Kapitel 26

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Anna hielt das fertig Polierte Glas skeptisch ins Licht. Irgendwie war sie nie so ganz zufrieden damit. Was machte sie nur falsch? Sie schielte herüber zu Violet, die sie diesmal ausnahmsweise bei ihrer Schicht begleitete, denn sie hatte keine Lieferungen mehr offen. Zumindest für heute nicht. Wie bekam sie die Dinger nur vernünftig sauber, ohne dass irgendwo noch eine fettige Schicht war. Annas Hände verfetteten sofort alles. Sie musste das Glas nur leicht berühren und konnte neu anfangen. Seufzend stellte sie es an die Seite. Die Kunden würden es eh nicht merken. Immerhin schaute sich kaum jemand das Glas so genau an. Vielleicht würde sie es ja irgendwann so gut wie Violet können.
Heute war es glücklicherweise ruhiger an der Bar. Allerdings tummelten sich die Menschen geradezu um die Slot Maschinen. Anna wusste dass es sich auch nicht lohnen würde dorthin zu gehen und ihnen Alkohol an zu bieten. Denn die meisten von ihnen würden kein Geld dafür übrig haben. Deshalb widmete sie sich weiter dem Gläser Polieren. Die beiden Frauen warteten seelenruhig auf Kunden. Im Hintergrund wurde ihre Arbeit von lauten Gesprächen begleitet. Es war eine ganz normale Schicht. Das einzige erwähnenswerte war, dass Luna diesmal nicht hinter dem Schalter bei der Jeton Ausgabe saß und Frank auch nicht. Stattdessen waren dort Jason und Tim. Vielleicht plante Luna ja sich zu entlasten. Immerhin gehörte das Casino selbst, Jason Hastings. Anna konnte von sich mit ziemlich gutem Gewissen behaupten, dass sie ihn noch nie dabei beobachtet hatte wie er etwas nützliches gemacht hatte. Wenn man es als nützlich bezeichnen könnte, dann ganz vielleicht diese Party letzten Mittwoch. Doch ob das zählte, da war die Blondine sich nicht schlüssig. Die Erinnerung war zwar detailliert jedoch sehr verschwommen.

Sie saß am Pool, bei Mikes kleinen Villa als plötzlich ihr Handy wie wild Vibrierte und nicht mehr aufhörte. Als sie es verärgert über die Störung an ihrem freien Tag auf Lautlos stellen wollte, sah sie die nicht aufhören Nachrichten. Und dann kam eine Nachricht von Colin, danach eine von Violet, die sie beide dringlich baten zu kommen. So gab sie auf, zog sich um und fing danach Mike ab, der sie gebeten hatte ihn ab zu holen vom Pershing square. Was ein riesiger Umweg war, immerhin war Jasons Villa einfach nur in einem anderem Teil von Beverly Hills. Auf ihre Nachfrage was er ohne ein Auto dort getrieben hatte, war er schnippisch geworden und hatte ihr geantwortet, man dürfe doch auch mal sein Auto stehen lassen. Also hatte Anna dann auch keine Lust mehr mit ihm zu reden. Die beiden fuhren zur Party ohne ein Wort, aber mit sehr lauter Musik, und stiegen dann aus dem Auto aus. Mike hatte es auch sehr eilig von ihr weg zu kommen, denn den restlichen Abend hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Konnte ihr ja auch egal sein, immerhin waren sie nur Cousins. Sie parkte ihr Auto wie alle anderen Wagen, in der Schlange an der Straße. Das Haus war riesig, allerdings einstöckig, sehr weiß und eckig gehalten, mit einer Menge Fenstern. Außerdem schlang sich eine weiße Mauer um das Gelände. Ein großer Parkplatz und eine Garage, direkt hinter dem Tor aus Milchglas, durch ein kleineres Tor auf der rechten Seite konnte man scheinbar in den Vorgarten gelangen. Der besondere Touch war auf jeden Fall das wieder auftretende Schwarz, am Briefkasten, Dach, den Fenstern, Türen und Toren. Kaum das sie ausgestiegen war, wurde sie bereits von Violet angefallen, welche Anna förmlich in den Garten zerrte. Anna hatte natürlich eine menge Angst, dass sie den anderen anwesenden unfreundlich vorkam. Allerdings waren die anderen Anwesenden nur Menschen die sie eh schon kannten und wenn nicht, waren es trotzdem Mitglieder des Syndikats. Und auch alle weiteren Besucher nutzten den Hintereingang. Freudig zog Violet sie einfach weiter mit sich. Im Hintergrund plänkelte leise Musik von irgendwo her. Doch das änderte nicht, dass scheinbar alle schon Feuer und Flamme waren. Menschen saßen in Grüppchen auf den Liegen am Pool, einige standen auf dem Rasen am Geländer und schauten verträumt in die Nachbarschaft. Eine der Gruppen stand in der Außenküche und war scheinbar am Kochen. 
"Hey da ist Anna." grüßte Hérmano sie überschwänglich.
Sie wandte sich nun von Violet ab. "Was feiern wir eigentlich?" fragte sie die Männer.
Die vier saßen im Gras und hielten jeder eine Flasche Bier in der Hand. Colin drückte ihr eins in die Hand.
"Wir feiern das Blackwood Syndicate." erwiderte Colin ihr.
Verwirrt sah Anna die glücklichen Gesichter an und beschloss, das mit dem Hinterfragen einfach wieder zu lassen. Sie öffnete das Bier geschickt mit ihrem Schlüssel und grinste stolz auf ihre Tat.
"Wo ist eigentlich der Gastgeber?" nahm Anna eine letzte Frage in kauf.
Max zuckte die Schultern. "Das wüsste ich auch gern.", antwortete er ihr.
"Riecht ihr das?", fragte Hérmano begeistert.
Anna nickte. "Riecht wie Steak. Mariniert mit einer Mischung die auf jeden Fall Bier drin hat. Also dann wahrscheinlich Rindfleisch.", stellte sie fest. Dann nahm sie einen großen Schluck von ihrem kühlen Getränk.
"Du Freak hast das alles gerochen?"  Max starrte sie entgeistert an.
"Was denn? Als ob ihr das nicht auch riechen würdet, wenn euer Mitbewohner ein Fanatischer Koch ist und all sein Essen Mariniert, Garniert, Flambiert und was auch immer noch möglich ist. Und dann auch noch euch zwingt es zu erraten. Am Geruch.", zischte sie. Irgendwann würde sie Mike erwürgen, da war sie sich einfach zu sicher.
"Dann hat sich das ja auch geklärt." grummelte der vierte im Bunde, Anna hatte seinen Namen nie erfragt und da er leider sehr selten sprach, wenn doch allerdings sehr lustige Witze oder einen schmerhaften Witz durchkommen ließ. Und nun war es zu spät um zu fragen. Vielleicht konnte sie ihr Leben ja leben ohne seinen Namen jemals wissen zu müssen? Immerhin hatte sie es bisher schon sehr lange geschafft und war sich mehr als sicher, dass es niemals aufgefallen war.
Von außerhalb hörte man plötzlich laute Bremsgeräusche, dann unruhige Stimmen. Die Gruppe sah sich an und beschloss dann kollektiv auf zu stehen und vor das Tor zu gehen. Dort sahen sie wie der Gastgeber Jason, sich mit zwei sehr normal aussehenden Männern zu streiten. Annas Meinung nach sahen sie aus wie zwei reiche Väter, vielleicht um die Vierzig oder vielleicht sogar fast Fünfzig. Die beiden wollten offensichtlich nur auf der Straße fahren, was man auf Straßen eben so machte. Nur mit Jason schien nicht gut Kirschen essen. Er fuhr die beiden aufgebracht an. Jason war nicht der Schlankste, er hatte viel Geld das sah man an seiner Kleidung, in der Regel trug er einfarbige unauffällige Hemden von Gucci oder Chanel, warum auch immer genau diese beiden Marken. Und dazu eine Anzughose, die nie richtig gebügelt war, was Anna so sehr störte, dass sie sich jedes Mal wenn sie ihn ansah sich zügeln musste um diese Hose nicht zu zerreißen und auf zu essen. Seine Straßenköter Blonden Haare waren sehr hässlich zurückgegelt. Sie wusste nicht ob es daran lag, dass Haargel eklig aussah oder aber er zu viel Haargel in den Haaren trug. Seinen Undercut hatte er fast auf Null und die Matte obendrauf war in etwa so lang wie sein Schädel nach hinten ging.
"Fahrt ihr öfter hier lang?", blaffte er die zwei an.
"Nicht regelmäßig.", erwiderte einer, nachdem er einen Blick mit seiner Begleitung ausgetauscht hatte.
"Also fahrt ihr öfter hier lang." stellte Jason fest. Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Seine rechte Hand fuhr nach hinten an sein Hosenbein, da wo er seine Waffe unter seinem Hemd versteckte.
Geschockt von dieser heftigen Reaktion, hielt Anna ihren Atem an. Sie sah sich um. Empfand denn niemand hier den drang dazwischen zu gehen? Oder mindestens irgendetwas zu sagen? Keine Menschenseele schien etwas gegen diese heftige Reaktion tun zu wollen? Das war doch in diesen Kreisen nicht mal eine normale Reaktion.
Die beiden Männer sahen sich ratlos und auch ein wenig ängstlich an. Jason hatte bereits seine, ehrlichgesagt ziemlich billig aussehende Waffe aus seiner Hose. Vielleicht eine Ghost gun? Anna konnte sich Jason vorstellen wie jemanden, der sowas kaufte, wenn man es ihm gut genug verkaufte. Vielleicht wollte er seine guten Waffen nicht dreckig machen? Was wusste sie schon über ihn anderes als das ihm das Casino gehörte?
Die beiden Männer hoben abwehrend ihre Hände. "Schon gut, kein Grund das so zu klären.", versuchte der kleinere der beiden, Jason erfolglos zu beruhigen.
"Verpisst euch. Ich geb euch Zehn Sekunden. Und das nächste Mal, fahrt ihr woanders her.", zischte Jason.
Die beiden Männer spannten sich an und sprinteten in den Wagen.
"Zehn. Neun.", der Motor sprang an. "Acht, Sieben.", so zähnte man keine Sekunden, stellte Anna fest. "Sechs, Fünf.", die beiden Räder fingen an sich zu drehen. "Vier, Drei.", die Männer fuhren in einem unsagbarem Tempo die Straße herunter. "Zwei, Eins.", Jason feuerte zwei Schüsse ins Leere.
Kopfschüttelnd, löste Anna sich von der Menge. Wie war das eine Sache, die sie okay fanden.

Kopfschüttelnd stellte die Blondine das Glas zur Seite, dann wand sie sich dem Kunden zu.
"Wie kann ich sie glücklich machen?", die Frau setzte ihr freundlichstes Lächeln auf.
Plötzlich wurde es unruhig um sie herum. Nicht unruhig wie sonst. Das war eine andere Stimmung, eine gar panische. Anna sah an dem Kunden vorbei in die Menge. Es passierte alles zu schnell. Mehrere Waffen richteten sich in die Höhe, die Verängstigten Zivilisten flüchteten in die Ecken, warfen sich auf den Boden. Dann traf schlagartig die Angst in ihr hervor. Unfähig etwas zu tun, starrte sie eine Sekunde lang in die Meute. Violet zog Anna schnell nach unten.



AN Prüfungsphasen sind vorbei, jetzt fängt das richtige Erwachsenen Leben an liebe Leute

Behind the shadows of Blackwood || MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt