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Meine Ohren richteten sich erschrocken auf. ,,Unkenfuß ist weg!''

,,Die Ältesten meinen er wäre vor dem Angriff auf einen Spanziergang gegangen, ist aber nicht wieder aufgetaucht.'' meinte die graue Kätzin. ,,Wir sind auf dem Weg zum Eulenbaum um nachzusehen da er angeblich gerne dort hingeht.''

Goldpelz nickte ihnen zu. ,,Viel Glück.''

Aschengluts Patrouille ging seinen Weg fort und ich ging mit Goldpelz und den anderen in Richtung Lager. Meine Gedanken kreisten um Unkenfuß. Geht es ihm gut? Wurde er vielleicht vom Fuchs überrascht? Oh Gott, bitte lass es ihm gut gehen.

Der alte Kater konnte manchmal mürrisch sein, aber meistens ist er ganz nett, er erzählte immer die besten Geschichten die die Jungen gerne lauschen und tat auch so als wäre er ein Dachs und rannte spielerisch hinter Weißjunges und Disteljunges her. Meine Pfoten kribbelten bei dem Gedanken sich Aschengluts Patrouille anzuschließen um nach dem räudigem Ältesten zu suchen. 

Der zerstörte Ginsterwall war in Sicht und die Krieger machten sich zum Abstieg.

,,Ich gehe auch um Unkenfuß zu suchen.'' ließ ich Goldpelz wissen als Eulenschwinge, Tüpfelschatten und Leopardensturm zur Lichtung . Goldpelz betrachtete mich.

,,Du solltest dich besser erst von Luchsbart untersuchen lassen.'' entgegnete er.

,,Ich bin nicht verletzt und Unkenfuß braucht wahrscheinlich Hilfe, ich werde so schnell wie möglich zurückkommen.'' 

Goldpelz schwieg kurz und gab mir dann mit einem Nicken die Bestätigung zu gehen. Ich lief durch den Wald in Richtung des Eulenbaums. Jeder Muskel tat mir weh doch ich zwang mich weiterzulaufen. Ich nahm eine Abkürzung durch die Sandkuhle und lief weiter als mir ein ekelhafter Gestank in die Nase trat. Es roch nach Kaninchen und nebenbei auch nach Specht, aber mit einer verrotteten Beimischung wodurch mir sofort Übel wurde.

Ich öffnete das Maul und folgte dem Geruch bis zu einem Dickicht, etwas abseits vom Lager entfernt. Darunter lagen ein erbeutetes Kaninchen und ein Specht, ihre Körper waren aufgeschlitzt und getrocknetes Blut klebte an ihnen. Obwohl sie nicht lange tot zu seien schienen schwirrten um sie schon die ersten Fliegen. Was macht den erlegte Frischbeute den hier?

Ich roch an den beiden Tieren und zog den Geruch von Katzen ein. Katzen haben wohl diese Tiere getötet. Aber wieso erlegen sie Beute ohne sie gefressen zu haben?

Ich erblickte eine Schleifspur aus getrocknetem Blut die vom Dickicht fortführte. Neugierig folgte ich dieser ungewöhnlichen Spur die sicher nicht von den toten Tieren selbst gemacht wurde. Ich folgte den Schleifspuren die langsam mehr Rot hatten als beim Dickicht und der Geruch von Fuchs stieg mir in die Nase. Sofort sträubte sich mir das Nackenfell und blieb vorsichtig. Ich schlich mich leise an und folgte weiter der Spur. 

Ich ging weiter bis zu einem gegrabenen Loch in der Erde, in der sich Locker ein Dachs reinquetschen konnte. Der Bau war verlassen und Fuchsgeruch lag in der Luft. Der Boden war mit frischen Krallenspuren versehen. Dieser Fuchs ist wohl erst seit kurzer Zeit hier. Sofort überkam mich ein ungutes Gefühl. Ist dieser Fuchs etwa unser Fuchs gewesen?

Das Blut vor dem Bau wies sehr viel Rot auf und es war sicher mehrere Stunden alt. Eine Vorahnung überkam mich. Jemand hat die Tiere getötet und dann absichtlich eine Spur vom Bau bis zum Lager gezogen und so den Fuchs angelockt. Der Fuchs war nicht zufällig dort, es sollte uns angreifen! Aber wer würde das tun?

Ich rannte zu den toten Tieren und untersuchte sie gründlich. Unter den Federn und Fell entdeckte ich kleine fetzten weißes und graues Fell. Ich schnüffelte daran und erkannte Eisklaues und Regenfalls Geruch daran. Regenfall und Eisklaue haben das gemacht! 

Wieder stach mir ein Geruch in die Nase, dieser war mir vertraut. Unkenfuß! Hoffnung flammte in mir auf, ich folgte dem Geruch bis zu einem Busch. Als ich den Kopf reinsteckte erkannte ich einen braunen Körper und ein räudige Fell das auf der Seite lag, der Älteste wandte mir den Rücken zu. 

,,Unkenfuß. Dem Himmel sei Dank, dir geht's gut.'' sagte ich erfreut. ,,Komm schnell, ein Fuchs hat das Lager angegriffen. Wir müssen zurück.''

Der Älteste rührte sich nicht, nicht einmal ein Muskel hat gezuckt. ,,Unkenfuß?'' 

Ich stupste ihn mit der Pfote an, doch nichts geschah. Ich tappte neben ihn und leckte ihm die Schulter, ein Schauer durchzuckte meinen Körper als ich spürte wie kalt sein Körper war. 

,,Unkenfuß, bitte steh auf.'' flehte ich verzweifelt. ,,Wenn wir zurück sind kannst du Weißjunges und Disteljunges mit deinen Geschichten prahlen, und ich werde dir das kuscheligste Nest im ganzen Lager machen.''

Der braune Älteste rührte sich nicht. Ich packte ihn am Nackenfell und zog ihn aus dem Dickicht, der kalte Geruch der sein Körper verströmte jagte mir mehr Angst ein als der Fuchs. Als das Mondlicht auf seinen Körper fiel bemerkte ich erst jetzt das viele Blut und die Kratzer auf seiner Flanke und Bauch. Ich verschaffte mir einen Blick auf sein Gesicht und seine Augen waren halb geöffnet, aber kein Leben war darin zu sehen. Getrocknetes Blut klebte an seiner Brust und als ich es mir näher ansah, entdeckte ich seine aufgeschlitzte Kehle. Jetzt konnte ich es nicht mehr leugnen. Unkenfuß war tot.

,,Unkenfuß! Nein!!''

Warrior Cats - Ein nie dagewesenes SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt