17.

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Maurice:

Wir liefen die Treppe zum Jugendraum hinunter, Daniel und ich.
Wir mussten durch einen Gang laufen, der mit ein paar verschlossenen Türen verbunden war. Am Ende kam Licht durch einen Türschlitz und wir wagten einen Blick hinein.

Es war ein riesiger Raum, es gab einen Kicker-Tisch, ein riesiges Sofa, eine große Theke, die wahrscheinlich noch mit einer Küche verbunden war. In der Ecke stand ein großes Flügel und in einem Schrank daneben konnte ich einige Gitarren erkennen. Es war wahrscheinlich auch für große Partys gedacht, an der Decke hingen Scheinwerfer und eine Diskokugel.

Es hingen hier nur einige Mädchen rum. Und Simon.
Da wurden wir auch schon erkannt.
Von Simon.

"Daniel! Da bist du ja!", grinste er.
Ich wollte mich direkt wieder verziehen.
Und warum wurde ich ignoriert?
"Komm", wisperte mir Daniel zu, nahm seine Hand und machte mich auf den Weg nach oben.

"Warum?", fragte ich zögerlich.
"Ich wollte dich auch mal spielen hören!"

"Gerne ein andermal. Ich mag gerade nicht so gerne..."

"Oha!"
Ich machte einen Schmollmund.
"Komm, bitte! Für mich!"

Langsam gab er nach.

"Na gut... Aber nur kurz."

So unauffällig wie wir waren, liefen wir nach hinten zum Flügel. Keiner beachtete uns, zum Glück.

"Vielleicht bringst du mir ja was bei?", fragte ich ihn. "Dann muss ja nicht jeder mitbekommen, wie du spielst!"

"Was soll ich dir denn da zeigen?"

Ich setzte mich auf den Hocker, damit es keine Ausrede geben konnte.

"Ich kann gar nichts. Gib mir irgendwas, was ich drücken soll."

Ich blickte zu Daniel hoch, der angestrengt zu überlegen schien.

"Okay...", meinte er dann schließlich und legte seine Finger auf meine.

"Du musst dann einfach das hier drücken", erklärte er und presste meine Hand auf die Tasten.

"Ich probier's", lachte ich verlegen.
Also wenn das was wird...

"Wir probieren was vierhändiges. Du musst die ganze Zeit nur diese Tasten drücken, ich mache den Rest."

Es folgte plötzlich eine Flut an Gefühlen, als plötzlich eine Person direkt hinter mich auf dem Hocker Platz nahm. Er lagte seine Arme neben meine auf die weißen und schwarzen Tasten.

"Ich hoffe, dass das okay ist", lächelte er verlegen.
Er saß hinter mir.
Hinter mir.
Auf dem selben Stuhl.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich merkte aber, dass er heute anscheindend ein anderes Parfüm genutzt hat.
Einfach nichts falsches sagen!

"J-Ja klar!", stotterte ich nur.

"Klasse! Dann können wir ja loslegen.
Du weißt ja, was du drücken musst."

Wenn ich ehrlich bin, hab ich's vergessen.
Hilfe, was war denn wieder los mit mir?!
Aber dann fing er schon an.
Überfordert drückte ich etwas, von dem ich dachte, dass es richtig sein müsste.

Die Klänge des Liedes waren so schön, dass ich mich wieder in meiner eigenen Welt verlor. Ich kannste das Lied zwar nicht, aber es war einfach bezaubernd.

Und mit Daniel um mich herum fühlte sich dieser Moment tausend Mal besser an. Seine Hände flogen über die Tasten, so, als würde er sie gar nicht anfassen.

Er gab mir ein Zeichen, dass ich aufhören konnte und er beendete das Stück.
Ich war ehrlich beeindruckt.

"Gut gemacht", flüsterte er stolz in mein Ohr und rappelte sich auf. Er legte seine Hände auf meine Schulter und ich machte auch Anstalten, aufzustehen.

You Know Me | boyxboy✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt