33. Verzweigungen

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(PoV: Nick)

"Was hast du getan?", fragte Connor seinen Retter, als er die Verwüstung im Keller erblickte. Die Steinwände des alten Gebäudes waren so angeschlagen, dass ein Luftstoß sicher ausreichte, um sie einzureißen. Die Wassermengen waren bis auf wenige Zentimeter, die den Boden bedeckten, gänzlich verschwunden. Normalerweise würde der Junge sich fragen, wie dies überhaupt physikalisch möglich war, aber seine Lungen brannten noch zu sehr von dem Wasser, das ihn beinahe umgebracht hat.

"Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Hauptsache dir geht's gut", nuschelte Nick und legte seinen Kopf auf Connors Brust ab. Es tat gut, seinen Herzschlag zu hören. Es klopfte in seiner Brust, wie eine Trommel, die mit Leidenschaft gespielt wurde. Nick hatte das Gefühl, alles an Connor würde sich viel intensiver anhören als zuvor. Seine tiefe Stimme, sein Herzschlag, seine Atmung. Einfach alles gab Nick ein Gefühl von Geborgenheit. Am liebsten würde er einfach auf Connors Brust liegen bleiben. Bis die Sonne am Morgenhimmel stand.

Nick spürte, wie sich ein Arm um seinen Körper legte. Sanft streichelte die Hand des Harrison-Jungen über seinen Rücken. Nun wollte er erst recht nicht aufstehen. Wie romantisch diese Moment hätte sein können, wäre da nicht die Tatsache, dass Zayne sie jagte und nicht locker lassen würde, bis er das bekommt, was er will.

“Du bist wirklich der Wahnsinn, Nick. Seit wann empfindest du so für mich?”, fragte Connor und richtete seinen Blick auf den Werwolf, der in seinen Armen lag. Niemals hätte er gedacht, dass Nick, sein Feind, dasselbe für ihn empfinden würde, geschweige denn, überhaupt nur jemals Sympathie für einen Menschen wie Connor empfinden könnte. Einen Harrison. Er hätte verstanden, wäre Nick einfach ohne ihn abgehauen, doch er blieb bei ihm bis zum bitteren Ende. Connors Herz war noch immer völlig überrumpelt von dieser Tatsache. Er küsste Nicks Stirn und atmete tief aus vor Erleichterung. Obwohl er genauso gut wie Nick wusste, dass dieser Kampf noch lange nicht vorbei sein würde.

“Seit dem du mich so schamlos über die Tanzfläche geführt hast, sehe ich dich in einem ganz anderen Licht”, beichtete Nick und versteckte sein rotes Gesicht hinter dem blauen Stoff von Connors Hemd, im Glauben, sein Gegenüber würde es nicht sehen.

“Du bist wirklich ein grandioser Tanzpartner. Ich hoffe sehr auf eine weitere Gelegenheit, Köter”, kicherte Connor und wuschelte Nick durch sein nasses Haar. Nachdem die Jungen den ersten Schock über ihren beinahen Tod verkraftet haben, richteten sie sich langsam wieder auf. Nick, dessen Körper natürlich viel schneller regenerierte, half dem am Boden liegenden Connor auf. Dieser stand noch ziemlich wacklig auf den Beinen.

“Hey Connor, nimm das mit den Briefen bitte nicht persönlich. Ich dachte, dies wären Drohbriefe von dem Russen von diesen Rowdys aus der Oberstufe gewesen. Ich lebte jeden Tag in Angst und Schrecken, dass sie mir als nächstes sämtliche Knochen brechen würden. Warum hast du überhaupt einen auf extravagante-Bitch machen müssen? Wieso kannst du überhaupt Russisch?”, fragte Nick. Jetzt wo er über Connors Geständnis nachdachte, schwirren ihm so viele Fragezeichen im Kopf herum. Auf diese Möchtegern mysteriöse Art würde er wirklich niemals einen Freund oder Freundin abbekommen. Es musste ihm einfach mal jemand sagen.

“Unser Vater hat uns aus verschiedenen Ländern Osteuropas adoptiert. Ist wohl einfacher für einen Mann mit der nötigen Summe im Portemonnaie gewesen, dort an ein Kind zu kommen. Meine Schwester Jade ist Rumänien, Charlie aus Tschechien und ich aus Russland. Aus irgendeinem Grund hielt Dad es für wichtig uns die Sprachen und Kultur unseres Herkunftslandes beizubringen. Deswegen kann ich es seit meiner Kindheit fließend sprechen”, erklärte er.

“Oh verstehe. Meine Mu- also… Ja, meine Mutter. Die Frau bei der ich aufgewachsen bin und für mich auch immer meine Mutter sein wird, lehrt mich von Geburt an Spanisch. Fließend konnte ich es erst mit glaube ich mit 12 oder 13. Wirklich erstaunlich, wie schnell du lernst. Du bist wohl das intelligenteste Geschwisterchen”, bewunderte Nick und lächelte den Teenager dabei an. Connor tat so, als würde er nasse Haarsträhnen aus seinem Gesicht entfernen, dabei wollte er lediglich mit seinem Arm seine geröteten Wangen verdecken.

Crescence - Boy meets LycantropyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt