15.

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Daniel:

Nach dem Frühstück sollten wir uns in den Gruppen zusammentun. Mir war es eigentlich relativ egal, Hauptsache, wir haben niemanden der nervt.

"Daniel bleibst du bei uns?", fragte mich Simon.

"Joa, können wir machen. Also einfach unser Zimmer, oder?"

Ich blickte in die Runde. Wie man das jetzt so sagen würde, beschreibe ich diese Truppe als "lost".

Die Lehrer mussten sich nochmal vergewissern, dass wir alle erreichbar waren. Da Frage ich mich nur, was die denn alleine machen? Wir gehen weg und ihr bleibt hier? Für mich klingt das ziemlich verdächtig.

Wir sammelten uns draußen und mussten uns nochmal die ganzen Regeln anhören. Als wären wir jetzt wieder im Chemieunterricht 5. Klasse und gehen die Sicherheitsanweisungen durch.

Und dann ging's los.
Ich war, warum auch immer vorne.
Anscheinend sollte ich die Idioten anführen. Also, bis auf Maurice, er war natürlich kein Idiot.
Während ich die Gespräche im Hintergrund mitbekam, versuchte ich auf Google Maps irgendwo einen schönen Platz zu finden.

"Yo das ist krass!"

"Haha, nicht so krass wie... Daniels Bizeps!"

"Ja! Daniel, spann mal an!"

Was war das jetzt wieder. Ich gehe immernoch nicht für euch trainieren...
Ich ignorierte die Aussage einfach und konzentrierte mich weiter auf den Weg.

Eine Hand berührte meinen Oberarm und drückte zu.

"Daniel ist einfach Maschine!", lachte Jake anerkennend.

Jaja, klar.
So, da drüben war jetzt die Eisdiele.
Noch ein wenig durchhalten, Daniel.
Ich zeigte auf den Stand mit dem Eisverkäufer.

"Dort hinten können wir Frozen Yoghurt und Eiscreme genießen. Habt ihr alle Geld dabei? Ansonsten Pech gehabt!"

"Ansonsten hätte ich noch was zum Leihen!", meinte dann Maurice.

(...)

Wir bestellten uns jeder ein Eis und setzten uns an einen kleinen Tisch, draußen vor dem kleinen Gebäude. Es war sehr sonnig, und obwohl ich nur ein T-Shirt trug, war mir sehr heiß.
Ich blickte mich um und überlegte, wohin wir als nächstes gehen könnten.

"Wir müssen unbedingt auch Erinnerungsfotos schießen!", rief Jake in die Runde.
"Das wird bestimmt lustig!"

Ja, sehr lustig, vorallem wenn du das das vorschlägst! Aber was sollte ich denn jetzt dagegen sagen?

"Hast du denn eine Idee, wo wir die machen sollen?"

Mike ergriff das Wort und meinte: "Einfach über den Tag hinweg an den Plätzen, wo wir Zeit verbringen. Unser ersten könnten wir ja hier schießen."

Na, tolle Wurst.
Ich hasse Fotos, vorallem spontane.
Und mit den Jungs aus meiner Klasse.
Und dann noch in einer Eisdiele.
Außerdem wird das sicher nicht rumgeschickt...
Zum Schluss endet ein Bild von mir als WhatsApp-Sticker oder besser noch, bei so einem alten Herren in der Galerie.

"Super Idee" versuchte ich seiner Idee glücklich zuzustimmen. Vielleicht blieb ich einfach im Hintergrund.

"Daniel, mach du doch einfach das Selfie!", meinte Mike. "Kannst das sicher besser als wir."

Und wer hat das jetzt wieder in die Welt gesetzt? Genervt packte ich meine Handy aus und öffnete meine Kamera.
Ich versuchte noch, meine Haare zu stylen, aber irgendwie war ich etwas unter Druck.

"Jo, Daniel voll Main-Charakter!", posaunte Jake und fing an zu lachen. Der Rest stimmte natürlich wie gewohnt ein und ich bekam wieder seltsame Komplimente, die ich gekonnt zu ignorieren versuchte.

"So, dann alle mal lächeln", meinte ich und versuchte alle aufs Bild zu kriegen. Ich selber lächelte auch, zumindest probierte ich das.
Dieser Tag wird einfach schrecklich.

Nachdem wir ein Foto hatten, musste ich nochmal jedem versichern, dass ich es an alle sende und wir brachen endlich auf. Während wir einen neuen Platz suchten um uns niederzulassen, liefen wir an einer Gruppe Straßenmusikanten vorbei.

Es waren zwei Männer und eine Frau, die Trompete, Gitarre und auf einem Keyboard spielten. Die Musik faszinierte mich und ich blieb direkt stehen.
Die drei spielten irgendwas mit Jazz, aber es klang so gut, dass ich meine Gedanken komplett vergaß. Verloren in der Welt meiner Gedanken lauschte ich einfach den Tönen, die ich vernahm, wurde aber leider zu schnell wieder rausgezogen.

"Daniel, wir wollen weiter!"

"Yo, wartet eben noch", stimmte ich zu und kramte ein paar Münzen aus meiner Tasche. Das Trio hatte definitiv mehr verdient, aber ich brauchte selber noch etwas Geld für den Rest des Tages.

Der verlief aber relativ langweilig, denn nach kurzer Zeit wollte jeder wieder zurück, aber es war schon Nachmittag und wir fanden keine interessantem Orte mehr. Also beschlossen wir, wieder umzudrehen und wir verzogen und wieder ins Wohnheim zurück.

Wir hätten noch eine Ganze Stunde, bis wir offiziell zurück sein und uns im Gemeinschaftsraum treffen sollten.
Also schmiss ich mich erstmal aufs Bett und kramte mein Handy aus. Ein paar Bilder, die ich über den Tag gesammelt hatte, postete ich direkt auf Instagram.
Das aber auch nur, weil ich seit längerem etwas inaktiver war.
Maurice war in die Dusche gegangen und wollte sich nochmal umziehen, da er heute morgen nicht so viel Zeit mehr hatte.

(...)

Eine Stunde später gingen wir ins Wohnzimmer, das die Lehrer auf "Raum der Gemeinschaft" getauft hatten und nahmen auf den Sofas Platz.
Im Namen Gemeinschaft steckte ja das Wort "gemein", und ich denke, dass das bei uns sehr gut zutrifft.

Als alle da waren, erklärten uns zwei Lehrerinnen welche Programmpunkte noch anstanden, und über welche wir selbst entscheiden durften.
Das Einzige, was ich noch mitbekam, war, dass am letzten Tag vor der Abreise noch eine Party anstand.

Ich war etwas abgelenkt von Maurice, der im Hintergrund eine Hitzige Diskussion mit Tania zu führen schien. Ich hoffe für die beiden inständig, dass das nicht zu einem langen Streit ausarten würde. Das schien nämlich seit gestern so zu sein.

Und wo Timo hin verschwunden war, wusste ich nicht.
Ich habe auch noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Aber dem Anschein nach, war er ein dreckiger Schlawiner.
Und war er nicht in unserer Zimmerliste eingetragen? Letzte Nacht war er nicht da. Langsam wuchs mir das alles über den Kopf und ich musste unbedingt noch mit Maurice reden. Heute wird das aber wahrscheinlich nichts mehr, wenn er so wütend ist. Morgen wird hoffentlich ein besserer Tag.

You Know Me | boyxboy✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt