Kapitel 18

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▄︻デP̷o̷k̷e̷r̷ ̷f̷a̷c̷e̷══━一

Nervös wippte Anna mit ihren Beinen auf und ab. Luna hatte ihr nachdem die Türen des Casino verschlossen waren, wortlos ihre Klamotten in die Hände gedrückt. Natürlich nicht ohne das ihre Hände sich berührten. Sie hatte das geplant, denn sie grinste dabei über beide Ohren geradezu provokant. Dann hatte sie ihr tief in die Augen gesehen, war ihr etwas zu nahe gekommen und sie mit ihrer dunklen, rauen Stimme an geflüstert. "Beim nächsten Mal machst du aber deine eigenen Höschen schmutzig." Sie währe beinahe explodiert, am liebsten hätte sie Luna geohrfeigt. Das hatte dazu geführt dass Anna nun umgezogen in ihrem grauem Mantel auf dem Toilettendeckel saß und sich noch immer vor lauter Gänsehaut schüttelte. Warum machte sie nur sowas mit ihr? Es war nicht das was ihr Satz bedeutet hatte, sondern die Worte "nächstes Mal" und "deine eigenen Höschen", aus ihrem Mund. Wusste sie was sie ihr antat? Am liebsten würde sie die Frau an ihren Rosen roten Haaren packen daran ziehen, sie wissen lassen was sie mit ihr machte und es sie dann auch spüren lassen. Sie nahm sich vor, sich beim nächsten Mal wenigstens an Luna zu rächen. Es dauerte seine Zeit bis sie sich beruhigt hatte. Anna stand auf und verließ die Toilettenkabine in der sie sich verschanzt hatte. Um die Röte los zu werden oder sie wenigstens zu rechtfertigen, wusch sie sich ihr Gesicht mit eiskaltem Wasser. Entschlossen verließ sie die Räumlichkeiten, die so grau und trist wirkten. Nur um dann in Colin hinein zu stolpern. Verfolgte der Typ sie oder was?
"Anna ich hab dich gesucht." rief dieser erfreut aus.
"Ach wirklich? Hätte ich nicht gemerkt wenn du es mir nicht gesagt hättest." grummelte sie.
"Wie wärs wir beide?" er machte eine sehr eindeutige Geste, die bedeuten sollte, sie zu etwas zu rauchen ein zu laden. Das würde sie sich natürlich nicht entgehen lassen.
Sie fasste sich ein Herz. "Lass uns einfach einen schönen Abend machen." charmant lächelte sie ihren Bruder an. "Immerhin kennen wir uns noch nicht."
"Du kennst die Meisten von uns noch nicht." entgegnete er. Colin schenkte ihr einen fragenden Blick. Seine hellen Augen versuchten die Frau zu durchleuchten.
"Das kann ich ja schnell ändern."
Ohne sich beirren zu lassen lief Anna in den privaten Bereich. Der Mann folgte ihr langsam. Die Gäste waren schon lange weg, auch die anderen Mitarbeiter hatten das Casino verlassen. Mittlerweile war es sicherlich schon drei Uhr morgens. Ein großes Casino hätte sicher viel länger geöffnet, doch sie waren nicht groß. Mehr war dieses Casino ein exklusives. Sie hatten noch ein paar weitere, allerdings hangelten sie sich eher Richtung Las Vegas und Luna hatte nicht die totale Kontrolle über alles was dort vor sich ging. Jeder der sie finden musste, würde sie hier finden. Jason Hastings hatte die Kontrolle über die Außenposten. Nicht der beste Mann für eine Machtposition, aber Luna hatte ihm wohl einen Gefallen geschuldet. Zumindest hatte Violet dass mal behauptet. Colins Blick blieb an den grünen Pokertischen hängen.
"Wie hast du das denn vor zu zweit?" entgegnete ihm die Blondine schnippisch.
"Es geht ja um nichts oder?" erwiderte er. Ohne groß zu zögern setzte er sich auf den silbernen, rückenlosen Stuhl des Dealers dessen Polster mit einem edlem rotem Stoff versehen waren. Anna setzte sich zu ihm. Jetzt wünschte sie sich dass die von der Bar eine Flasche Alkohol geklaut hätte. Allerdings hatte sie mehr als genug getrunken.
"Warum hast du dich vorhin so zugeschüttet?" fragte er nach einem etwas zu langem Moment völliger Stille.
Es war Anna ein wenig unangenehm ihm sofort alles über sich zu erzählen. Aber sie hatte auch keinen anderen mit dem sie darüber sprechen mochte. Vor allem nicht mit Mike, der würde Simo noch zur Strecke bringen und dabei war er ihr ein guter Freund gewesen. Sie seufzte. Ihre Augen betrachteten den grünen Filz der Tischplatte. Dabei dachte sie nach was sie sagen würde. Colin legte ihr drei Karten vor die Nase.
"Also es gab ein Missverständnis zwischen einem Freund und mir. Und jetzt denkt er wir sind zusammen. Aber ich fühle mich nicht gut damit." sie schaute sich beim Sprechen beiläufig ihre Karten an. Legte dann den Einsatz des Small blind in die Mitte. Colin hatte seinen Einsatz direkt gesetzt. Zum Spielen nutzen sie Jetons, welche er wohl von vorn mitgenommen haben musste. Er hatte diese zwischen ihnen aufgeteilt. Sie würden sie ja eh zurück geben. Hatte Luna den Raum für die Chips etwa nicht zugesperrt?
"Wie ist es dazu gekommen?" fragte ihr gegenüber. Er drehte die erste Karte in der Mitte um. Eine Herz sieben.
"Er hat mir ein Auto geschenkt." erwiderte Anna stumpf. Das einzige was sie dabei fühlte war der Stolz auf ihr Gefährt aber nicht die Dankbarkeit, welche sie Simo eigentlich zollen sollte. Sie schob einen Roten, fünf Dollar Chip in die Mitte.
Colin prustete einmal sehr kurz los. Was hatte der Typ ihr geschenkt? Und was wollte diese Frau mit einer Sieben. "Nicht etwa den Mc Laren?" er legte seine fünf Doller ebenfalls dazu, nahm dann die nächste Karten vom Stapel und drehte diese um. Eine Herz Fünf. Am liebsten hätte er den Tisch umgeworfen. Er blieb ruhig, klopfte auf den Tisch. Mit Sicherheit hatte sie nichts viel besseres als er.
Anna schob ihre gelben zwanziger in die Mitte. Die höchsten Chips die sie hatten waren zwei der 25 die die Farbe grün hatten. "Doch der Mc Laren. Und dann naja hab ich mich sehr gefreut. Warum wirft er so mit Geld um sich nur um eine Freundin zu beeindrucken?" sie seufzte. "Ich weiß nicht wie ich ihm klar machen soll, dass nicht an mehr interessiert bin. Rechtlich habe ich das Auto gekauft, er hat es nur bezahlt. Damit es nicht versteuert wird. Das heißt theoretisch könnte ich mich sogar aus dem Staub machen ohne dass er etwas dagegen tun könnte."
Colin zog mit, er fest überzeugt davon, dass Anna ihn verarschte. Er deckte die nächste Karte um. Es war ein Kreuz König. Mittlerweile lagen drei in der Mitte. Sein gegenüber verzog noch immer keine Miene. War sie etwa gut darin? "Was hält dich davon ab?"
"Er ist ein guter Mensch." gab sie zu. "Ich kann mir zwar nicht vorstellen mit ihm zusammen zu sein, aber ich habe unsere Freundschaft unheimlich geschätzt. Warum kann es denn nicht einmal dabei bleiben verdammt?" Anna linste noch einmal in ihre Karten, beschloss dann zu klopfen.
"Ich würde es ihm einfach sagen, das ist besser wie ihn einfach zu ignorieren und langsam zu vernachlässigen." entgegnete Colin. Er hielt kurz inne.
"Wahrscheinlich werde ich die unerwachsene Methode nutzen." gestand sie ihm.
"Aber warum?" fragte er ehrlich verwundert. Er drehte eine neue Karte um. Die vierte mittlerweile. Es war eine Karo drei. Wieder klopfte er.
"Es ist für mich das angenehmste. Immerhin ist es irgendwie seine Schuld wenn er mir so etwas schenkt. Dann hätte er mir erst seine Hintergedanken klar gemacht." sie klopfte auf den Tisch.
Das war die letzte Runde. Colin deckte ein Karo Ass auf. Er klopfte erneut. Anna schob ihre Chips in die Mitte. Alle ihre Chips. Sie deckte ihre Karten um. Die Herz Sieben und Herz fünf hatten ihr zu einem Straight Flush verholfen. Verdutzt sah der Mann sie an. In der Ersten Runde hatte sie bereits solches Glück gehabt. Er konnte sich nur mit einem Paar Asse begnügen. Anna gähnte. Der lange Tag hatte sie geschafft.
"Komm ich spendiere dir einen Drink. Aber drüben." bat er sich an. Er stand auf, lief um den Tisch herum zu Anna. Die Blondine stand auf. Er bot ihr seinen Arm an. Dankend ergriff sie ihn. Zusammen liefen sie zur Hintertür. Die Jetons blieben einfach auf dem Tisch liegen. Sie hinterfragte nicht was er sich dabei dachte. Vielleicht würde er noch einmal zurück kommen und sich darum kümmern. Gemeinsam stiegen sie in seinen Grauen Mustang. Eine gefühlte Ewigkeit fuhren sie für Anna wahllos durch die Gegend. Nach vielleicht zwanzig Minuten, die sie aber als zwei Stunden empfand, kamen sie auf dem Chautauqua Boulevard an. Noch vor Colin quetschte sie sich aus dem Auto. Ein kurzer Blick auf ihr Handy verriet ihr dass es nicht mehr lange dauern sollte bis die Sonne aufging. Gemeinsam Stolperten sie in das riesige Haus. Sie fielen über die Alkohol Vorräte im Schrank her, setzten sich an die Küchentheke und tranken fröhlich zusammen.
"Wie kommst du eigentlich her?" fragte sie ihn neugierig.
"Ich wollte Soldat werden, damals. Hab oben in San Fernando gewohnt. Und dann hatte ich einen schrecklichen Autounfall. So habe ich Max kennengelernt. Max wollte mich umbringen lassen, und irgendwie bin ich dann doch im selben Boot wie er gelandet." er lachte. "Und Hérmano und ich sind quasi Brüder, da war es keine Frage dass er irgendwann auch hier endet."
Anna lächelte. Sie mochte Colin. Er sah ungewöhnlich, aber nicht einmal übel aus. Nett war er auch. Sicherlich konnte man eine Menge spaß mit ihm haben. Gemeinsam schütteten sie sich Drink um Drink die Kehle herunter.
Auch Anna erzählte ihm über ihre Herkunft, ihre Vergangenheit und wie sie schließlich in der Mafia gelandet war. Auch wenn er letzteres mit Sicherheit bereits wusste. Die beiden fanden sich auf der gemütlichen roten Couch wieder. Anna zeigte Colin ihren Lieblingsfilm, zum Glück hatten sie ihn auf Netflix. Allerdings hörte sie nicht wirklich auf dabei zu reden. Irgendwie wurde die Stimmung zwischen ihn von Sekunde zu Sekunde besser. Es war als würden sie sich schon ewig kennen. Das bequeme Sofa machte sie zwar müde, allerdings schaffte sie es dies erfolgreich zu ignorieren. Ungefähr ab der hälfte des Films begann alles schwammig zu werden.
Als sie wieder zu sich kam, waren ihre Augen vom Schlaf zusammen geklebt. Ihre Glieder waren schlaff, ein wenig schmerzten sie sogar. Ihr Nacken war steif und tat somit am meisten von allem weh. Sie setzte sich auf, gähnte, rieb ihre Augen und öffnete sie dann langsam. Stechende Kopfschmerzen begrüßten sie. Am liebsten hätte sie sich sofort wieder hingelegt. Die beiden waren wohl zusammen auf dem Sofa eingeschlafen. Als sie aufstand merkte sie wie wackelig ihre müden Beine waren. Vielleicht wäre es für ihren Körper besser gewesen sie wäre direkt nach ihrer Schicht nach Hause gefahren. Noch immer kaputt suchten ihre Augen nach einer Uhr. Es war fünf am Nachmittag. Na wenigstens hatte sie lange genug geschlafen. Jetzt machte sie sich daran die Schränke und das Badezimmer nach Medikamenten ab zu suchen. Letztendlich fand sie nur eine Ibu in ihrer Handtasche, beschloss es wäre immerhin besser als nichts. Sie lief in die Küche, dabei fiel ihr auf das dort eine leere Kaffee Tasse und ein Teller voller Krümel standen, die Gestern hier sicher nicht gewesen waren. Colins Mustang konnte sie durch das Fenster noch draußen stehen sehen. Wo er wohl war? Sie füllte ein Glas mit Wasser, drückte sich die Tablette in den Hals, schluckte sie herunter.
"Hey Anna." ertönte eine Laute Stimme hinter ihr.
Vor schreck verschluckte sie sich unglücklich an ihrer Ibu. Sie begann zu husten. "Mike?" krächzte sie.


Behind the shadows of Blackwood || MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt