4

107 6 0
                                    

Ich sitze gerade in meinem Mathe Kurs und schlafe fast ein. Obwohl ich gestern nach dem Interview direkt nach Hause gefahren bin und auch kurz darauf schlafen gegangen bin, war es schon sehr anstrengend. In der Schule war es gestern eigentlich ziemlich langweilig. Ich bin zu meinen anderen Kursen gegangen, in der Mittagspause war ich beim Sekretariat, weil man mir noch irgendwas erklären wollte zu meinem Wahlfach, und nach der Schule bin ich direkt zum Interview. Natürlich habe ich das unfassbare Glück, dass in fast jedem Kurs von mir, Jeremiah und seine Freunde sind, aber bis auf mein Gespräch in Bio hatte ich eigentlich noch nichts mit ihnen zu tun und ich danke Gott dafür.

"Hast du das verstanden?" fragt mich Nathalie von der Seite und bemerkt wohl nicht das ich überhaupt nicht aufpasse. "Nein" sage ich ohne meinen Kopf von der Tischplatte zu heben. "Ach komm schon, hilf mir mal. So müde kannst du doch gar nicht sein. Was hast du denn gestern noch gemacht?" Ich hebe meinen Kopf und gucke mir die Tafel an, um zu verstehen was Herr Duncon gerade erklärt. Die Frage ignoriere ich. "Du musst diese hier miteinander Multiplizieren und durch die Anzahl teilen." erkläre ich und deute auf ihr Blatt. "Ach das ist kacke. Ich hasse Mathe." sie legt ihren Taschenrechner auf die Seite und gibt auf. "Das Ergebnis ist 249." höre ich plötzlich von der anderen Seite und mein Kopf, den ich schon wieder auf der Tischplatte abgelegt habe, schießt mit einem Ruck nach oben. Der Junge links von mir guckt uns erwartungsvoll an und zeigt uns seine Rechnung auf dem Taschenrechner. Keiner von uns beiden antwortet, wir gucken ihn einfach nur überrascht an. Er hat noch nie mit uns gesprochen, man hört ihn eigentlich nur mit den Lehrern reden. Ich habe noch nicht mitbekommen das er viele Freunde hat, habe aber auch nur 2 oder 3 Kurse mit ihm. Er räusperte sich leicht und reicht mir seine Hand. "Ich bin übrigens Tom." "Ich weiß." ist alles was ich herausbekomme. Ich glaube immer noch nicht das er spricht. Nathalie hat mir gestern erzählt dass sie ihn schon seid dem Kindergarten kennt und sie noch nie gesehen hat das er mit irgendwem spricht. Ich drehe mich zu ihr und sehe ihren dämlichen Gesichtsausdruck, der dem meinen wahrscheinlich gerade sehr ähnelt. Ich versuche mich zusammen zu reißen. Ich reiche ihm Nathalies Taschenrechner. "249 also? Kannst du uns erklären was wir falsch gemacht haben?" Es dauert ungefähr 3 Sekunden, in denen er nach guckt was wir eingetippt haben, bis er den Fehler findet. "Du hast das falsche Vorzeichen verwendet." richtet er sich direkt an Nathalie. Er hat wahrscheinlich mitbekommen, dass ich an der Rechnung eher weniger beteiligt war. Sie hat sich mittlerweile so weit beruhigt, dass sie sich mit ihm unterhalten kann. Sie lösen die nächste Aufgabe gemeinsam, naja Tom mehr als Nathalie, aber bevor sie zur dritten kommen klingelt es zur nächsten Stunde. Ich lag die ganze Zeit auf dem Tisch und bin nach wie vor kurz vorm einschlafen. Ich packe meine Sachen zusammen und gehe zum nächsten Kurs. Im Bio Raum angekommen setze ich mich auf meinen Platz und mache mir nicht mal die Mühe meine Sachen auszupacken. Ich lege mich einfach wie vorher auf den Tisch und versuche alles um mich herum zu ignorieren. Das klappt auch ganz gut, bis auf einmal alle Gespräche um mich herum verstummen. Ich bin mir sicher das entweder die Lehrerin den Raum betreten hat, diese Option verwerfe ich aber direkt wieder, weil dann trotzdem alle weiter reden würden oder meine 4 Lieblingsjungs haben den Raum betreten. Innerlich verdrehe ich die Augen, als ich ein Mädchen leicht kichern höre. Zur gleichen Zeit höre ich, hinter mir wie die Stühle verrückt werden. Das nächste was ich mit bekomme ist wie ein Fuß in einem nervenden Rhythmus gegen meinen Stuhl stößt. Ich rücke meinen Stuhl ein wenig nach vorne, ohne meinen Kopf zu heben. 2 Sekunden später ist das klopfen wieder da. Zunächst ignoriere ich es, bis ich es nicht mehr aushalte, und mich nach hinten umdrehe. Der Fuß lässt sich zu Jacob zurück verfolgen, der mich schon mit einem grinsen ansieht. "Kannst du das mal sein lassen? Es stört." sage ich nicht gerade freundlich, aber bei diesen Typen kann ich irgendwie nicht nett sein. "Oh da ist aber jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden. Aber ich warne dich nur vor, im Unterricht zu schlafen kommt nicht so gut an bei den Lehrern." "Ach du sprichst wohl aus Erfahrung. Hast wohl schon mal Nachsitzen müssen, weil du eingeschlafen bist im Unterrich, oder? Und ich dachte ihr wärt die Badboys der Schule, da habe ich irgendwie mit ein wenig mehr krimineller Energie gerechnet." "Achja? Was genau hast du denn erwartet?" ich denke kurz nach, und zucke anschließend mit den Schultern. "Einbruch, Sachbeschädigung, Vandalismus, soll ich weiter machen oder kannst du dir das Spektrum ungefähr vorstellen?" er fängt zusammen mit der kompletten letzten Reihe an zu lachen. "Sag mal in welchem Knast warst du den vorher, dass du uns zutraust, dass wir die Schule abfackeln?" fragt diesmal Jeremiah. "So ein wenig Diebstahl und Betrug fänd ich echt nicht schlecht, ich brauche dringend einen Kaffee wenn ich den Tag überstehen will und der einzige Ort von dem ich gehört habe an dem es hier Kaffee gibt, ist das Lehrerzimmer. Also kann ich das ja echt wieder vergessen." "Und zwar ganz schnell." sagt der Junge links direkt neben Jacob. An seinem Tonfall erkenne ich, dass das kein Spaß war, und er wohl aus Erfahrung spricht, aber bevor ich ihn fragen kann wie genau er das meint, kommt die Lehrerin rein und beginnt mit dem Unterricht. Ich nehme all meine Energie zusammen, um in dieser Stunde nicht einzuschlafen, was ich auch gerade so schaffe.

Mein Doppelleben als StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt