You Know Me | boyxboy✓

9.

Daniel:

Heute holte mich ausnahmsweise nicht mein Wecker, sondern Maurice Arm auf meinem Gesicht aus meinem Traum.
Wie kann es eigentlich sein, dass man immer bei der Besten Stelle geweckt wird?
Woran liegt das?

Ich schob Maurice zur Seite und stieg schonmal aus dem Bett. Er schlief noch wie ein Murmeltier.
Ich spürte auf einmal einen schlimmen Muskelkater im Oberarm, der wahrscheinlich von der Rauferei gestern zustande kam.
"Dehnen!", würde Maurice jetzt sagen, um mich zu ärgern, obwohl ich eigentlich derjenige bin, der ihn immer ermahnt.
Bei dem Gedanken musste ich Grinsen.

Ich entschied mich dazu, eine Dusche zu nehmen. Gestern haben wir das beide völlig vergessen, hätten wir aber dringend nötig gehabt.
Meine Armen Eltern.

Ich legte mir Klamotten zurecht, schloss die Badezimmertür hinter mir und zog mich aus.
Das warme Wasser auf der Haut tat wirklich gut. Während das Wasser über meinen Körper floss, war es als würde ich meine Sorgen und Erinnerungen von gestern mit abwaschen und alles vergessen. Diese Woche war schon anstrengend, und nächste Woche dann nach Paris.
Da fiel mir etwas ein, was ich total verdrängt habe.
Die Schulband!
Ich habe ganz vergessen, mich anzumelden!

Hastig trocknete ich mich ab und stieg aus der Dusche.
Bis wann war nochmal die Anmeldefrist?
Stand da nicht was mit April?
Ohne mich überhaupt anzuziehen lief ich schnell in mein Zimmer und holte mein Handy.
Maurice schläft zum Glück noch, sonst wäre es echt peinlich gewesen.
Mit dem Handy lief ich wieder ins Bad und wickelte mir ein Handtuch um den Bauch.
Schnell loggte ich mich in die Schulwebsite ein.
Wo stand das nochmal...?

Scheiße!
Anmeldefrist ist bis 21.04.
Genau dann, wenn die Klassenfahrt ist.
Und nächste Woche kann ich nicht mehr hin.
Große Scheiße!
Mir kamen fast die Tränen.
Nein, jetzt nicht weinen.
Ich habe jetzt ein halbes Jahr auf diesen Moment gehofft, und nun müsste ich noch ein Jahr warten?
Kann man nicht auch am Wochenende kommen?
Ich schaute mir nochmal den Flyer an und suchte nach dem Feld, wo die abzusprechenden Lehrer standen.
Nein.

Herr Götzinger

Das stand da.
Unser Chemielehrer?!
Seit wann macht der Musik?
Nein, das reichte mir jetzt. Ich hatte keinen Nerv mehr.
Ich zog mich langsam an und stampfte zurück ins Zimmer. Maurice war bereits wach und saß am Bettrand, mit seinem Handy in der Hand.

"Daniel? Alles gut? Du schaust so... Bedrückt..."

"Ja... Ach, eigentlich ist mir nach Weinen zumute..."

"Bist du in der Dusche ausgerutscht oder wie?", versuchte Maurice mich zum Lachen zu bringen. Es funktionierte auch. Aber es änderte nichts an meiner Stimmung.

"Ich habe die Anmeldung und den Termin fürs Vorsingen total verpeilt..."

"Bei der Schulband? Ich wusste gar nicht, dass du beitreten möchtest! Du singst?!"

Ich schwieg. Habe ich ihm das nicht gesagt? Ich dachte schon.
Hör auf, dich selbst anzulügen, Daniel.
Dir ist es peinlich.
Gib es zu.

"Weißt du was?", meinte Maurice gelassen, "Wir können heute einfach mal zur Schule fahren und fragen, ob sie eine Ausnahme machen. Du stellst deine Musikalischen Künste einfach heute vor.
Wie wäre das?

Ich schaute ihn mit großen Augen an.
Maurice. Unser Chemielehrer leitet das.
Was sagst du dazu?
Ich sah in Maurice Augen, dass er angestrengt versuchte, nicht die Hoffnung zu verlieren mir seine Idee rüberzubringen. Er dachte nach.

"Dann ist das halt so Daniel. Möchtest du es jetzt nur deswegen nicht versuchen?"

Stimmt.
Was habe ich wieder übertrieben.
Ich tue es.
Ich muss es wenigstens probieren!

Maurice:

Das Bett war so schön warm und weich, ich verstand, warum Daniel öfters zu spät zu Terminen kam. Jedes Mal, wenn ich bei ihm schlief, genoss ich es, länger schlafen zu können.
Im Halbschlaf merkte ich, wie neben mir jemand aufstand und ins Bad ging. Wahrscheinlich wollte er duschen.
Sollte ich auch machen, ich stank unerträglich.

Müde streckte ich mich am ganzen Körper. Ich wollte aufstehen und mich ebenfalls fertig machen, doch die Wärme hielt mich zurück.
Wenn ich jetzt aufstand, war die Ganze Wärme weg.
Verschlafen drehte ich mich auf die andere Seite.
Auf einmal vernahm ich Schritte und ich tat so, als würde ich noch schlafen. Der soll mich hier nicht aus dem Bett zerren.

Daniel kam ins Zimmer gestampft und schien nach irgendwas zu suchen. Vorsichtig blinzelte ich gegen das Sonnenlicht und vernahm Daniels Umriss.
Ich konnte meinen Augen nicht trauen.
Er stand nackt vor mir.
Und er wusste nicht, dass ich wach bin.
Könnte man doch nur mit seinen Augen Fotos schießen...

Als Daniel wieder verschwunden war, beschloss ich, ebenfalls aufzustehen. Jetzt war die Müdigkeit sowieso verflogen und ich musste mich ja eh irgendwann fertig machen. Langsam rollte ich mich aus dem Bett.
Ich ging zu Daniels Kleiderschrank und suchte mir frische Klamotten.
Duschen könnte ich auch später.

Ich hörte von unten auch Geräusche, wahrscheinlich machte Daniels Mutter gerade Frühstück. Sie war so ein lieber Mensch. Gerade holte ich mein Handy raus, als David erneut, diesmal mit einem Handtuch umgewickelt vor mir stand. Ich blickte hoch und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
Was war mit seinem Gesicht los?
Weinte er etwa?

"Daniel? Alles gut? Du schaust so... Bedrückt...", fragte ich etwas besorgt. Ich habe ihn ehrlich gesagt selten so gesehen und eigentlich vertrauen wir uns unsere Probleme auch an.

Er schaute mich mit einem aufgezwungen Lächeln an.

"Ja... Ach, eigentlich ist mir nach Weinen zumute...", gab er schließlich zu.

"Bist du in der Dusche ausgerutscht oder wie?", meinte ich gewitzt und anscheinend gefiel ihm das auch, doch ich sah, dass er trotzdem bedrückt war

"Ich habe die Anmeldung und den Termin fürs Vorsingen total verpeilt...", rutschte es aus ihm raus

"Bei der Schulband? Ich wusste gar nicht, dass du beitreten möchtest! Du singst?!"

Hat er mir das schonmal erzählt??
Davon habe ich noch nichts mitbekommen. Ich weiß bisher nur, dass er anscheinend Klavierunterricht nimmt, aber gesehen oder gehört habe ich ihn nie. Er hätte bestimmt eine tolle Singstimme.

Ich machte mir ihm aus, dass wir heute noch Herrn Götzinger kontaktierten und zur Schule fuhren. Ich sah ihm an, dass ihm das wirklich wichtig war. Ich hoffe nur, dass alles gut läuft.