Kapitel 22

290 22 1
                                    

Justins POV:

»Zwei mal innerhalb weniger Wochen. Muss ein neuer Rekord sein«, gab Mary angepisst von sich und ich konnte sie verstehen. »Und dann auch noch bei den gleichen Leuten.« 

Der einzige Grund dafür, dass wir gefangen genommen wurden war, dass ich abgelenkt war, als Kayleight mit dem Pfeil getroffen wurde, genauso wie Sam. Zu meiner Überraschung hat Mary noch nicht ein Wort darüber verloren, dass es ja alles ihre Schuld war.

»Sich darüber zu beschweren macht es auch nicht besser«, meinte ich nur. Zu sehr war ich in meine Gedanken vertieft, denn ich machte mir verdammt große Sorgen um Kayleight. Dass sie noch lebte wusste ich, denn schließlich wurde sie mitgenommen. Oder zumindest lebte sie da noch. Wenn der Mann ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, dann ist er...

»Der Mann heißt Carter und wir ich nichts tun. Leider«, ertönte eine weibliche Stimme. Es musste eine Fee sein, denn sie konnte meine Gedanken lesen. Kurz darauf kam sie durch die Tür des Raumes, in den sie uns gesperrt hatten. Wir drei waren alle angekettet. 

Die Fee, die reinkam, war Maya. Doch natürlich war sie nicht allein. John folgte ihr und hockte sich vor Sam hin. Verwirrt sahen wir zu ihnen. Sam hat noch kein Wort gesagt, seitdem wir hier sind. Was wollten sie also von ihm?

»Samuel Griffiths. Die Dinge, die über dich im Umlauf sind, sind ganz schön schlimm, huh?«, meinte John. Sam grinste ihn nur kalt an. So wie John das aussprach, glaubte er nicht an all die Dinge, die über Sam verbreitet wurden. Doch das sollte er, denn sie sind alle wahr. Jede einzelne Geschichte.

»Ich frage mich, weshalb du dich auf die Seite von denen geschlagen hast«, sprach John weiter. Mary und ich warfen uns gegenseitig einen, noch immer verwirrten, Blick zu, bevor wir beide wieder zu John und Sam sahen.

»Hat seine Gründe«, gab Samuel von sich. Es war das erste Mal, dass er hier sprach. John schien nicht damit gerechnet zu haben, dass Samuel den Mund aufmachte, doch beeindruckt schien er von der Antwort auch nicht zu sein.

»Sind die Gründe stark genug, um auf deren Seite zu bleiben, oder könnten wir dich davon überzeugen, uns zu helfen?«, wollte John nun wissen. Diese Frage ließ mich leicht schlucken. Sam stand gern auf der Gewinnerseite und bei uns hat er schon viele Niederlagen miterleben müssen, auch wenn wir schlussendlich immer - oder meistens - gesiegt hatten.

»Kommt darauf an, was ich davon habe«, entgegnete Sam und wirkte wirklich interessiert. Mary lehnte ihren Kopf an die Wand und schloss die Augen, als könnte sie nicht glauben, was Samuel da gerade gesagt hat. Aber um ehrlich zu sein - das konnte ich ebenfalls nicht.

Mary war ihm in vielen Sachen ähnlich, doch sie würde nicht spontan die Seiten wechseln. Eigentlich dachte ich, dass es bei Sam mittlerweile ebenfalls so war, doch es sah im Moment nicht danach aus.

»Du wirst am Leben bleiben und kannst ein wenig Spaß haben«, sagte John und grinste dabei. Spaß am Töten - den hatte Samuel. Doch hatte er schon ewig niemanden mehr grundlos getötet und das taten diese Jäger nunmal. 

Samuels Gesichtsausdruck verriet nicht sehr viel. Er war neutral, doch er schien ernsthaft darüber nachzudenken und das gefiel mir nicht. Hätten sie Sam auf ihrer Seite, dann würden wir ein großes Problem am Hals haben. Ein sehr großes.

»Ich drücke es mal so milde aus, wie ich kann«, begann Sam. »Ich würde lieber sterben, als mich euch anzuschließen.« Innerlich atmete ich gerade stark aus, denn es beruhigte mich zu wissen, dass ich mich getäuscht hatte; er würde die Seiten nicht einfach wechseln.

John schien die Antwort nicht zu gefallen und er nahm blitzschnell einen Dolch aus seiner Tasche. Er hielt ihn an Sams Brust. Dieser sah den Dolch jedoch nur unbeeindruckt an und blickte dann wieder zu John.

dark life ➹ j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt