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Die letzten Schultage vor dem Praktikum flogen nur so an uns vorbei. Wann immer ich konnte unternahm ich in meiner Freizeit was mit meinen Freunden, die sich allerdings auf ein Mindestmaß beschränkte.

Neben Schule, Training - sowohl für Tanz als auch für Gesang - Hausaufgaben, Konzerte, Promotion, etc. da blieb einfach nicht mehr viel Zeit für meine Freunde.

Sie hatten mich auch gefragt ob ich mit Ihnen in den Ferien, die an das Praktikum anschließen, verreisen möchte, aber auch dass musste ich leider ablehnen.

Aber was heißt hier leider, ich habe die letzten Wochenenden in der halben USA gespielt und in den kommenden Wochen spiele ich in kürzester Zeit eine Welttournee, das wird zwar harte Arbeit, aber mit Sicherheit auch unglaublich toll.

Gerade befinde ich mich auf dem Rücksitz der Limousine, die mich mit all meinen Sachen, von mir zum Studio bringt.

Wir treffen uns hier alle, bevor wir nachher mit der ganzen Entourage zum Flughafen fahren.

Wenige Minuten später halten wir vor dem großen Gebäude und ehe ich mich versehe sitze ich in einem der Sessel, die im Aufenthaltsraum rumstehen.

Pen läuft mit ihrem Tablett in der Hand die ganze Zeit im Kreis, und kontrolliert ob auch wirklich jeder da ist, und wir auch alles haben.

John sitzt neben mir und telefoniert. Ich weiß zwar nicht mit wem aber es interessiert mich auch nicht wirklich. Ab und zu wirft er mir belustigt Blicke zu, was mich zum schmunzeln bringt.

Ich stehe auf und hole mir etwas zu Trinken. Da ich die anderen kenne, weiß ich genau, dass das ganze noch eine Ewigkeit dauern kann.

Ich gehe in die andere Ecke des Raumes, und setze mich zu meinen Tänzern.

Rick nickt mir kurz zu, alle sind aber zu sehr in einer Unterhaltung vertieft, um mich richtig zu begrüßen. Es geht um eine Routine, von einem meiner Songs, die wohl besonders schwer ist.

"Ach ja? So eine Drehung würde ich auch hinbekommen aber dich habe ich noch nie einen Salto machen sehen." sagt Luc zu Alicia.

"Denkst du, die Drehung habe ich dich aber auch nie machen sehen." erwidert sie.

5 Minuten später stehen wir alle zusammen im Probenraum und jeder zeigt seine besten Tricks.

"Komm Kate, zeig mal deinen besten Move." fordert mich Rick raus.

"Weißt du was? Ich kann vielleicht keinen Salto, aber ich tanze und singe gleichzeitig, mehrere Stunden am Stück. Die Ausdauer hat mitsicherheit keiner von euch." sage ich, und bereue es instinktiv.

"Challenge excepted."

"Was? Willst du jetzt meine gesamte Setlist durchspielen und alle Lieder mitsingen?" ich hebe eine Augenbraue und schaue ihn abwartend an, weil wir alle wissen, dass wir nicht die Zeit dafür haben und Pen uns in ein paar Minuten alle wieder einsammeln wird.

Er schüttelt den Kopf. "Nein. Aber ich wette, dass ich nach einem Lied weniger außer Atem sein werde als du." er streckt mir seine Hand entgegen und ich schlage ein.

"Ich wette dagegen."

"Ey was ist mit uns? Ich denke auch dass ich besser bin als Sternchen hier." sagt Luc und deutet auf mich.

"Gut die Wette gilt." daraufhin stelle ich mich an meinen Platz und warte, bis alle soweit sind.

Die Musik startet und wir alle singen das komplette Lied "model in the room", es hört sich zu Anfang noch echt in Ordnung an, wird aber mit jeder Sekunde schlimmer, manche geben mittendrin auf. Aber Luc und Rick schlagen sich vergleichsweise gut.

Es ist kurz vor Ende und mittlerweile hört es sich eher so an, wie als wären die Jungs nur noch meine Background Sänger. Ich muss schmunzeln, weil ich hier eindeutig gewinne und das wissen die anderen auch, so wie die sich bemühen, als plötzlich mein Name durch den Raum geschriehen wird.

Jacob steht im Türrahmen und guckt mich mit großen Augen an. Ich brauche ihn nur zu Mustern und mir ist direkt klar dass er eins und eins zusammen gezählt hat.

Ich nehme ihn an der Hand und ziehe ihn in den nächsten Raum. Er guckt mich immer noch an, als hätte er ein Auto gesehen.

"Jacob? Was, ähm also was hast du gesehen?"

"Kate ich-" er bricht seinen Satz ab und guckt mich erwartungsvoll an.

"Du bist Kan oder?"

Ich nicke ihm zu, weil es sinnlos wäre es an dieser Stelle noch abzustreiten.

"Oh mein Gott ich glaube es nicht. Du bist Kan. DIE KAN. Du, du tanzt und du singst und schreibst und gehst auf Welttournee-"

Er benimmt sich wie ein Irrer, läuft auf und ab und grinzt übers ganze Gesicht.

"DU GEHST AUF WELTTOURNEE. Heute. Ihr fliegt heute."

Plötzlich hält er inne.

"Nimm mich mit."

"Wie bitte? Und wie denkst du soll ich das so kurzfristig machen? Außerdem kann ich dich doch nicht einfach mitnehmen. Jeder hätte fragen, die Leute aus der Schule, die Leute hier im Haus, die von der Tournee, alle - wirklich alle, würden fragen stellen die ich nicht beantworten kann, oder will."

"Nein niemand würde fragen und ich würde auch niemandem was erzählen, aber bitte Kate, ich will was erleben. Wann kriege ich jemals wieder diese Möglichkeit?" er guckt mich mit großen Augen an, und diesen Hundeblick hat er echt gut drauf.

Ich bin kurz davor nachzugeben, als die Tür aufgerissen wird und John reinstürmt. Er stellt sich beschützerisch zwischen uns, so als könnte er jetzt noch alles so drehen, als wäre ich nicht Kan.

"Junger Mann, sie haben nicht das Recht hier zu sein. Ich habe bereits den Sicherheitsdienst verständigt und der wird Sie in kürze  hinausgeleiten." während er das sagt deutet er bereits auf die Tür. "Ich erwarte, dass Sie kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, was Sie hier gesehen haben."

"John, das ist Jacob. Er geht mit mir zusammen zur Schule und macht sein Praktikum hier." ich gucke ihn erwartungsvoll an, in der Hoffnung dass er sich an unser Gespräch von vor einigen Wochen erinnert, in dem wir das Thema bereits besprochen hatten.

Es dauert eine Weile, aber irgendwann scheint es bei ihm klick zu machen.

"Oh" ist zunächst alles was er sagt.

"Ich denke den Sicherheitsdienst brauchen wir nicht. Und wir haben das auch schon halbwegs geklärt, er wird mit niemanden darüber reden." erkläre ich ihm.

Er nickt verständnisvoll. "Ja ja ok." redet er vor sich hin, und man merkt wie er in Gedanken versunken ist. Sein Handyalarm beginnt zu klingeln und nach einem kurzen Blick, wird er hektisch.

"Oh wir müssen los. Der Flug geht gleich." er schaut wieder auf und guckt von Jacob zu mir und wieder zurück.

"Ach hätten wir doch nur mehr Zeit um das alles zu klären." er hat einen grimmigen Gesichtsausdruck, das Ganze scheint ihn wirklich zu stressen.

"Naja" mische ich mich in seine Gedanken mit ein. "Wir könnten Jacob auch mitnehmen. Dann können wir ihm alles in Ruhe erklären und ihn in alles einführen, damit er nichts falsches erzählt. Und wir haben eine einmalige Möglichkeit, weil wir Praktikum und Ferien gleichzeitig haben." versuche ich es, und kann teilweise selber nicht glauben, dass ich so einen Vorschlag wirklich mache.

Lange Zeit sagt er gar nichts, und ich habe das Gefühl, als könnte ich das Ticken einer Uhr hören, die mich immer nervöser werden lässt.

Schließlich nickt John wieder, was sowohl mich als auch Jacob aufatmen lässt.

"Ja du hast recht so machen wir es. Allerdings werde ich alles noch abklären müssen, sowohl mit dem Team, als auch mit deinen Eltern. Das heißt du wirst einen späteren Flug nehmen müssen und nach kommen. Bis dahin kein Wort zu niemanden. Haben wir uns verstanden?"

Jacob strahlt übers ganze Gesicht. "Ja natürlich, ich verrate nichts."

Mein Doppelleben als StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt