„Lass mich! Ich kann selber gehen", rief Kaja, empört über diese Behandlung, aber Darien rannte weiter.
Zwischen Atemzügen presste er hervor: „Du bist zu langsam."
Drei Straßen weiter, stand eine einfache Sänfte, die von vier Sklaven getragen wurde. Darien warf Kaja hinein. Sie unterdrückte den Schmerzenslaut, aber Tränen stiegen in ihre Augen. Er sprang hinterher und rief den Trägern zu:
„Zum nördlichen Stadttor. Schnell!"
Kaum hatte sich die Sänfte schaukelnd in Bewegung gesetzt, zog er die Vorhänge zu.
Hektisch kramte er in seinem Beutel am Gürtel herum und holte einen braunen Kristall hervor, den er auf den Boden legte.
Ein weiterer Kristallzauber.
Kaja wischte die Tränen aus den Augen und erkannte das elfische Zeichen für „1" darauf. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Bevor sie Darien nach der Bedeutung fragen konnte, zerschmetterte er mit seinem Stiefelabsatz den Kristall. Er packte ihre Hand. Dunkler Rauch erfüllte die Sänfte und hüllte sie ein.
Ein Transportzauber riss sie weg. Kaja war, als zerfiele sie in kleinste Einzelteile, die sich dann wieder zusammensetzten. Sie landete hart auf einem Bretterboden und der Aufprall schnürte ihr für einen Augenblick die Luft ab.
Es war schummrig. Dariens Schritte entfernten sich polternd in die entgegengesetzte Ecke des Raumes. Kaja rappelte sich auf. Regale vollgestopft mit Büchern, Kisten und Schriftrollen umringten sie. Unter dem Fenster stand ein wackeliger Schreibtisch. Es roch nach Staub und Leder. Sie waren in einem Studierzimmer gelandet. Darien riss die oberste Schublade des Tisches auf und zog eine Handvoll brauner Kristalle hervor. Jeden legte er an einer anderen Stelle des Raumes auf den Boden. Nacheinander zertrümmerte er sie, aber er achtete genau darauf, nicht in den Rauch zu treten, der aus ihnen quoll. Warum ließ er die Zauber verpuffen? Kaja kam näher. Aber Darien streckte abwehrend seine Hand aus und rief:
„Bleib, wo du bist!"
Kaja blieb stehen.
„Was treibst du hier?"
Erst als alle Zauber verraucht waren, antwortete er: „Ich lege eine falsche Fährte, damit Verfolger bald Hunderten von Wegen folgen müssen, um uns zu finden. Komm, wir müssen weiterspringen, damit wir nicht eingeholt werden."
Kaja kam auf wackligen Beinen näher. Er holte einen Kristall aus seiner Hosentasche, auf dem eine elfische „2" prangte und legte sie genau auf die Scherben eines anderen.
„Diese Kristalle sind ein unnötiges Risiko", sagte Kaja, die keine Lust auf eine weitere harte Landung im Ungewissen hatte.
„Naril hat mir die Kristalle gegeben, weil ich nicht zaubern kann. Er meinte, sie seien sicher, da sie meine Energie nicht verbrauchen, wie Spionagekugeln es tun", erwiderte Darien verblüfft.
Kaja hatte zu wenig Worte verwendet, um auszudrücken, was sie sagen wollte. Die Erschöpfung sass zu tief. Ihr Wunsch, Naril wiederzusehen, machte sie ungeduldig.
„Ja, das weiß ich auch. Das sind kristallisierte Zauber, die nur einmal benutzt werden können. Die Zauber in einer Spionagekugel oder einem Artefakt sind dauerhaft darin und können je nach Bedarf mehrfach aufgerufen werden. Sie brauchen daher Energie, um erhalten zu bleiben."
Kaja machte eine Pause. Sie kam nicht dazu mehr zu sagen, da Darien kommentarlos ihre Hand ergriff und gleichzeitig den Kristall knirschend unter seinem Stiefel zermalmte. Rauch hüllte sie ein und ein weiterer Transportzauber riss sie mit. Kaja und Darien landeten in einem Busch umringt von dunklen Bäumen.
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Kein Weg aus der Finsternis - Die Legende von Kaja Band 2
FantasyDie Legende von Kaja Band 2 Wenn sie ihm vertraut, wird er sie verraten, tut sie es nicht, werden sie sterben und wenn sie versagen, wird die Welt bluten. Die Jagd auf den sagen-umwobenen Schüssel geht weiter. Eine Macht, die in den falschen Händen...