colin lächelte und küsste Noah sanft.

„Ich auch nicht. Ich könnte dich unmöglich teilen.", flüsterte er.

„Geht mir genauso.", sagte Noah sichtlich erleichtert. „Okay, wollen wir?"

Sobald die beiden Jungen händchenhaltend die Küche betraten, stieß Julia einen Freudenschrei aus und umarmte Colin stürmisch.

„Oh mein Gott, ihr seid endlich zusammen! Ich freu mich so für dich! Für euch, mein ich.", rief sie und löste sich von Colin.

„Danke.", sagte Noah glücklich, während Colin gleichzeitig empört fragte: „Was meinst du mit endlich?"

„Colin, ganz ehrlich. Du warst ab dem ersten Tag komplett verknallt in Noah. Das konnte man ja kaum mit ansehen."

Noah lachte und Colin wurde rot.

„Ach, und Noah: Wenn du ihm wehtust, dann bring ich dich um.", sagte Julia mit einem zuckersüßen Lächeln, doch allen war bewusst, dass sie es todernst meinte.

„Abgemacht. Ich hab' auch nichts anderes erwartet.", erwiderte Noah ebenso ernst und Colin sah ihn überrascht an. Noah lächelte nur und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Gut. Ich mach mir aber eigentlich gar nicht so große Sorgen.", grinste Julia.

Colin schüttelte nur den Kopf und machte sich dann gemeinsam mit seinem Freund Frühstück. 

Nolin | UnconditionallyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt