7. Gute Magie. Schlechte Magie.

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Kaja schlief tief und traumlos, bis Koray sie sanft wachrüttelte.

„Wach auf, Schlafmütze. Keopi möchte dich sehen."

Kaja hatte keine Ahnung, wie sie in die Hütte gekommen war und blinzelte verwirrt um sich. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen, während sie Korays Worte zu verstehen versuchte. Was ihn veranlasste entnervt zu sagen:

„Jetzt."

Schwerfällig stand sie auf. Sie hatte in ihrer Tunika geschlafen, die nun komplett verknittert und verrutscht war. Was sie mehr entblößte, als ihr lieb war. Während sie sich herrichtete, fragte sie Koray, der zur Seite sah:

„Hat die Rinde gewirkt? Wie geht es Kissa?"

„Geh jetzt! Keopi wartet."

Kaja schüttelte den Kopf über seine Gleichgültigkeit. Nicht, dass sie etwas anderes von ihm erwartet hätte.

Auf dem Steg vor der Hütte stand Keopi. Er reichte ihr die Hand, damit sie in sein schwarzes Boot einsteigen konnte. Korays Blick bohrte sich in ihren Rücken. Kaja straffte ihre Schultern und zwang sich nach vorne zu schauen.

„Wohin gehen wir?", fragte sie.

„An einen heiligen Ort, um den Göttern ein Opfer darzubringen", erwiderte Keopi beschwingt.

„Ein Opfer? Was ist mit den Kranken?"

„Auf dem Weg der Besserung. Sie werden auch zwei Stunden ohne uns auskommen. Das Opfer ist jetzt wichtiger."

Kaja wusste es besser, als nach dem Opfer zu fragen oder abzulehnen. Sie glaubte nicht, dass ihr die Antworten gefallen würden. Aber die Aschka hatten ihre Bräuche, die so alt waren wie die Zeit selbst und nichts, was sie sagte oder tat, würde Keopi davon abbringen. Solange sie mit den Wölfen lebte, würde sie mit ihnen heulen müssen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend stieg Kaja ins Boot. Das Wasser war ihr nicht geheuer, obwohl es atemberaubend türkis in der frühen Morgensonne glänzte. Die Tautropfen schillerten wie Diamanten auf den Wasserlilien.

Während Keopi das Boot durch das Wasser stakte, aus dem Grashalme wuchsen, erzählte er ausführlich von den Genesungsfortschritten der Erkrankten. Kissa war schon wieder auf den Beinen. Kajas Anspannung und Angst lösten sich wie ein Knoten in ihrer Brust und sie fühlte sich leicht wie eine Feder. Selbst das Schaukeln des Kahns verdarb ihr das Lächeln nicht, das Keopi mit aufrichtiger Wärme erwiderte.

„Es tut mir leid, dass ich alles verschlafen habe. Warum habt ihr mich nicht geweckt?"

„Der Fremde ließ es nicht zu. Er half mir die ganze Nacht. Er war der Einzige, da mein Volk anfangs der Medizin misstraute. Dieser Morgen hat sie eines Besseren belehrt. Und deswegen feiern wir Euch heute, Feuer des Drachens."

„Das war nicht mein Verdienst und ich bin nicht das Feuer des Drachens. Ohne Euch hätte ich das nie geschafft.", erwiderte sie.

Koray hatte geholfen? Wenn Keopi gesagt hätte, dass ein Drache mit ihnen im Boot säße, wäre sie nicht erstaunter gewesen.

„Wie es Euch beliebt. Trotzdem habt ihr euch ans Wechselfieber erinnert, das ich nicht kannte. Es war Eure Idee, die Rinde des Kinchon Baumes mit Alkohol auszuprobieren. Damit ist es auch Eure Aufgabe, ein Opfer darzubringen, um den Göttern zu danken, die die Hand des Schicksalsgottes zu unseren Gunsten führten", fuhr Keopi unbeirrt fort.

„Koray hat Euch geholfen? Freiwillig?"

„Selbstverständlich. Warum fragt Ihr?"

„Nun, ich bin überrascht."

Kein Weg aus der Finsternis - Die Legende von Kaja Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt