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Ich sitze zwischen Nathalie und Paul auf einer Bank in der Turnhalle. Unser Direktor kommt mit zwei weiteren Lehrern herein und so langsam verstummen alle Gespräche. Meine ganze Stufe hat sich hier versammelt für den >Finde deine Zukunft < Tag und ich rege mich innerlich immer noch über John auf, der mich nicht freistellen wollte. Für meine Tour ist noch unglaublich viel zu planen und anstatt das ich helfe verschwende ich meine Zeit damit, über eine Zukunft nachdenken zu müssen, die ich schon besitze. "Ich freue mich dass sie alle da sind. Wir haben heute viel vor und ich hoffe sie haben viel Spaß. Aber sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen, ich erwarte dass sie sich alles ganz genau anschauen und alles ausprobieren." er schaut einmal durch die Reihen um seine Worte zu unterstreichen. "Um das zu gewährleisten werdet ihr alle diese Blätter ausfüllen, die später eingesammelt und bewertet werden. Also gebt euch Mühe." der Tag wurde wirklich immer schlimmer. "Außerdem, damit sie ein wenig Spaß haben werden sie die Stände in Team Arbeit bearbeiten. An allen Ein- und Ausgängen befinden sich Listen auf denen ihre Namen stehen und der ihnen zugeordnete Partner. Ich wünsche ihnen viel Spaß und Erfolg." beendet er seine Rede und die ersten fangen an aufzustehen. In der ganzen Schule wurden Stände aufgestellt, an denen einzelne Berufe und Richtungen präsentiert werden. An jedem Stand gibt es eine Aufgabe die man erfüllen muss. Hört sich super spaßig an. Meine Motivation ist auf dem Höhepunkt. Träge erhebe ich mich auch und gehe zusammen mit meinen Freunden zu einer der Listen. Ich höre Leute stöhnen und jubeln wenn sie ihre zugeordnete Person herausfinden. Nathalie, die heute wieder einen guten Tag hat, labert schon wieder ununterbrochen auf mich ein. "Die Stände sind bestimmt mega schön. Eigentlich geben sie sich jedes Jahr unheimliche Mühe. Ach Kate ich würde so gerne mit dir gehen. Wir hätten bestimmt unheimlich viel Spaß." Also ich habe mit Sicherheit gar keinen Spaß. Am liebsten würde ich sofort wieder gehen.

"Bist du eigentlich immer so schlecht gelaunt?" "Wie bitte?" frage ich leicht gereizt. "Naja ich meine ja nur. Immer wenn ich dich sehe dann bist du entweder total übermüdet und liegst mit deinem Kopf auf dem Tisch oder du bist super schlecht gelaunt und ignorierst alle." Ich glaube nicht dass er das gerade wirklich zu mir gesagt hat. Für wen hält der sich eigentlich. Dieser arrogante, eingebildete Idiot. Ich drehe mich gerade zu ihm um, damit ich ihm mal ordentlich meine Meinung geigen kann, als ich bemerke dass er einfach ohne mich weiter gegangen ist. Ich stöhne leicht frustriert auf und gehe ihm hinterher. "Na gut dann bin ich jetzt zur Abwechslung mal ehrlich. Ich habe einfach keine Lust hier drauf. Ich sehe einfach keinen Sinn darin, einen ganzen Tag lang irgendwelche Berufe kennen zu lernen, die ich eh nicht machen möchte." Ich zucke mit den Schultern und gucke ihn abwartend an. Dieses Mal mit einem Lächeln auf den Lippen und weil er schon irgendwie recht hat, ich könnte ein wenig netter sein. Er lächelt zurück und steckt ganz lässig eine Hand in die Hosentasche. "Du weißt also schon was du machen willst?" fragt er mich und ich nicke. "Dann hast du Glück. Ich habe keine Ahnung. Naja meine Eltern haben einen Plan für mich aber ich weiß noch nicht ob ich das auch will." "Dann lass uns alles ausprobieren und am Ende wirst du wissen was dir am meisten Spaß gemacht hat. Außerdem musst du dich ja jetzt noch nicht entscheiden." rede ich ihm aufmunternd zu. Er bäugt mich auf eine komische Art. Mit seinen verwuschelten blonden Haaren errinert mich Henry irgendwie an Max. "Warum bist du auf einmal so nett?" fragt er mich und ich reiße mich davon los ihn weiter mit Max zu vergleichen. "Du hast recht. Nur weil ich nicht hier sein will sollte ich das nicht an Dir auslassen." "Wir können ja ein Spiel daraus machen. Jedes Mal wenn Du irgendwas gemeines sagen möchtest dann musst du das Wort Schmetterling in einen Satz einbauen." Ich fange an zu lachen, weil ich diese Idee so verrückt finde. "Ok. Machen wir so. Aber jetzt komm, Nat hat gesagt die Stände sind jedes Jahr unglaublich schön." Ich ziehe ihn hinter mir her und wir schauen uns alles an.

Mein Kopf dreht sich und ich zähle innerlich bis 10. Bei 6 Rasen meine Gedanken wieder weiter. Nein eigentlich sind es immer die selben drei. >Sie dürfen es nicht rausfinden.< >Sie werden es rausfinden.< >Ich bin geliefert.< Ich bin schon viel zu lange auf der Toilette um mich zu verstecken und bald schon wird es auffällig. Eigentlich lief alles gut und Henry und ich hatten viel Spaß. Am Stand der Feuerwehr, auf dem Parkplatz, habe ich ihn mit dem Schlauch nass gespritzt und wir haben von allen Seiten Blicke auf uns gezogen weil wir so gelacht haben. Danach haben wir eine Wasserschlacht gemacht. Ich glaube die Feuerwehr hätte uns am liebsten nach Hause geschickt. Bei den Juristen durften wir an einer schein Verhandlung teilnehmen und es war echt lustig. Bei den Autoren konnte ich glänzen. Der Text den ich verfasst habe, wollen die Leute vom Stand an den Direktor weiter leiten, weil sie ihn so toll fanden. Tja was soll ich sagen meine Auszeichnungen beweisen was für eine gute Schreiberin ich bin. Henry hingegen hatte in der Sporthalle seinen goldenen Moment. Ich war zwar auch gut aber er ist ein echter Sportler. Gerade standen wir vor dem Medien Zelt und wir müssen alle eine kleine Aufnahme machen wie wir singen. Dass ist die Aufgabe, die uns gestellt wurde. Das Problem liegt allerdings auf der Hand. Ich kann nicht vor allen anfangen zu singen. Ich würde auffliegen. Das Klopfen an der Tür des Mädchen Klos zieht mich aus meinen Gedanken. Ich gehe also wieder raus, wo Henry auf mich wartet. "Komm wir müssen uns noch vor allen blamieren wenn wir singen." scherzt er, aber mein Herz setzt einen Schlag aus. "Ich... Ich glaube ich kann nicht. Mir geht es nicht so gut." sage ich, merke aber selber was für eine schlechte lügnerin ich bin. "Ja ja jetzt komm." sagt er und zieht mich am Arm mit sich. Am Stand angekommen, stellt er sich sofort vor die Kamera und gibt sein Talent zum besten. Ich bekomme es gar nicht mit. Dafür bin ich zu aufgeregt. Ich könnte mit Absicht schief singen, aber das hatte ich schon mal versucht und ich bin wie gesagt ziemlich scheiße darin anderen was vor zu machen. Gefühlte 2 Sekunden später ist Henry schon fertig und jetzt bin ich dran. Ich gehe ganz langsam und mit einer halben Panikattake in Richtung Kamera. Ich sehe wie zwei Personen sich neben Henry stellen, schenke ihnen aber keine Beachtung. Irgendein Lied fängt an zu spielen. Ich öffne meinen Mund aber es kommt kein Ton über meine Lippen. Das Lied geht wieder aus, weil ich meinen Einsatz verpasst habe und der Typ vom Stand redet auf mich ein aber ich höre nicht was er sagt. Er geht zurück zur Anlage und lässt das Lied noch mal abspielen. An der selben Stelle wie eben hebe ich das Mikro höher und bevor ich dieses mal wirklich beginne, steht jemand neben mir und brüllt von der seite ins Mikro. Jacob hatte sich neben mich gestellt und die größte Blamage meines Lebens vermieden. Er nickt mir mit dem Kopf zu, damit ich mit singe, dass hier ist ja schließlich immer noch eine Aufgabe. Ich singe ganz leise, so dass mich fast niemand hören kann. Jetzt sehe ich dass sowohl meine Freunde, als auch die anderen beiden Jungs neben Henry stehen. Jacob und ich beenden unser Lied und ich Falle ihm um den Hals. "Danke. Du hast mein Leben gerettet." flüstere ich ihm zu. Ich hoffe einfach dass ich leise genug war.

Mein Doppelleben als StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt