Ihr war warm. Wasser gurgelte und plätscherte. Es stimmte Kaja fröhlich. Der Geruch von verbranntem Holz und frischer Erde lag in der Luft. Ein Pferd schnaubte. Sie schlug die Augen auf. Kaja lag auf ihrem Schlaflager. Weisse, sternförmige Blüten nickten ihr zu von einem Bett aus Moos, das von sanftem Sonnenlicht beschienen wurde, das durch grüne Blätter fiel. Die Feuerstelle neben ihr war schwarz und ohne Wärme. Hinter sich spürte sie Koray, der an sie gelehnt schlief. Überrascht schoss sie hoch. Er drehte sich auf den Rücken und grinste sie an.
„Wach?", fragte er überflüssigerweise und gähnte herzhaft.
„Wieso ...?"
Bevor sie ihre Frage formulieren konnte, unterbrach er sie mit der Antwort: „Du hattest nicht aufgehört zu zittern und ich wagte nicht ein größeres Feuer zu machen, da wir mitten im Wald schlafen. Hunger?"
Kaja nickte, denn sie wusste nicht, was sie sonst machen sollte.
„Gut, dann gehe ich fischen", erwiderte er, war sofort auf den Beinen und barfüßig verschwunden.
Nach dem Pferdediebstahl schockierte es sie nicht, dass ihm Fischereirechte gleichgültig waren. Kapitalstrafen gab es für beides. Na gut, dann würde sie Holz sammeln fürs Feuer. Vorsichtig stand sie auf. Ihre Bewegungen waren ungelenk, als wäre ihr Körper gleichzeitig zu steif und zu weich um ihr Gewicht zu tragen.
Nachdem sie zwei Armvoll Holz neben der Feuerstelle abgeladen hatte, ohne Koray zu sehen, entschied sie die Gelegenheit zu nutzen, um sich zu waschen. Sie folgte dem Wasserlauf gegen den Strom und fand eine tiefere Stelle. Kaja zog sich aus. Die frische Morgenluft stellte ihre feinen Härchen auf. Sie warf sich in den Bach, ehe sie es sich anders überlegen konnte.
Das eisige Wasser, schnitt durch sie, ihre Haut brannte vor Kälte. Gefühl kehrte in ihren erschöpften Körper zurück. Es war eine Wohltat zu sehen, wie sie sauber wurde. Das Blut, das an ihr klebte, verschwand stromabwärts zusammen mit ihrer Beklemmung.
Kaja war länger im Bach geblieben, als gut für sie war. Sie wickelte sich von Kopf bis Fuß in die Decke ein, die sie mitgenommen hatte. Ihre dreckige Tunika und Unterkleider ekelte sie an, aber sie hatte nur die Wahl zwischen ihr und nackt weiterzuziehen. Kaja wusch die Kleider notdürftig und nahm sie zurück ins Lager, wo sie sie über Äste zum Trocknen hängte.
Koray sah nicht vom Feuer auf, das er angefacht hatte. Er hatte zwei Fische auf Stöcke aufgespießt, die über den Flammen brieten.
Kaja setzte sich so nahe ans Feuer, wie es ging und zog die Decke bibbernd enger um sich, wie einen Schutzmantel. Die Hitze wärmte ihr Gesicht, was sie die Kälte in Rücken umso deutlicher fühlen ließ. Mit steifen Fingern flocht sie ihre nassen Haare zu einem Zopf, vorsichtig ihre Ohren kaschierend.
Koray hatte die Hemdärmel hochgekrempelt und sie sah, dass er den Verband nicht mehr trug. Seine Wunde war geschlossen und fast abgeheilt. Ein roter Kreis auf weißer Haut. Kaja schüttelte ungläubig den Kopf. Koray hatte die Wahrheit gesagt. Seine Stimmen heilten ihn tatsächlich schneller.
„In der Tasche findest du frische Kleider. Sie werden nicht ganz passen, aber sie sind unauffälliger als die Tunika der Aschka", sagte er und zeigte mit einem Stecken auf den Sattel, der auf dem Boden lag. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den bratenden Fischen.
Kaja sah ihn verwirrt an.
„Keine Sorge, es sind Frauenkleider. Allerdings nicht so edel, wie du es dir gewohnt bist." In seiner Stimme schwang Spott mit und noch etwas mehr, das sie nicht verstand.
Sie rührte sich nicht und sah ihn weiter an. Erst nach einer Weile des Schweigens hob Koray den Blick kurz zu ihr, bevor er erneut ins Feuer starrte, als hinge sein Leben davon ab. Kaja wurde nicht schlau aus seinem Verhalten und machte sich stattdessen an der Satteltasche zu schaffen. Sie fand ein Unterkleid und ein Tageskleid aus ungefärbten Leinen darin sowie Unterröcke aus Wolle und bestickte Strümpfe. Alles roch nach Seife, wie frisch gewaschen.
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Kein Weg aus der Finsternis - Die Legende von Kaja Band 2
FantasíaDie Legende von Kaja Band 2 Wenn sie ihm vertraut, wird er sie verraten, tut sie es nicht, werden sie sterben und wenn sie versagen, wird die Welt bluten. Die Jagd auf den sagen-umwobenen Schüssel geht weiter. Eine Macht, die in den falschen Händen...