8. Freunde oder Feinde?

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„Wohin geht die Reise, edle Dame?", fragte Koray. Sein Arm lag unter ihrem Hals, während er mit der anderen Hand ihren Kopf hielt, als wollte er ihn zerquetschen.

„Lass mich los!" Sie wand sich in seinem Griff, war aber darauf bedacht ihm nicht wehzutun. Sie hatte ihn eben erst verarztet.

„Damit du mich hier zurücklässt? Klar mach ich sofort." Der Druck seiner Finger auf ihren Kopf verstärkte sich. Kaja versteifte sich und sagte:

„Das ist besser, als dein Leben auf dem Gewissen zu haben, nur weil ich dich selbstsüchtig bei mir behalte. Lass los, du tust mir weh!"

Er ließ sie los. Kaja drehte sich zu ihm um.

Es war zu dunkel, um den Ausdruck in seinen Augen zu lesen, aber seine Stimme klang nicht mehr kalt, als er erwiderte: „Du hast versprochen mich mitzunehmen."

„Nein, du hast mich erpresst. Und ich habe dich mitgenommen. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich werde alleine nach Dragura gehen."

„Mit dieser Nussschale willst du nach Dragura? Da kommst du bis nach Trepice an der Molswa und das ist eine zuversichtliche Einschätzung."

„Nun, dann gehe ich nach Trepice."

„Um den Kriegern, die dort auf dich warten, in die Arme laufen?"

„Die sind hier in den Imao-Sümpfen auf der Suche nach uns!"

„Es ist kein Wunder, dass du schon so oft erwischt wurdest", meinte er kopfschüttelnd.

„Beinahe. Ich wurde nur beinahe erwischt."

„Wer auf dem Wasserweg von Chagan nach Dragura reist, fährt über Trepice. Das ist die nächste, grosse Stadt an der Molswa. Jeder, der mehr Verstand hat, als eine tote Fliege, würde dort auf uns warten. Das schließt deinen alten Bekannten, den blonden Vollstrecker, der uns hier aufgespürt hat, leider mit ein."

„Woher weißt du, dass ich ihn kenn..." Kaja unterbrach sich und fragte stattdessen: „Hast du eine bessere Idee?"

Koray hatte recht. Darien würde ihr den Weg abschneiden. Wobei das nicht nötig war. Wenn er einen Magier bei sich hatte, würde der sie mithilfe von Drachenzorn sowieso aufspüren und sogar bezaubern können. Es gab keine Möglichkeit sich dagegen zu schützen, aber sie würde nicht aufgeben. Alina wartete. Kaja hatte von Anfang an gewusst, dass dies ein unmögliches Unterfangen war.

„Ja. Habe ich", sagte Koray mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf den Lippen. „Wir gehen über Land zum Nevrata-Fluss und heuern dort bei einem Kahn an. So verlieren wir ein paar Tage, aber nutzen den verkehrsreichsten Wasserweg des Königreichs. Wir verschwinden in der Masse. Das ist viel sicherer."

Sie zog eine Augenbraue in die Höhe, auch, wenn der Effekt dadurch verloren ging, dass er sie in der Dunkelheit vermutlich nicht gut sehen konnte.

„Wir? Nein. Ich habe mich klar ausgedrückt, ich nehme dich nicht mit. Es ist zu gefährlich."

„Ohne mich kommst du nicht weit. Die Flucht vor dem Gesetz und die Geheimhaltung deiner wahren Identität gehören nicht zu deinen Stärken", spottete Koray.

„Und das sagt mir jemand, der so unauffällig ist, wie ein Drache auf einem Marktplatz?" Langsam wurde sie richtig wütend. Wer bildete er sich ein zu sein? Beim Licht, ihre Magie war zurück - das Blatt hatte sich gewendet.

„Ach Löwenherz, ich kann meine Geheimnisse trotzdem gut für mich behalten."

„Richtig. Ein Grund mehr, dich hier zu lassen. Warum ist es dir so wichtig, mitzukommen? Keine Geschichte der Welt ist solche Opfer wert." Sie zeigte dabei auf seinen verletzten Arm. „Was verheimlichst du mir?"

Kein Weg aus der Finsternis - Die Legende von Kaja Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt