12. Fehler der Vergangenheit

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Ein Mann trat in Kajas Sichtfeld. Seine Kleidung bestand aus aneinandergenähten Fetzen, deren ursprüngliche Farbe und Form unmöglich zu erraten war. Unzählige Ketten aus Edelsteinen, Glasperlen, Holz, Federn, Münzen und Knochen schmückten ihn. Kaja schien, als wären neue dazugekommen seit ihrem letzten Zusammentreffen, und dass sein Hals noch gebeugter war vom Gewicht des Zierrats, aber beschwören konnte sie es nicht.

Es war Gross Zamparon, der Stammesführer des Cigawari Bergvolkes.

Seine schmalen Lippen waren zu einem selbstgefälligen Lächeln verzogen. In einer Hand hielt er einen Säbel und die andere lag zur Faust geballt auf seiner Brust. Es traten bewaffnete Männer aus ihren Verstecken hervor, bis Dao und sie umzingelt waren. Zamparon fletschte höhnisch die Zähne, was ihm bei seiner Gesichtsform eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Ratte verlieh. Kaja biss sich auf die Unterlippe, während ihr Atem schneller ging.

„Ich hatte rechte mit dem Waibsbild Talina. Sie war meine Auge auf dich und hat dich gefunde."

Talina? Kaja verstand. Das war der Mann, den sie treffen sollte und nicht Dao. Schließlich hatte sie Talina Leiina genannt und Dao kannte ihren Decknamen nicht.

„Kennst du diese Cigawaren?", fragte Dao.

Kaja erwiderte: „Ich hatte Gross Zamparon bloßgestellt und er hatte mir Blutrache geschworen."

Dao lachte und es klang wie Donnergrollen. Alle zuckten zusammen. So lustig fand Kaja die Situation nicht.

„Da gibt's nichte zu lache, Gagandak", stimmte ihr Zamparon unwissentlich zu. Er öffnete seine Faust. Darin war an einer Kette ein goldener Anhänger befestigt, der die Form eines Schädels mit rubinroten Augen hatte. Der Geruch von verbranntem Metall hing schwer in der Luft.

Magie! Zamparon war ein Hochstapler. Woher kam die Magie?

Kaja aktivierte den Zauber des „allwissenden Auges" mit ihrer freien Hand, damit sie die Magie sehen konnte. Es war, als starrte sie in eine Wand von grellem Licht. Ein magischer Schutzschild?

Sie wandte sich Dao zu und wäre fast umgefallen vor Schreck. Um ihn waberte schwarzer Rauch, doch anders als bei Cisnero und General Schao, war er nicht dicht und nahm keine Gestalt an. Lag das daran, dass er keine Magie mehr hatte?

Ihr Blick schnellte zurück auf die Gefahrenquelle, als Zamparon sprach: „Wir habe mächtige Amuletts zum Schutz gege faule Zauber."

Der Cigawar streckte den Säbel in die Luft und seine Männer brüllten zustimmend. Spöttisch hoben sie ihre Anhänger an, wie um sie Kaja und Dao zu zeigen. Sie musste ihre Augen zusammenkneifen, da sie von der Zauberkraft der Amulette geblendet wurde. Das waren keine Magie-Hemmer, sondern Schutzschilde. Aber welcher Art?

Die wenigsten Schutzamulette wirkten und beruhten mehrheitlich auf Aberglauben. Diese jedoch waren echt und mussten ein Vermögen gekostet haben, mehr, als ihr Kopfgeld wert war. Wieso wollte Gross Zamparon sie so dringend tot sehen? Ja, Kaja hatte ihn beleidigt, aber dieser Aufwand ging entschieden zu weit. Woher hatte er das Geld?

Sie zuckte zusammen, als Zamparon sprach: „Ergeb dich Waibsbild, dann werde wir ihm nichts tun und er kann gehe."

„Ergeben, wir?", höhnte Dao. „Das wollte ich euch vorschlagen." Er ließ sein schweres Langschwert durch die Luft kreisen, als wäre es leicht wie ein Zweig.

„Sei vernünftik. Wir sinds vier und zehn Mann. Ihr seids in Unterzahl."

„Gut beobachtet. Aber ihr seid hoffnungslos unterlegen."

Und noch während Dao sprach, stürzte sich ein Cigawar mit wütendem Geheul auf ihn. Er hatte seinen Säbel in der Hand und schwang ihn fluchend gegen Daos Kopf.

Kein Weg aus der Finsternis - Die Legende von Kaja Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt