23. Familienzweig

52 4 0
                                    

(POV: Nick)

"Los Nick, Bring ihn um!", befahl der Alpha ihm. Der Körper des Teenagers erstarrte bei diesen Worten. Nun wurde es bitterer Ernst. Er musste Connor töten. So lautete der Befehl seines Alphas. Wie der Klang einer kaputten Schallplatte spielte Zaynes Wirte dich im Kopf des Teenagers immer wieder ab. Er blickte auf sein Gegenüber, welcher einige Schritte nach hinten trat. Nick roch die Angst, die den jungen Jäger umgab. Sein Herz pochte so laut, dass Nick es sicher auch aus mehreren Kilometern Entfernung hätte wahrnehmen können. Da war aber noch ein anderes Gefühl, welches der Werwolf an dem Blick des Braunhaarigen erkannte. Das Gefühl, ein Messer in den Rücken gerammt zu bekommen. Immerhin hatten sie eine Abmachung.

Connors Unterlippe zuckte. Seine Augen kniff er langsam und immer wieder zusammen. Nicks Körper bewegte sich keinen Millimeter. Kalter Wind wehte durch sein Fell, als er darüber nachdachte, den Befehl seines Anführers auszuführen. Nick war ein Werwolf und kein Monster. Wenn er Connor umbringen würde, weil potenziell eine Gefahr von ihm ausgehen könnte, wäre er nicht besser als die Harrisons. Diese Gedanken kreisten dem niederrangigen Werwolf durch den Kopf. Nick stand hinter der Philosophie, die er bereits vor seiner Verwandlung vertrat. Egal in welcher Gestalt er sich befand, er würde dem Jungen niemals etwas antun. Besonders nicht, nachdem er ihm versprach, seine Identität nicht zu verraten.

Selbst wenn Nick den Schnösel nicht ausstehen und er sein natürlicher Feind war. Er würde wegen ihm nicht zum Mörder werden. Er war es nicht Wert, sein Blut zu vergießen.

Als er in die blauen Augen von Connor blickte, spielten sich erneut die Worte in seinem Kopf ab. Das Versprechen, was er ihm gab. Ihn nicht auszuliefern, wenn er ihm die Identität des Mörders liefern würde. Doch er wusste noch immer nicht, wer es tat und wer versicherte ihm, dass Connor ihn danach nicht umbringen würde, wenn er keine Verwendung mehr für ihn habe? Warum vertraute er überhaupt diesem Jäger?

Selbst wenn es sich Grotesk anhörte musste Nick zugeben, dass es stimmte. Sowohl er als auch Connor besaßen ausreichend Gelegenheiten einander zu töten und den Vorstellungen ihrer Seite zu folgen. Jedes Mal aber beschlossen sie es nicht zu tun. Dieses Versprechen bildete eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen. Nur war es nicht mehr Nicks Entscheidung, ob er diesem folgte oder nicht. Es war die seines Anführers und der sprach ein klares "Nein".

In gewisser Weise hatte Zayne auch recht. Wenn Connor Tod wäre, gäbe es niemanden der sein Geheimnis verraten könnte. Nick hatte einen dummen Fehler gemacht und musste ihn nun ausbaden.

Ein großer Sturm bahnte sich an. Nicht nur im Wald des Silver Lakes. Vielmehr in den Herzen der Jungen, die nun auf Leben und Tod kämpfen mussten.

"Mein Junge, ich brauche es dir kein zweites Mal zu sagen, denn wenn ich es dir wirklich befehle, hast du als Omega keine andere Wahl als mir zu folgen", sagte der Alpha und blickte direkt in Nicks Augen. Der Junge fühlte diesen Blick bis hin in sein Herz. Dieses fing an, wie wild zu pochen. Nick spürte, wie er langsam aber sicher die Kontrolle über seine Muskeln verlor. Sein Körper war in Alarmbereitschaft. Wartend auf den Moment, in dem der Alpha Besitz von seinem Körper und Verstand ergreifen würde.

Mit letzter Kraft drehte der Teenager seinen Kopf zur Seite aus Hoffnung, der Alpha habe keine Kontrolle über ihn, wenn er keinen Augenkontakt zu seinem Anführer habe, er auch nicht in seinen Verstand eindringen könne. Doch da unterschätzte der Junge die Kraft eines Alphas. Zayne brauchte Nick nur einen Befehl geben und er führte ihn aus. Solange er körperlich in der Lage dazu war, handelte ein untergeordnetes Rudelmitglied nach den Befehlen seines Anführers. Besonders wenn der untergeordnete Wolf jung und unerfahren war, hatte er keine Chance zu widerstehen. Nun gab es kein zurück mehr.

Der Körper des Omegas spannte sich an. Mit einem Ruck raste er auf sein Gegenüber zu. Er musste nur die Richtige Stelle treffen und alles wäre vorbei. Nick wäre der Sieger. Connor besaß sowieso keine Chance zu überleben. Gegen einen Alpha wohl kaum, der jederzeit in der Lage war, sein Rudel auf ihn zu hetzen, erst recht nicht. Schon traurig, wenn man bedachte, dass sein Leben genauso endete wie das seines Onkels. Alleine im Wald zu sterben. Von einem Tier verstümmelt werden. Dabei war er gerade mal 17 und nicht einmal mit der Highschool fertig. Er war genauso ein Teenager wie er. Der im Gegensatz zu ihm in diese Welt hineingeboren wurde.

Crescence - Boy meets LycantropyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt