#Kapitel 4#

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Jungkook:

,,Mensch reiß dich nochmal zusammen!",fuhr mich unser Tanzlehrer an, nachdem ich zum fünften Mal in Folge aus dem Rhythmus gekommen war.

,,Entschuldige, heute ist nicht so mein Tag...",meinte ich ausweichend und fuhr mir gestresst durch die Haare.

Immer wieder versuchte ich es und immer wieder schweiften meine Gedanken ab.

Weg von dem Training, Seoul und BTS. Ich dachte an sie. Wie jeden Tag.

Das Kind. Unser Mädchen, was uns so ans Herzen gewachsen ist und dann irgendwann weggelaufen ist.

Bis heute Frage ich mich ob wir ihr nicht genug waren... Ob sie uns doch nicht mochte, oder wir ihr nicht das gaben was sie brauchte, als Kind was beide Eltern und ihren Bruder verlor.

Ich hatte versucht ihr alles zu geben, alles zu tun um sie wieder lächeln zu sehen, wie an dem Tag im VIP Raum.

Doch ich hatte es kaum geschafft. Wenn sie lächelte war es meist nicht echt oder gar gezwungen.

Ich wusste auch nicht wirklich was ich tun sollte. Ich war gerade mal siebzehn gewesen. Die anderen auch nicht wirklich viel älter.

Bang Si-hyuk wollte das wir sie in ein Heim geben oder ihre Familie ausfindig machen. Wir haben es wirklich versucht. Aber nie geschafft.

Jeder von uns wollte das sie bei uns bleibt, also hat sie fortan bei uns gewohnt.

Sie hatte Angst, jedes Mal wenn wir auf die Bühne gingen oder zu Interviews. Unsere Staffs und Bodyguards sagten das sie immer weinend in der Ecke saß und vor sich hin gemurnelt hatte, in einer Sprache, die niemand von uns verstand.

In der Schule hatte sie immer gute Noten gehabt. Aber nie Freunde. Sozialen Kontakt fiel ihr schwer. Oft sah ich sie alleine auf einer Mauer sitzen und ihr Pausenbrot essen, während die anderen herumtollten.

Unsere Bekanntheit war schnell gestiegen und damit auch unser Arbeitslevel. Der Stress und die hatte Arbeit die damit verbunden waren bekam auch sie mit.

Oft waren wir bis nachts weg und mussten früh aufstehen. Lediglich ihre Bodyguards und die Staffs kümmerten sich um sie.

Irgendwann, kurz nach der Veröffentlichung unseres Fünften Albums war sie über Nacht weg.

Niemand hatte sie weggehen sehen. Niemand wusste wo sie war. Wochenlang schickten wir Suchttrupps durch halb Korea und auch in andere Länder, doch bis heute wurde sie nicht gefunden.

Es verging kein Tag, an dem ich nicht an meine kleine Prinzessin dachte. Sie war so stark und Durchsetzungs fähig.

Sie besaß ihren eigenen Willen und war einfach nur toll. Ich könnte Stunden über sie nachdenken, was ich auch oft tat und-

,,JEON JUNGKOOOOOOK!",schrie mir jemand direkt ins Ohr und ich zuckte zusammen.

Ich musste aussehen wie ein verschreckter Hase.

Verwirrt guckte ich mich um zu der Person die mich aus meinen Gedanken gerissen hatte. Es war natürlich niemand anderes als unser Tanzlehrer.

Mit vor Wut bebendem Körper und wütend funkelnden Augen kam er nun auf mich zu.

Er verlangte Perfektion. In jedem Schritt. In jeder Geste. Im ganzen Leben. Es wäre eine Untertreibung wenn man sagen würde, er wäre nur Perfektionist.

Er lebte die Ordnung. Er war die Ordnung. Und auch wenn er sehr streng war, ist er auch sehr nett.

Manchmal... Wenn man keine Fehler machte. Trotzdem mochten wir ihn alle gerne.

,,Wo bist du heute nur mit deinen Gedanken! Du bist schon den ganzen Tag so unaufmerksam und in Gedanken versunken!",fuhr er mich an.

Ich sah ihn nicht an. Ich konnte es nicht. Zum Glück sprangen mir meine Hyungs bei, die heute auch nicht ganz auf der Höhe waren.

,,Heute ist der Tag",meinte unser Leader nur und schaute traurig zu Boden.,,Oh".

,,Ich verstehe. Machen wir eine Kurze Pause", damit drehte er sich weg und ging zu seiner Tasche.

Ich setzte mich auf den Boden und nahm eine Flasche Wasser entgegen.,,Ist es so schlimm?",fragte Tae und schaute mich besorgt an.

Ich konnte nur nicken. Ich vermisste sie so sehr. Egal wie anstrengend und aufwühlend der Tag war. Sobald ich sie gedacht habe waren alle Sorgen in die letzte Ecke meines Bewusstseins gerückt.

Sie war das wertvollste in meinem Leben gewesen. Ich hatte sie beschützt. Sie war alles für mich gewesen. Und doch war sie verschwunden. Abgehauen.

Was wohl mit ihr passiert war? Hoffentlich hatte sie ihre Flucht überlebt? OMO!

Was war wenn sie es nicht geschafft hatte? Wenn sie seid acht Jahren Tod war? Was wenn-

,,JUNGKOOK",schrie mich Taehyung an.

Ich hob meinen Blick zu ihm und er packte meine Schultern.

,,Sie hat überlebt. Ihr geht es gut! Wir werden sie irgendwann finden! Alles wird gut!",meinte er beruhigend und zog mich in eine Umarmung.

Mein Kopf schaltete ab, als ich meine Arme um ihn legte und mich fallen ließ. Jimin und die anderen kamen dazu und aus unserer Umarmung wurde eine Gruppen Umarmung, welche mir den Trost spendete, welchen ich und die anderen brauchten.

Wir alle ließen uns fallen und ließen zu kurz zu weinen wie jedes Jahr am selben Tag.

Alle um uns herum waren still geworden. Während diejenigen, die sie kannten auch leicht betrübt guckten, schauten die die sie nicht gekannt hätten verwirrt und genervt aus.

Irgendwann lösten wir uns aus der Umarmung und wichten unsere Tränen weg.

,,Besser?",fragte Namjoon und schaute uns alle an. Wir nickten, dann tranken wir noch schnell was und rissen uns zusammen.

Für uns, für sie, aber vorallem, für ARMY!

Wir trainierten bis die Dämmerung einsetzte ununterbrochen. Gönnten uns keine weiteren Pausen und schafften es langsam, für kurze Zeit zu vergessen.

Am Abend machten wir wie jedes Jahr ihr Lieblingsessen und setzten uns unter ihren Lieblingsbaum im Garten.

Wir waren seit acht Jahren zwar ein paarmal umgezogen, doch diesen Baum, hatten wir immer ausgraben lassen und neu einsetzten.

In seine Rinde waren unsere Namen eingeritzt.

Mia
Joonie
Suga
J-Hope
Taetae
Jimishi
Kookie

Ich fuhr über die eingravierten Namen und lächelte. Da war lächerlich, ich weiß, aber hier an diesem Baum, fülhte ich mich ihr näher.

Als wäe sie nicht weg gegangen, sondern würde mich hier sein. Bei uns. Uns ärgern und im Takt der Musik und im Einklang mit dem Wind hin und her wanken.

Die Augen geschlossen, die Haare in leichten Wellen und ihr Gesicht. Das zufriedene, friedliche Lächeln. Wie sie leise Mitsummt.

Wir setzten uns ine ihnen Kreis und ich lehnte mich an den Baum. Wir aßen etwas, redeten und lachten. Rissen Witze darüber was sie gemacht hätte und schwelgen in guten Erinnerungen.

Irgendwann holte Suga seine Gitarre hervor und begann die ersten Akkorde von unserem gerade erst komponierten  Album hervor. Es würde auf den Markt kommen bevor Jin Hyung in sieben Monaten zum Wehrdienst ging.

Allen anderen hatten wir gesagt er würde schon in zwei Monaten gehen, aber so würde unsere letzte Worldtour bevor wir unseren Dienst machen müssten, ein voller Erfolg und für uns alle ein super Abschluss dieses Kapitels.

Wir sagen uns tanzten. Genossen die Zeit. Ich schloss die Augen und lehnte nun auch meinen Kopf gegen den Baum.

Beinahe könnte ich ihre Anwesenheit spüren.

Beinahe...

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Irgendwie glaube ich das hier wird ein sehr emotionales Buch🤔

~1173 Wörter

A lifetime JK<3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt