Kapitel 4

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Ich ließ mich neben ihr fallen und schüttelte sie, damit sie aufwachte. Sie konnte nicht sterben. Sie durfte nicht sterben. Auch Riley schien geschockt zu sein, ließ das Ziel fallen und kam zu mir.

Er fühlte ihren Puls und schüttelte dann den Kopf, weshalb ich noch stärker zu weinen begann. Doch dennoch rüttelte ich sie weiter, denn vielleicht würde sie ja trotzdem wieder aufwachen.

»Kayleight«, sagte Riley vorsichtig, doch es interessierte mich nicht. Ich musste Ana wieder aufwecken.

»KAYLEIGHT«, schrie er dann, doch noch immer sagte ich nichts. Dann riss er mich von Ana weg. Meine Hände waren voller Blut. Ihr Blut.

Riley begann mich zu schütteln und zwang mich dazu ihn anzusehen. »Wir können nichts mehr tun, Kayleight. Es ist zu spät«, sagte er leise. Ich nickte langsam, doch verstehen wollte ich es immer noch nicht. Vielleicht war es ja nur ein Albtraum und ich würde gleich neben Justin aufwachen.

Doch das passierte nicht. Irgendwann nahm Riley mich einfach in den Arm. Davor hatte es so ausgesehen, als würde er telefonieren. Mit wem war mir egal. Im Moment war mir einfach alles egal.

* * *

Es stellte sich heraus, dass Riley einen Krankenwagen gerufen hat. Nicht, weil er davon ausging, dass sie noch lebte, sondern weil er wollte, dass ein Arzt es für mich bestätigte, was er schließlich auch tat. Sie war tot.

Ein Leichenwagen kam nur eine viertel Stunde später und nun versuchte ich nicht wieder los zu weinen. Justin, Kyle und Samuel waren mittlerweile auch da.

Als der Leichenwagen abfuhr und wir von der Polizei befragt wurden verschwand auch die. Nun waren wir alleine.

»Möchtest du uns sagen, weshalb du mit dem Jäger hier warst?«, ertönte auf einmal eine weibliche Stimme und wir alle sahen in die Richtung, aus der diese kam. Es war Mary.

Ich sagte nichts und gerade wollte sie wieder fragen, als Riley die Sache aufklärte. Alle schienen es zu verstehen und sagten deshalb nichts weiter dazu.

»Irgendwas sagt mir, dass dieser Mord kein normaler Mord war«, meinte Samuel dann. Sosehr ich glauben würde, dass es ein normaler Mord war, war ich derselben Meinung wie Samuel. Das sagte mir mein Bauchgefühl. So oder so - es war einfach schrecklich. Ana hatte niemandem je etwas getan.

»War es auch nicht. Ich hab aber so eine Ahnung«, sagte Riley und wir alle sahen ihn an. Justin hielt schon die ganze Zeit meine Hand.

Riley ging zu der Stelle, wo wir Ana gefunden haben und zeigte auf etwas an der Wand des Hauses. Dort war etwas hineingeschnitzt worden. Es war ein Bogen. Doch er war nicht einfach nur hineingeschnitzt - nein. Die eingeritzten Stellen waren Blutrot, als hätte derjenige, der das getan hat, an dem Messer ihr Blut gehabt.

Das ließ mich schlucken. Noch immer kämpfte ich mit den Tränen und das machte es nicht unbedingt besser.

»Okay, das reicht. Ich bringe Kayleight nach Hause«, sagte Justin und ging mit mir zu meinem Auto. Er setzte sich vor und ich ließ mich stumm auf dem Beifahrersitz nieder. Nach fahren war mir gerade sowieso nicht zu mute.

Die ganze Fahrt über schwiegen wir. Es gab auch nichts zu bereden. Eine meiner besten Freundinnen war gestorben. Erst Josi vor nicht allzu langer Zeit. Dann Jazzy und jetzt Ana. Bei den anderen zwei wussten wir, wer die Schuld trägt, doch bei Ana waren wir komplett ahnungslos.

Als wir bei mir ankamen brachte Justin mich zur Tür. Nachdem ich aufgeschlossen hatte hielt ich ihn jedoch zurück. Jetzt wollte ich einfach nur alleine sein und ich hoffte, dass er das verstehen konnte.

Er beugte sich nach vorn und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Wir werden das Arschloch finden, okay?« Ich nickte. Da war ich mir ziemlich sicher. Und wenn nicht, dann würde es die Polizei tun.

Dann ging ich hinein. Caya bellte, doch ich ignorierte es. Mir war grad nicht danach, sie zu begrüßen. Meine Mom kam aus der Küche und ohne auch nur zu zögern umarmte sie mich sofort. Sie kannte Ana auch schon eine ganze Weile.

Wieder begann ich zu weinen und sie streichelte meinen Rücken. Auch mein Dad und Layla kamen und wir umarmten uns alle zusammen. In Momenten wie diesen war ich froh, sie meine Familie nennen zu können. Trotz unserer Differenzen manchmal.


Justin's POV:

Schnell ging ich nach Hause. Ana und ich standen uns nie wirklich nah, das wusste sie auch. Sie mochte mich nicht wirklich und ich sie auch nicht unbedingt. Aber dennoch war alles was ich wollte, dieses Arschloch zu töten, das Ana umgebracht hat.

Die anderen waren schon da, als ich ankam. Zu meiner Verwunderung war auch Riley hier und gerade als ich fragen wollte was er hier machte ergriff Mary das Wort.

»Nicht fragen, einfach anhören was er zu sagen hat«, sagte sie und seufzend sah ich zu Riley, damit er zu sprechen begann. Nun war ich gespannt auf das, was er zu sagen hatte.

»Dieses Symbol, was derjenige dort hinterlassen hat, gehört zu einer Gruppe Jägern. Warum sie einen Menschen getötet haben, weiß ich nicht, doch sie sind es. Auf jeden Fall«

»Was machen die hier? Gehören die zu dir?«, wollte ich sofort wissen. Wenn eine Gruppe unkontrollierter Jäger hier rumläuft könnte das für uns alle ziemlich unschön werden. Zwar musste ich noch nie vor Jägern fliehen, da ich vorher nie welchen begegnet bin, doch ich wusste von Erzählungen her, dass es nicht gerade einfach war. Besonders, wenn die Jäger schon relativ viel Erfahrung hatten.

»Nein, die Jäger hier in der Stadt gehören keiner offiziellen Gruppe an, da es hier offiziell auch keine Wesen mehr gibt, schon vergessen?«, entgegnete Riley. Normalerweise würde ich es nicht tolerieren, dass er so mit mir sprach, doch gerade hatten wir ein anderes Problem.

»Kennst du sie persönlich?«, fragte ich. Das war wichtig. Nicht nur, weil er uns sie somit vielleicht vom Hals halten könnte, sondern auch, weil er auf ihre Seite wechseln könnte. Ich war mir ziemlich sicher, dass man mir meine Befürchtungen ansehen konnte, doch es war mir egal.

»Den Anführer? Nein. Aber ein ehemaliger Freund hat sich ihnen angeschlossen. Doch glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich nicht wirklich was von ihnen halte. Während ich die Menschen einfach nur beschützen will, indem ich die töte, die wirklich übel sind, ist es ihnen egal, ob ihr gut oder böse seit.«

»Also würdest du dich ihnen nie anschließen?«, wollte Mary wissen und sprach mir somit aus der Seele. Riley schüttelte sofort den Kopf.

»Ich lege zwar für keinen meiner Leute die Hände ins Feuer, aber ihr könnt euch sicher sein, dass ich nicht vorhabe mich ihnen anzuschließen«, antwortete er und schien es ehrlich zu meinen. Das Problem bei allem war nur, dass ich mir nicht sicher war, ob man ihm zu hundert Prozent trauen konnte, doch das würden wir ja noch sehen.

»Du hast keine Ahnung, wie der Anführer aussieht, oder?«, fragte ich und wieder schüttelte Riley den Kopf. Hätte ja sein können, dachte ich. Wir hatten weder eine Ahnung, wie der Anführer aussieht, noch wo sich seine Gruppe gerade befand oder was für Waffen sie hatten. Klasse.

»Und was können wir jetzt machen, um sie zu töten?«, wollte Samuel wissen. Alle sahen zu Riley, da er sozusagen unsere einzige wirkliche Quelle war, was Jäger anging. Obwohl er anders war als der Typ hatten Jäger doch bestimmt ähnliche Methoden, um ihre 'Opfer' zu jagen, oder?

»Warten. Das einzige, was ihr machen könnt, ist warten. Ihr würdet nie herausfinden können, wo sie sich aufhalten.«

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