Kapitel 20

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▄︻デR̷e̷a̷p̷e̷r̷s̷ ̷a̷g̷a̷i̷n̷══━一

"Wir haben ein großes Problem." verkündete Violet. Sie stieß die schwere Bürotür von Luna auf als wäre es nichts. Anna wusste, diese Tür war eigentlich ziemlich schwer zu öffnen, da sie eine von der Sorte war, die sie automatisch zu zogen.
Luna griff sofort nach ihrer Waffe, kaum hatten diese Worte Violets Lippen verlassen. Die Frau lief Anna entgegen, richtete sie dabei auf ihre Stirn. Annas Herz rutschte in ihre Hose. Zwar hatte sie nichts falsches gemacht, doch eine Waffe an ihrem Kopf zu haben und das von jemandem wie Luna, das war Wahnsinn. Die kalten Augen der Frau starrten in die Annas. Ihr Parfum schwang herüber, es roch teuer. Sehr teuer. Ein dicker Klos in ihrem Hals sorgte dafür, dass sie glaubte nicht mehr atmen zu können. Verzweifelt versuchte sie sich zu beruhigen. Was es wohl eher schlimmer machte, immerhin zitterte sie nun auch noch. Das Herzklopfen was sie hatte war nicht der Anziehung Lunas zu verdanken, sondern ihrer puren Angst.
"Sie hat nichts gemacht." wand Violet so schnell sie konnte ein.
Wie aufs Stichwort, nahm Luna die Waffe herunter. "Was ist passiert."
Keuchend ließ die Blondine sich auf eines der Sofas fallen. Sie war noch immer unfähig zu sprechen. Die Frau wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. Von Violet erntete sie einen mitfühlenden Blick. Luna war ausdruckslos. Es war das zweite Mal, dass sie dies tat. Das erste allerdings, bei dem sie es wirklich ernst meinte. Einen Bruchteil einer Sekunde hatte sie die Szene von der rothaarigen und sich auf dem Casino Dach, kurz nach ihrem Eid im Kopf. Warum hatte sie das eigentlich getan?
"Miguel hat seinen fetten boten auf sie gehetzt." übernahm Annas Freundin nun das Wort.
"Der hässliche?" fragte Luna abwertend.
"Der hässliche." bestätigte Violet. Sie atmete einmal tief ein, als müsste sie sich erst sammeln. "Er sagte wir sollen dich von Miguel grüßen. Deswegen glaube ich wir stecken in Schwierigkeiten." erklärte sie.
"Er hat mich eine dumme Stripperin genannt." presste Anna nun keuchend heraus. Ihre Stimme war höher als sonst und gebrochen, als wäre sie heiser. Sie hatte sich nun endlich ein kleines bisschen beruhigt. Trotzdem zitterte sie noch.
Jetzt erst fiel ihr der Mann mit der gut polierten Glatze, hinter Lunas Schreibtisch auf. Durch die Furcht hatte sie nichts mitbekommen. Er starrte sie hinter seiner Sonnenbrille intensiv an. Der Mann hatte seine gefalteten Hände, welche von schwarzen Leder Handschuhen geschützt wurden, auf den Tisch gelegt. Vor ihm lag die gleiche Mütze die auch Anna und Violet auf ihren Köpfen trugen. Allerdings hatte seine eine Farbe die besser zu seinem beigen Jackett und der dunkel braunen bis violett braunen Fliege um seinem Hals passte. "Frank Kohl." er machte eine schnelle, ausdrucksstarke Geste mit seinen Händen. Anerkennend senkte sie leicht ihren Kopf. Der Mann benahm sich sehr professionell, das ließ ihn äußerst elegant wirken. Sein faltenfreies Gesicht war ein Indiz dafür, dass er noch recht jung war. Den Namen hatte sie bereits von jemandem gehört, da war sie sich mehr als nur sicher.
"Die Rechte Hand." erklärte Luna kurz.
Anna schluckte. Jetzt erst wurde ihr der Ernst der Situation überhaupt bewusst. Wenn die Reapers sie wirklich so offensiv bloßgestellt hatten, war das quasi schon ihr eigenes Todesurteil. Verkrampft gruben sich ihre Finger in das Leder der Couch. Warum grade jetzt. Kaum das sie den Winter fast überstanden hatte. Es war ja wohl kaum zu verleugnen, dass sie es lieber gehabt hätte, wäre der Krieg vor ihrem Kennenlernen mit Emre passiert, er wäre so umgekommen und sie wäre jetzt nicht in diesem komischen liebes...Viereck? So etwas konnte auch nur ihr passieren. Am liebsten hätte sie ihre Taschen genommen und wäre aus Amerika verschwunden. Dann wäre sie einfach nach Holland oder Deutschland gegangen oder vielleicht nach Jamaica, Dort hätte sie sich abschießen dürfen ohne so einen Scheiß zu erleben. Kaum hatte sie ihre Gedanken zu Ende gedacht, da wurde sie alarmiert, durch die aufkommende Stille im Raum. Luna, Frank und Violet starrten sie an.
"Ist dir etwa wirklich nicht gut Anna?" fragte Violet als erste. Sie konnte sich das doch wohl am ehesten denken.
"Keine Sorge Violet." entgegnete Luna, "Darum kümmere ich mich später." ein höhnisches Grinsen lag auf ihren Lippen. Anna fürchtete es, war aber gleichzeitig davon verzaubert. Gleichzeitig hoffte sie natürlich das Lächeln wäre ein Indiz dafür, dass sich ihre Sehnsüchte erfüllten.
"Ich brauche eine Zigarette." war jedoch das einzige, dass sie herausbrachte.
Frank und Luna sahen sich schulterzuckend an. So schnell sie konnte flüchtete Anna durch das Casino, nach draußen. Kurz überlegte sie einfach ab zu hauen. Aber Lunas Aussage ließ sie nicht los. Sie erhoffte sich schon etwas davon. So wie sie es gesagt hatte, war sie scheinbar nicht abgeneigt Zeit mit Anna zu verbringen. Mit Sicherheit war das eine weit her gegriffene Interpretation. Sie verleugnete dies allerdings. So konnte sie sich besser fühlen. Glauben, wenn auch nur für einen Moment, dass sie für jemanden der ihr etwas bedeutete, wichtig war. Diese Annahme ließ ihr Herz in ihrer Brust umso stärker klopfen. Hastig stieß sie die metallische Hintertür auf. Kaum war sie mit ihren Füßen auch nur einen Millimeter auf den roten Pflaster getreten, schob sie sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen. Mit zittrigen Händen zündete sie diese an. Anna nahm einen sehr starken Zug, musste glücklicherweise nicht husten und genoss wie das Nikotin langsam seine Wirkung in ihrem Körper verbreitete. Es flutete ihren Körper mit wärme und Energie. Wacher denn je, begann sie zu realisieren wie schlimm die ganze Situation wirklich war. Sie blickte in den Himmel, genoss dabei ihre Zigarette. Kaum hatte sie ihren letzten Zug getan, stürmte Luna zu ihr heraus. Statt ihre Kippe auf den Boden zu werfen, warf sie diese dann lieber in den Mülleimer.
„Dann wollen wir doch mal sehen." war die einzige Stellungnahme die Luna tätigte, bevor sie Anna zu ihrem Auto schleifte.
Etwas überfordert, krabbelte Anna auf den Beifahrersitz Lunas Supras. "Habe ich etwas falsch gemacht." erkundigte sie sich.
"Ja Anna." einen Moment lang herrschte furchterregende Stille. Luna startete den Wagen, der Motor und das Radio übertönten rasch die aufkommende Stille. "Das du dem Typen nicht auf die Fresse gehauen hast." entgegnete die Mafiosa mit gleicher Ernsthaftigkeit wie auch Ausgelassenheit. Sie ließ den Motor des Autos aufheulen, fuhr dann mit durchdrehenden Reifen vom Parkplatz. "Und darum kümmern wir uns jetzt." Luna drehte das Radio auf. "Niemand behandelt auch nur meine Assoziierten so."
Verkrampft klammerte sich Anna so unauffällig wie möglich ans Polster ihres Sitzes. Sie rasten durch die Straßen. Erst fürchtete Anna sich davor, was die Polizei wohl dazu sagen würde, dann aber fürchtete sie in einem Autounfall um zu kommen. Beides unbegründet, das wusste sie aber auch selbst. Luna stoppte den Wagen, direkt vor dem Strip Club. Beide Frauen stürzten aus dem Toyota. Schnellen Schrittes ging die Mafiosa durch die Tür, der Türsteher wagte es nicht einmal sie an zu sehen. Anna folgte ihr genauso Selbstbewusst, auch wenn es bei ihr nicht ganz so mühelos aussah wie bei Luna eben. Sie liefen wieder über den grauen Teppichboden, hinter der Halbmauer vorbei. Wie aufs Stichwort, zogen sich die Tänzerinnen zurück auf die Bühne. Mike und Max hatten den Typen von vorhin in die Zange genommen. Die Außenstehenden entfernten sich von ihnen. In ihren Gesichtern spiegelte sich Respekt, angrenzend an Furcht.
"Eure Schläger sind Frauen." der Fette Mann fing an hysterisch zu lachen. Mike wollte ihn treten, Luna signalisierte dass er dies nicht brauchte.
"Schau mal, ist das etwa Miguels kleiner Welpe." Luna zog Anna mit sich. "Fast schon ein Jammer, er schickt extra dich zum stress machen, weil es ihm nämlich scheiß egal ist ob du stirbst oder nicht." Sie spuckte auf seine Füße. "Der dumme Hurensohn hat wohl noch immer nicht verstanden, dass auch er nur eine Puppe von Dexter ist."
"Seit wann gibt sich der Boss von euch denn mit den Stripperinnen ab?" entgegnete er. Scheinbar überschätzte er sich entweder, oder war einfach wahnsinnig Lebensmüde.
"Wenn du möchtest überlass ich dir die Ehre Anna, aber bring ihn nicht um. Und lass seine Hoden dran, darum kümmern wir uns später."
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Anna liebte Schlägereien. Mike gab dem Mann einen Tritt in die Kniekehle. Der dicke stürzte zu Boden. Mit seinen Händen stoppte er den Fall, hielt sich auf seinen Knien aufrecht. Allerdings fiel er zur Seite weg, denn Anna hatte seinen Kopf gepackt und ihr Knie mit einer solchen Wucht in sein Gesicht gerammt, dass er dachte seine Nase wäre gebrochen. Die Frau kicherte. Mike, Max und Luna beobachteten die Szene vor ihrer Nase unbeeindruckt. Als nächstes, trat Anna mit ihren Hacken auf die Finger des Mannes. Es tat so sehr weh, dass es in seinem gesamten Körper pochte. Für einen Moment drehte sich alles, er konnte sogar ein piepen an seinen Ohren hören. Jetzt setzte sich der Fuß auf seine Nase. Knacken ertönte. Angewidert verzog die blonde Frau ihr Gesicht. Das Geräusch von brechenden Knochen war mit eines der unangenehmsten Geräusche die sie je gehört hatte. Sie gab ihm einen letzten Tritt gegen die Rippen. Der Mann fiel nun auf die Seite. Er hatte keine Kraft sich zu krümmen oder zu jammern. Seinen Körper durchflutete der stechende Schmerz seiner Nase und das heftige Pochen seiner Finger, das sich noch viel schlimmer bemerkbar machte.
"Ganz okay, für den Anfang." meinte Luna, noch immer unbeeindruckt. "Mike, du bringst den netten Herrn bitte zu Frank. Der Rest ist besprochen." Sie griff in ihre Tasche, dann zog sie ein paar Scheine heraus, legte diese zu Haruki, Colin und den übriggebliebenen Associates. "Macht euch einen schönen Abend." sie wank Anna mit sich. "Wir haben was vor.", nun sah sie zu den Gästen herüber, "Niemand hat etwas gesehen." stellte sie klar. Es klang als wäre es eine Tatsache. "Wir haben ein Date." teilte sie Anna mit.
Verwirrt durch diese Aussage überlegte sie ob es vielleicht irgendein Slang Wort war. Nur auf die Schnelle fiel ihr natürlich nicht ein was es wirklich bedeuten könnte. Zudem mischte sie ihr Herzklopfen ordentlich auf. Manchmal durfte man sich doch auch mal etwas mehr erhoffen oder nicht?

A/N Ich finds gut hier für heute den schnitt zu machen, werde allerdings demnächst wieder Kapitel in voller länge schreiben


Behind the shadows of Blackwood || MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt