Kapitel 25

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Justin und ich sahen Samuel überrascht und geschockt an. Er bezeichnete ihn vom Charakter her als Dämon und nach dem Grund wollte ich gar nicht erst fragen, doch Justin tat es. Natürlich wollte er wissen, was genau geschehen war.

»Wir waren in einem Dorf und jemand hat ihn dumm angemacht. Er ist ausgeflippt und hat das ganze Dorf umgebracht. Später dachte ich, dass er wenigstens Reue zeigen würde, aber stattdessen sagte er einfach nur, dass solche Dinge hin und wieder vorkommen würden«, erzählte Samuel und ich sah ihn mit offenem Mund an. 

»Also glaubt mir, wenn ich euch sage, dass er uns nur am Leben gelassen hat, weil er etwas anderes geplant hat«, fügte er noch hinzu. Nun, das ließ mich stark schlucken. Was könnte jemand in seinem Alter noch diabolisches geplant haben? Dann sahen Justin und ich uns an. Wie aus einem Mund sprachen wir unsere Gedanken aus.

»Er will sich den Jägern anschließen.« Samuel nickte. Ich ließ meinen Kopf an den Sitz knallen und schloss die Augen. Wir wussten noch immer nicht viel über die Jäger, doch ihr einziger Vampir war nun tot. Sie würden Julien mit offenen Armen willkommen heißen, denn er war nicht nur ein Vampir, sondern auch stark. 

Als ich die Augen öffnete, waren Justin und Samuel schon längst im Haus verschwunden. Ich wusste, dass ich eigentlich nach Hause musste, aber dennoch stieg ich seufzend aus und rannte ebenfalls zum Haus. Die Haustür war noch offen und ich ging hinein. 

Ich hatte einen Kampf mit Julien erwartet, doch die Wachen von Camille hielten ihn fest. Sie lächelte zufrieden, als hätte sie etwas, was sie ebenfalls schon lange wollte. Sie sammelten die bösen Vampire ein, natürlich musste sie froh sein, Julien zu haben.

Dieser versuchte sich aus den Fängen der Wachen zu befreien, aber er hatte nicht einmal die geringste Chance gegen sie. Für sie waren sie einfach zu stark. Jedenfalls zusammen.

»Ich möchte euch allen erst einmal mein Beileid aussprechen, wegen des Verlusts des Werwolfs«, begann sie, doch es schien nicht, als würde es sie sonderlich interessieren. Für sie war Cassie ja auch nur irgendein Werwolf gewesen. 

»Und gleichzeitig möchte ich mich bei euch bedanken. Wir haben schon ewig versucht Julien zu fangen.« Wenn selbst Samuel seine Schwierigkeiten hatte ihn aufzuspüren, dann ist klar, dass sie es nicht geschafft hatten. Wie Maschinen nickten wir alle einfach nur. Ich hatte irgendwie nicht das Gefühl, glücklich darüber sein zu müssen, dass sie ihn hatten. Zwar mussten wir jetzt nichtmehr befürchten, dass er sich den Jägern anschließt, doch ich begann mich zu fragen, was die mit ihm anstellen würden.

Was er getan hat und wie er sich verhalten hat, war unverzeihlich. Aber würde ich mir nicht eigentlich selber widersprechen, wenn ich ihn jetzt deswegen verurteile? Wegen seiner Vergangenheit? Genau das würde ich. 

»Ihr habt das geplant, oder? Ihr alle!«, schrie Julien und versuchte weiterhin, sich zu befreien. Samuel begann zu grinsen und nickte einfach nur. Dann wurde es mir klar; er musste Camille bescheid gegeben haben. Wahrscheinlich mit einem Handy. Vielleicht dem von Justin, denn so überrascht schien auch er nicht zu sein. 

Dann gingen die Wachen mit ihm an mir vorbei. Neben mir schaffte er es fast, sich loszureißen. Julien sah mir in die Augen. Es sah aus, als würde er weinen. 

»Du weiß, was sie mit mir anstellen werden«, flüsterte er mir zu. Dabei liefen ihm weitere Tränen die Wange hinunter. »Das habe ich nicht verdient«, fügte er im selben Ton hinzu. Nachdem er das gesagt hatte, verschwanden die Wachen mit ihm. Auch Camille ging nach draußen. Ich lief ihr hinterher. 

»Camille?«, sagte ich. Verwirrt drehte sie sich um und sah mich an. Nicht mit dem Blick, als würde sie denken, sie wäre etwas Besseres als ich, sondern mit einem Blick, wie man Freunde ansah. Ich schluckte. Wahrscheinlich würde ich bereuen, was ich nun sagen würde.

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