Kapitel 24

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Mit wackligen Beinen stand Anna irgendwo im nirgendwo. Wie eine geistig gestörte, starrte sie die vorbeifahrenden Autos auf dem Speedway an. Es war windig, jedoch nicht wirklich kalt. Der Helikopter war zwar ausgestellt, allerdings nicht gut versteckt. Frank hatte gemeint es wäre dunkel genug, dass man ihn nicht sehen würde. Anna war da anderer Meinung. Jeder normale Mensch würde umdrehen wenn er den Anblick von weitem sah. Aber Simo war eben kein normaler Mensch. Annas Herz machte einen gewaltigen Satz, als er rechts ranfuhr und sein Auto verließ. Natürlich war er mit einem Taxi unterwegs. Sie hatte das schon vermutet. Er sah sich verloren um. Die Blondine wahrte Deckung und drückte sich weiter in den kleinen Busch herein, hinter dem sie sich seit dem Anruf versteckt hielt. Hoffentlich krabbelten keine Käfer auf ihr herum. Verächtlich verzog die Frau ihr Gesicht. Wie dämlich und blind konnte ein Mensch eigentlich sein? Er wollte doch auch, dass sowas passierte. Simo führte die Hände zum Mund, scheinbar um nach Anna zu rufen, die er offensichtlich nicht finden konnte. Dabei hatte er auch nicht einmal ein bisschen nach ihr gesucht. Keine Sekunde später zog sich ein Sack über seinen Kopf. So wurde sein Rufen augenblicklich erstickt. Er spürte deutlich, kaltes Metall an seiner Kehle. An der dicke konnte er beurteilen dass es sich um die Rückseite eines Messers handelte. Der Sack war unten mit einer Kordel verschlossen, jemand zog diese brutal fest zusammen. Simo rang um Luft. Er hatte Angst. Mit einer solchen Situation hatte er nicht gerechnet. Davor hatte niemand ihn gewarnt. Die Kordel war glücklicherweise in den Sack eingelassen, ansonsten würde sie umso mehr in sein Fleisch schneiden. Noch bevor er wusste was grade vor sich ging, wurde er vorwärts gestoßen. Er stolperte einige Meter hilflos vorwärts. Simo zuckte zusammen als er etwas in seiner Kniekehle spürte.
"Hinsetzen.", zischte eine bekannte Stimme, die er allerdings nicht zuordnen konnte.
Simo befolgte diesen Befehl. Er setzte sich auf einen gemütlichen Leder Sitz, für den er allerdings hatte eine Stufe hochklettern müssen. Der Sack bedeckte sein Gesicht sehr gut. Sogar so gut, dass es ihm äußerst schwer fiel zu atmen. Jute. Er verfluchte sich, dass er nicht besser auf sich aufgepasst hatte. War doch klar, dass ihm so etwas passieren würde. Warum hatte er nicht mal nachgedacht? Frank kletterte in den Piloten sitz, nachdem er hinter Simo die Tür verschlossen hatte. Luna grinste ihm freudig zu. Die zwei liebten es Idioten ein wenig herum zu schubsen. Panisch schreckte Simo hoch, als der Helikopter sich in die Lüfte erhob. Anna hatten sie zurückgelassen. Das Taxi war immerhin noch da. Darum würde sie sich kümmern.
"Was wollt ihr von mir?", quietschte er.
"Halts Maul.", zischte eine andere Männer Stimme zurück. Welche er auch schon einmal gehört hatte. Er verband sie mit einem schlechten Ereignis. Wieder einmal konnte er sie aber nicht zuordnen.
Eine gute halbe Stunde Rang er mit Schweißausbrüchen. Er hatte unkontrollierbar gezittert. Auch sonst ging es ihm unfassbar schlecht. Dadurch, dass er kaum hatte Luft bekommen können, war ihm schwindelig geworden. Mit zitternden Beinen zog er sich aus dem Helikopter. Er landete auf einer solchen unebenen Fläche, dass er mit mühe noch auf den Beinen blieb. Endlich wurde ihm der Sack von seinem Kopf gezogen. Gierig schnappte der Mann nach Luft. Luna kicherte amüsiert. Frank starrte ihn an. Simo wich ängstlich zurück, stieß dabei aber mit dem Rücken gegen den Helikopter.
"Was denkst du dass du hier machst?", fragte ihn der Glatzköpfige Mann ungehalten.
"Sorry, dass ich mich nicht an die Kleiderordnung gehalten habe. Desshalb muss man jemanden doch nicht gleich umbringen.", knurrte Simo.
Frank zog die Stirn in falten. Sie wussten beide, dass Simo klar war warum sie ihn verschleppt hatten. Das beantwortete Luna, indem sie dem wesentlich kleinerem Mann eine ordentliche Backfeife verpasste.
"Wie lange geht das zwischen euch schon so?", stellte Frank eine neue Frage.
"Was zwischen wem?", erwiderte Simo.
Daraufhin packte Frank den Taxifahrer am Kragen. Er drückte ihn mit einer, für Simo, gewaltigen Kraft gegen den Helikopter. Die Berührung krachte. Simo war sich sicher, dass sein Rücken den restlichen Monat damit kämpfen müsste.
"Jetzt hör mal zu du ekliger kleiner pisser. Wenn du noch irgendwen, irgendwie belästigst und dich dann noch dumm stellst, dann schlitz ich dir deine hässliche Kehle auf. Hast du das verstanden?", zischte Frank erbost. Seine Augen glänzten gefährlich.
Simos Herz rutschte merkbar ein riesiges Stück nach unten. Er machte allerdings keine Anstalten, dem Mann zu antworten. Dabei war er ihm deutlich unterlegen. Frank gefiel das absolut nicht. Desshalb packte er Simos Schädel und knallte ihn gegen die Tür, des Helikopters. Dem kleineren Mann wurde schwindelig vor Schmerz. Seine Lippen verließ nur ein leises "Mh.", was Frank noch immer nicht überzeugte. Diesmal schlug er die Faust in das Gesicht des anderen Mannes. Luna steckte sich eine Zigarette an und beobachtete ihren Untergebenen, still.
"Ob du verstanden hast habe ich gefragt? Du mieses Stück Dreck.", fauchte Frank nun außer sich vor Wut.
"Ich habe verstanden." murmelte er entkräftet. Als Frank von ihm ab ließ, glitt der Taxifahrer einfach zu Boden. Fast so als wäre er ein lebloser Sack.
Die anderen beiden scherten sich kein Stück um den Mann. Stattdessen stiegen sie wieder in den Helikopter. Nicht nachdem sie ihn mit einem groben Tritt davon weg befördert hatten. Simo hielt mit mühe die Augen offen. Er krallte seine Finger in den Boden. Irgendwie versuchte er klare Gedanken zu fassen. Neben ihm erhob sich das Gefährt wieder in die Luft. Er konnte einige Berge um sich erkennen. Nichts aber was ihm bekannt vorkam. In welche Richtung sie flogen konnte er auch nicht sehen. Mal abgesehen davon, dass er nur mit mühe überhaupt etwas sah. Simo dachte an sein Handy. Doch dieses hatte er im Auto zum aufladen gelassen. Hatte er sonst noch etwas dabei? Frank hatte ihn nicht durchsucht. Oder hatte er es doch? Der Mann erinnerte sich nicht daran. Er hatte aber auch nichts bei sich gehabt. Darum brachte es ihn nicht weiter. Simo starrte in den Himmel. Zu seiner Überraschung war es jetzt ein wenig heller wie vorhin. Jedoch war er selbst viel zu erschöpft sich irgendwie zu bewegen. Sein Kopf schmerzte. Auch seine Zähne hatten die Schläge von Frank nicht gut verkraftet. Erbärmlich, wie ein kleines Kind, schleppte sich Simo zu einem Stein. Vorsichtig lehnte er seinen Rücken ein wenig an ihm an. Leider war es kein Fels, sondern vielleicht ein Stein, der beim Sitzen die Hälfte seines Rückens stützen konnte. Ändern tat es an seinen Schmerzen nichts. Hoffentlich hatte jemand das GPS Signal seines Taxis auf dem Radar und merkte, dass etwas nicht stimmte. Wieso hatte er sich überhaupt ins Casino getraut? Er wusste er war nur eine Puppe. Er wusste Anna würde sich niemals auf sein Niveau herunterlassen. Er wusste das, was er getan hatte war falsch. Die teuren Ohrringe hätten auch nichts daran geändert. Immerhin hatte es ihr Traumauto nicht. Noch bei keinem. Müde fielen dem Mann die Augen zu. Eigentlich durfte er in dieser Verfassung nicht schlafen. Sobald er aufwachte war alles Adrenalin verflogen. Dann würde er diesen Berg nicht herunterkommen, bevor er verhungerte. Doch er konnte nichts dagegen tun. Als sich Simos Augen schlossen hoffte er nur darauf, auch wieder auf zu wachen.
"Atmet er noch?", rief eine gedämpfte Stimme aus der Ferne.
"Ich glaube schon.", antwortete eine andere.
Simo wusste nicht worum es ging. Doch er war neugierig. Seine Augenlider verwährten es ihm allerdings sich zu öffnen. Er war noch zu müde. Mit festen Krallen hielt sein Körper ihn im Zustand des Schlafens gefangen.
"Scheiße Mann.", zischte der Typ mit der kaputteren Stimme. Der hatte in seiner Jugend wohl ein wenig zu viel geraucht. Die Stimmen um ihn verstummten. Es dauerte eine Weile, in der er weggetreten in einer Tiefen schwarze gefangen war. Dann gab ihm sein Körper die Möglichkeit seine Augen zu öffnen. Sofort riss der junge Mann die Augen weit auf. Sein Gegenüber schrie auf und machte einen Satz rückwärts. Helle Lichter blendeten ihn. Simo schloss die Augen wieder, um nicht weiter geblendet zu werden.
"Er ist wach.", kreischte jemand.
Wo war er? Warum war es so kalt.
"Rafael. Bevor der Arzt den Tod festgestellt hat solltest du doch keine Organe mehr entnehmen. Das ist schon mehrmals schief gegangen.", schimpfte der Raucher Typ wieder.
"Scheiße Mann ich wollte doch nur eine Niere haben. Außerdem hatte er mir versichert, er sei mausetod.", Rafael Aussage richtete sich wohl an eine dritte Person im Raum.
"Ich sagte so gut wie Tod." verteidigte er sich.
Simo öffnete die Augen erneut. Diesmal wesentlich müheloser. Enttäuscht stellte er fest, dass er nackt in einer Badewanne voller Eiswürfel, in einer muffigen Garage eingesperrt war. Einen der drei Männer kannte er. Miguel. Und Rafael konnte er eindeutig dem Mexikaner zuordnen, der sehr verrückt gekleidet war. In seiner Hand hielt er ein Skalpell und auf seinem Kopf befand sich eine Lampe. Das hatte ihn also geblendet. Der dritte im Bunde war wesentlich kleiner. Er hielt sich hinter den zweien auf.
"Meine fresse Simo du hast schlimmer verkackt als wir dachten.", stellte Miguel fest. Er war schockierend stark enttäuscht.
"Was soll ich denn machen, die 'dummen' Blackwoods haben mich direkt in eine Falle gelockt.", verteidigte er sich.
"Dexter wird das nicht begrüßen wenn er hört wie dieser Typ alles versaut hat. Wir sollten einen Anschlag machen noch bevor sie es überhaupt planen können.", Miguel kratzte aufgebracht an seinem Kopf.
"Das wird ihm noch weniger gefallen.", entgegnete Rafael. "Mal abgesehen davon haben wir jetzt nen nutzlosen Idioten am Hals."
"Scheiß auf Dexter. Vielleicht wenn er nicht so ein Weichei wäre, dann würden wir jetzt nicht in dieser Situation stecken.", zischte Miguel.
"Darf ich gehen?", fragte Simo. Er war sichtlich verwirrt von den Ausmaßen der Situation.
"Du gehst nirgends mehr hin. Jetzt hängst du mit drin. Wenn du nicht kämpfen möchtest, dann radieren wir dich direkt aus.", knurrte Miguel.
Endlich bereute Simo seine Entscheidung. Bisher hatte er Miguel geglaubt, was er versprochen hatte. Nämlich, dass er nur tun müsse was sie verlangten, dann würde er sehr bald eine Frau an seiner Seite wissen. Niemals hatten sie erwähnt es würde Anna werden. Eigentlich war er nicht mehr von Anna angetan, wie von jeder anderen Frau auch. Sie war aber greifbarer, da sie bereits befreundet waren. Er hätte es von Anfang an lassen sollen. Bereits als er Emre gesehen hatte, hätte er aufgeben sollen. Jetzt war es zu spät. Er saß in der Tinte. Simo war zu verzweifelt gewesen. Wer wäre aber auch nicht verzweifelt wenn er mit zweiundreißig noch nie mit einer Frau geschlafen hatte ohne sie dafür zu bezahlen?
"Weißt du was Rafael, viel Spaß mit seiner Niere.", grummelte Miguel. Er klopfte dem gruseligen Mexikaner auf die Schulter. Dann verließ er den Raum durch die kleine Metall Tür. Der Zwerg, war wohl schon lange verschwunden.
Verängstigt hob Simo seine Hände. "Mit Sicherheit können wir das auch anders klären."
"Halts Maul.", erwiderte der andere Mann.
Miguel stapfte wütend durch die große Lagerhalle. Hinter ihm fiel die dicke Stahltür, die er grade verlassen hatte, mit einem knall zu. Wie gut dass die Cops all ihr Kokain konfisziert hatten. Ansonsten würde er es jetzt tun. Das machte ihn allerdings umso wütender. Sicher war er sich nicht, ob das Syndikat wusste, dass der Taxifahrer jetzt zu ihnen gehörte. Nur man konnte nie vorsichtig genug sein. Er riss die Tür zur Garage auf. Aus einer Ecke hörte man eindeutig lautes gestöhne. Genervt ließ er seine Blicke herüberschweifen. Gegen einer ihrer Bullis gelehnt ließ sich Sofie grade von einem der unterrangigen Mitglieder durchnehmen. Miguel zündete eine Zigarette an. Kurz überlegte er, sie zu stören. Wahrscheinlich würde er Sofie später dafür bestrafen. Immerhin wusste er jetzt, dass er Dexter hier nicht finden würde. Er drehte sich wieder um.

Behind the shadows of Blackwood || MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt