Magie!
Kaja hielt unwillkürlich den Atem an. Das konnte nicht sein! Das konnte nicht die Wahrheit sein, was Kaja mit ihren eigenen Augen gesehen hatte. Dreimal hatte sie Koray auf Magie überprüft und nichts festgestellt. Wie hatte er das geschafft? Nur ein äußerst mächtiger Magier würde wissen, wie er seine Zauberkraft vor dem allwissenden Auge verschleierte.
Was wollte Koray wirklich von ihr? Verzweifelt suchte sie nach ihrer Magie, doch der Summton der Macht schwieg beharrlich. Unterdrückte er ihre magische Energie? Ihr war, als sähe sie die Gefahr, in Wellen von ihm ausgehen, die sie ersticken wollten. Ihr Atem wurde schwer.
Sie musste weg. Weg von ihm. Sofort. Energisch schubste sie Koray von sich und preschte an ihn vorbei durch das Blattwerk der Büsche. Er stolperte, ohne umzufallen.
„Bei allen Dämonen, was ist in dich gefahren?" Als Kaja zwischen den Bäumen verschwand, rief er ihr nach: „He, lauf nicht weg! Du könntest in einem Sumpfloch ertrinken. Der Boden hier ist gefährlich."
Sie erstarrte mitten in der Bewegung und wandte sich ihm zu, betroffen über die Absurdität seiner Fürsorge, nachdem er sich als die größte Gefahr für sie entpuppt hatte. Das Wasser aus ihren Haaren floss in Rinnsalen über ihr Gesicht und brannte in den Augen.
„Gefährlich?", war das einzige Wort, dem sie einen Laut geben konnte.
Koray holte zügig zu ihr auf. Sie wollte seine Geschichte nicht hören. Kaja wollte nicht wissen, wie sehr sie sich in die Nesseln gesetzt hatte. Hatte er gestern ihre Magie blockiert? Wie hatte sie ihm nur so blind trauen können?
„Nein, verschwinde. Du kannst zaubern! Bleib bloß weg von mir", schrie sie heiser. Der Schlamm hielt ihre Schuhe fest, die sich mit einem schmatzenden Geräusch lösten, mit jedem Schritt, den sie vor ihm zurückwich.
Als Koray den Abstand zwischen ihnen auf ein paar Armlängen verringert hatte, stürmte sie weiter durchs Gestrüpp. Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Wie spröde Finger griffen sie nach ihrem Kleid. Wasser zu allen Seiten.
„Natürlich kann ich zaubern, aber nur selten und äußerst lausig. Jetzt bleib stehen. Ich tue dir nichts. Wir haben eine Abmachung", Korays Stimme klang bittend. Einlullend.
Kaja hielt inne, da sie erkannte, dass es kein Entkommen vor ihm gab, durch diese undurchdringliche, grüne Hölle aus Pflanzen, Stechmücken und Schlamm. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen die Rippen. Zwischen schweren Atemstößen presste sie hervor:
„Das... nennst du lausig? ... Du hast aus Wasser... eine hölzerne Wurzel gemacht ... Denkst du nicht... dass du diesen Umstand hättest... erwähnen sollen?"
Da sie sich nicht mehr bewegt hatte, näherte Koray sich vorsichtig, als wäre sie ein scheues Reh. Seine Augen suchten ihren Blick.
„Erwähnen wozu? Dir als Magiern sollte doch klar sein, dass unsere Flucht von Anfang, bis Ende magisch war. Oder dachtest du, die Wasseroberfläche in Chagan hätte sich von alleine entzündet, um unseren Rückzug zu decken?"
Darauf wusste sie keine Antwort. Wenn er es so formulierte, war es offensichtlich. Aber ihr allwissendes Auge? Wie konnte es sich so täuschen?
Koray kam einen Schritt näher und führte weiter aus: „Und der Lähmungszauber, der auf dir lag, dachtest du, er hätte sich von alleine aufgelöst?"
Noch ein Schritt. „Oh, nicht zu vergessen, danach bin ich stundenlang mit dir auf dem Rücken flussabwärts geschwommen. Sogar dir als Nichtschwimmerin sollte klar sein, dass niemand auf der Welt so gut schwimmen kann."
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Kein Weg aus der Finsternis - Die Legende von Kaja Band 2
FantastikDie Legende von Kaja Band 2 Wenn sie ihm vertraut, wird er sie verraten, tut sie es nicht, werden sie sterben und wenn sie versagen, wird die Welt bluten. Die Jagd auf den sagen-umwobenen Schüssel geht weiter. Eine Macht, die in den falschen Händen...