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Die Monate vergingen und Colin und Noahs Beziehung wuchs mit ihnen. Sie überstanden die restlichen Monate Schule, drei Wochen in den Sommerferien voneinander getrennt zu sein und verbrachten drei weitere traumhafte Wochen mit Colins Familie. Sie überstanden die ersten Monate der 11. Klasse, Ängste und Streitigkeiten, die sie nie an ihrer Beziehung zweifeln ließen, sondern sie am Ende noch näher zueinander brachten. Sie überstanden gemeinsam einfach alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Sie legten auch einen Ordner für ihre Zukunft an, in dem sie alles abspeicherten, was sie sich vorstellen konnten – mögliche Städte, in denen sie studieren könnten; billige, aber schöne Möbel für ihre erste Wohnung; Outfits für ihre kleine Hochzeit; Blumenarrangements für ihre große Hochzeit – alles, was ihnen einfiel oder worüber sie zufällig stolperten und sich merken wollten.

An Colins 17. Geburtstag stand Noah mit einem weiteren Ring in der Hand vor ihm und fragte Colin, ob er ihn heiraten wolle. Colin brachte unter Tränen gerade noch ein „Unbedingt!" heraus, bevor er ihn atemlos küsste und lange nicht mehr losließ.

Diesmal versteckten sie den Ring nicht und schon bald war allen bekannt, dass Colin und Noah verlobt waren. Beide waren kaum noch ohne übergroßes Lächeln im Gesicht anzutreffen.

Colins Eltern reagierten sehr positiv auf die Neuigkeit. Sie sagten es ihnen persönlich in den Osterferien - beziehungsweise mussten sie es gar nicht aussprechen. Corinna sah die strahlenden Gesichter der beiden, warf kurz einen Blick auf Colins linke Hand, wo ihre Vermutung durch einen Ring bestätigt wurde, und zog die beiden kommentarlos in eine feste Umarmung. Jake stieß kurz darauf zu ihnen und fragte verwirrt, was passiert war. Corinna hielt Colins Hand hoch, um ihrem Mann den Ring zu zeigen, und schon war auch Jake in ihrer Umarmung.

„Du bist zwar schon lange Teil von uns, aber nochmal: Welcome to the family! Wir sind so glücklich für euch beide!", sagte Jake und Noah konnte nur stumm nicken, während sein Herz vor Glück fast zerspringen wollte.

Sie überstanden ein weiteres Schuljahr voller Höhen und Tiefen, lernten voneinander und miteinander, meisterten gemeinsam jede Schwierigkeit und stellten sich allen Herausforderungen.

Einen Teil der Sommerferien verbrachten sie in der Schweiz, wo Colin Noahs Eltern endlich richtig kennenlernte. Die beiden gaben sich Mühe, vor Colin als gute Eltern dazustehen und zeigten Interesse, doch Colin wusste, dass das größtenteils Fassade war. Nichtsdestotrotz bemühte er sich, eine gute Beziehung zu seinen zukünftigen Schwiegereltern aufzubauen und war froh, dass sie ihn akzeptierten und sich sogar freuten, dass Noah jemanden gefunden hatte, der ihn offensichtlich so glücklich machte.

Colin und Noah konnten es kaum erwarten, 18 zu werden. Sie zählten die Monate bis zu den Osterferien, denn sie hatten beschlossen, nicht länger als nötig zu warten, und sobald wie möglich nach ihren Geburtstagen zu heiraten.

Sie luden nur ihre Familien, Julia, Ava und Joel ein, da sie vorerst nur standesamtlich heirateten und ihre große Feier weiterhin für in ein paar Jahren planten.

Obwohl es eine recht trockene, amtliche Affäre war, waren Colin und Noah sehr emotional und wahnsinnig aufgeregt. Sie konnten weder das Dauergrinsen noch die Tränen zurückhalten und antworteten beide mit „Ja, ich will. Unbedingt.", als sie von der Standesbeamtin gefragt wurden, ob sie den jeweils anderen zum Mann nehmen wollten. Als sie sich zum ersten Mal als Ehemänner küssten, fühlte Colin so viel Glück und Liebe, dass er nicht wusste, wie er das aushalten sollte.

Colin und Noah kamen sich den ganzen Tag vor wie im Traum. Sie schwebten auf Wolken, mussten sich ununterbrochen berühren und küssen und konnten nicht fassen, dass sie jetzt wirklich verheiratet waren. Ihre Familie und Freund*innen teilten ihre Freude und beglückwünschten die frisch Vermählten. Ava war komplett fassungslos, dass die beiden das wirklich durchgezogen hatten, Julia schien fast aufgeregter als Colin und Noah, und Joel war einfach nur glücklich dabei zu sein.

Colin und Noah verbrachten die restlichen Ferien an der Ostsee als eine Art Mini-Flitterwochen. Die richtigen Flitterwochen hatten sie auch für später geplant, doch auch jetzt wollten sie einfach zusammen sein und dieses unbeschreibliche Gefühl genießen. Sie verließen kaum das Haus und es war die beste Zeit, die beide je verbracht hatten. Jeder Moment war besonders und obwohl sie nur ein Papier unterschrieben hatten, fühlte sich vieles anders, besser an, obwohl sie das fast nicht für möglich gehalten hatten.

Jedes Mal, wenn Colin den goldenen Ring an Noahs Finger oder seinen eigenen sah, konnte er sein Glück kaum fassen. Er fühlte sich Noah so unglaublich nah und war einfach nur selig, dass sie den Rest ihrer Leben miteinander verbringen würden, wenn alles gut ging.

Es war fast schon ein Schock, als sie zurück zur Schule mussten und das Abi anstand, denn obwohl sie während der Ferien viel dafür gelernt hatten, hatte alles wie aus einer anderen Realität gewirkt.

„Na, wo hast du denn deinen Freund gelassen? Man trifft euch heutzutage doch kaum noch alleine an.", lachte Massuda, als sie Noah allein in der Küche begegnete. Der grinste nur und legte leicht den Kopf schief.

„Colin ist nicht mein Freund.", meinte er und Massuda verdrehte die Augen.

„Sorry, Schwester, wo ist dein Verlobter, wollte ich sagen."

Noahs Grinsen wurde noch größer.

„Colin ist auch nicht mein Verlobter."

In dem Moment betrat Colin die Küche und näherte sich nichtsahnend den beiden.

„Shut up, nie im Leben habt ihr euch getrennt!", rief Massuda und Noah lachte, während Colin verwirrt schaute, Noah von hinten umarmte und seinen Kopf auf dessen Schulter ablegte.

„Omg. Wartet. Ihr..." Massuda zog scharf die Luft ein, als sie die goldenen Ringe entdeckte. Das darauffolgende Kreischen ließ die beiden Jungs zusammenzucken, kurz darauf wurden sie heftig umarmt und dann alleine gelassen, während Massuda die Nachricht im ganzen Internat verbreitete.

Colin und Noah lachten nur kopfschüttelnd und machten sich dann gemeinsam Mittagessen.

Sie waren gespannt, wie die anderen reagieren würden, doch letztendlich spielte es keine Rolle. Sie beide wussten, dass es das Beste war, was ihnen je passiert war.

„Würden Sie mir bitte das Salz reichen, Herr Thewes?", fragte Noah mit einem Grinsen, das genau verriet, was er als Antwort hören wollte.

„Aber natürlich, Herr Thewes.", antwortete Colin ebenso grinsend und freute sich, wie Noahs Augen jedes Mal aufs Neue zu leuchten begannen, wenn er ihn so nannte. Noah ignorierte das Salz, schlang seine Arme um Colin und seufzte zufrieden, als er seinen Kopf in Colins Hals vergraben hatte.

„Du bist mein größtes Glück.", sagte Noah leise und Colin drückte ihn noch näher an sich.

„Du bist mein Leben.", erwiderte er. Noah küsste lächelnd Colins Hals.

„Werden wir jemals aufhören, so kitschig zu sein?", schmunzelte er.

„Ich hoffe nicht!", grinste Colin, nahm sanft Noahs Kinn in seine Hand und zog ihn in einen Kuss.

„Ich liebe dich.", sagte Noah, als sie sich gelöst und ihre Köpfe aneinander gelehnt hatten.

„Ich liebe dich."

„Für immer."

„Und ewig."

Und das taten sie. Bedingungslos.



Ende

Nolin | UnconditionallyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt